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author markus schnalke <meillo@marmaro.de>
date Thu, 06 Mar 2014 10:00:37 +0100
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564 .H0 "Diskussion 564 .H0 "Diskussion
565 .P 565 .P
566 Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen 566 Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen
567 Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend 567 Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend
568 sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich 568 sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich
569 Denkenden aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr 569 Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr
570 viele Personen und Institutionen und Unternehmen mit ihrern 570 viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern
571 eigenen, unterschiedlichen Interessen mitreden, ohne dass es eine 571 eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine
572 klare Fuehrung gaebe. 572 klare Fuehrung gaebe.
573 Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte 573 Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte
574 Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access 574 Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access
575 nicht. 575 nicht.
576 .P 576 .P
577 Das hat Gruende:
577 Zu stark ist die systemimmanente 578 Zu stark ist die systemimmanente
578 Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den 579 Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den
579 Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest schlagkraeftig 580 Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkraeftig
580 und konsequenzbereit zu organisieren. 581 und konsequenzbereit zu organisieren.
581 Zu stark sind die Traditionen 582 Zu stark sind die Traditionen
582 des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen 583 des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen
583 im System abhaengig. 584 im System abhaengig.
584 Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen. 585 Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen.
585 .P 586 .P
586 So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor, 587 So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor,
587 der nur den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der 588 der lediglich den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der
588 idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht neben den 589 idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht oft neben den
589 pragmatischen Anforderungen unter. 590 pragmatischen Anforderungen unter.
590 Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie 591 Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie
591 jedoch deutlich weniger ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem 592 jedoch deutlich schwaecher ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem
592 .I "Shared Source" -Konzept 593 .I "Shared Source" -Konzept
593 auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine 594 auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine
594 Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des 595 Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des
595 Open Source, verurteilt. Die Gemeinschaft grenzte sich damit von 596 Open Source, verurteilt. Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab.
596 reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet der Bewegung 597 Diese Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet
597 verwaessern wuerden, ab. Solche Tendenzen fehlen dem Open 598 der Bewegung verwaessern wuerden, fehlt dem Open
598 Access. Der Begriff ``Open Access'' wird wahllos verwendet. Die 599 Access bislang. Der Begriff ``Open Access'' wird fast wahllos
599 Gemeinschaft \(en Welche Gemeinschaft? \(en hat noch keine Form 600 verwendet. Die wissenschaftliche
601 Gemeinschaft (Welche Gemeinschaft denn?) hat noch keine Form
600 der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie 602 der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie
601 sollte sich auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche 603 sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche
602 Werte und Forderungen sie denn vertreten. So sind es nun vielmehr 604 Werte und Forderungen sie denn vertritt. So sind es nun vielmehr
603 die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und 605 die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und
604 ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen der 606 ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen haben die
605 Wissenschaftler haben sie die Kontrolle grossteils aus der Hand 607 Wissenschaftler heute die Kontrolle grossteils wieder aus der Hand
606 gegeben. 608 gegeben.
607 .P 609 .P
608 Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden 610 Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden
609 Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert 611 Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert
610 natuerlich die Gold-OA-Umsetzung. Die Verwertungsunabhaengige 612 logischerweise den Goldenen Weg. Die verwerterunabhaengige
611 Zugaenglichmachung, via Gruenem Weg, geht als 613 Zugaenglichmachung, auf dem Gruenem Weg, geht als
612 \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der 614 \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der
613 Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die 615 Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die
614 Wissenschaftler die freien Repositorien stets als ersten 616 Wissenschaftler die freien Repositorien als natuerlichen ersten
615 Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag 617 Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag
616 zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu 618 zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu
617 sein. Mit dem Preprint-Server ArXiv ist die Praxis, z.B. in 619 sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die
618 der Physik, gar nicht so weit davon entfernt. 620 Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt.
619 .P 621 .P
620 Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist solch 622 Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist diese
621 eine Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den 623 Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den
622 Verwertern. Entscheidend ist, dass nichts dagegen spricht, Geld 624 Verwertern. Entscheidend dabei ist, dass dort nichts gegen eine
623 damit zu machen, nur darf dieses Bestreben die Rechte der 625 kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die
624 Allgemeinheit nicht beschraenken. 626 Rechte der Allgemeinheit nicht beschraenken. Beim Open Access
625 .P 627 dagegen gehen die Tendenzen oftmals in Richtung
626 Im Bezug auf den Open Source konnte man sachlich argumentieren, 628 Non-Commercial-Einschraenkung. Das wird zum einen daran liegen,
629 dass sich die Verwerter dieses Marktfeld exklusiv reservieren
630 wollen und andererseits manche Wissenschaftler dadurch die
631 Unternehmen von der Verwertung ihrer Werke ausschliessen wollen.
632 Die Freie Software verwendet dazu lieber das Copyleft-Prinzip, das
633 die kommerzielle Nutzung sehr wohl zulaesst, aber sicherstellt,
634 dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen
635 Nutzung hat.
636 .P
637 Im Bezug auf den Open Source kann man sachlich argumentieren,
627 dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus 638 dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus
628 entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann. 639 entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann.
629 Das sogar auf zweierlei Weise: Es bietet anderen 640 Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet so anderen
630 Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu 641 Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu
631 finden und weitere Erkenntnisse zu sehen, dann werden Querverweise 642 finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken, auch werden Querverweise
632 und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zu letzt 643 und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zuletzt
633 werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu 644 werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu
634 sein, sorgfaeltiger Arbeiten. Diese Verbesserungen der 645 sein, sorgfaeltiger arbeiten. Diese Verbesserungen der
635 wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie 646 wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie
636 auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur 647 auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur
637 zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und 648 zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und
638 Selbstorganisation versagt. 649 Selbstorganisation versagen.
650 Das bisherige Zoegern der Wissenschaft mag von einem fehlenden
651 Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen.
639 .P 652 .P
640 Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free 653 Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free
641 Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber, 654 Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber,
655 die der Open Access nicht erkennen laesst.
656 Der Grund mag darin liegen, dass dort eine groessere Bindung
657 zum eigenen Werk vorliegt als es bei den Wissenschaftler der Fall
658 zu sein scheint.
659 Die Angst, dass einem das eigene Werk weggenommen wird, wenn man
660 Verwertern exklusive Nutzungsrechte einraeumt, die unter denjenigen
661 vorhanden ist, die ihrer Arbeit aus einer starken persoenlichen
662 Begeisterung heraus leisten, scheint bei vielen Wissenschaftlern
663 weniger stark ausgepraegt zu sein.
664 .P
665 Diese andere Konzepte zeigen Moeglichkeiten,
642 wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass 666 wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass
643 nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen, sich aber anpassen 667 nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschoepfend sein
644 muessen. Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und 668 koennen, aber die zentralen Interessen nicht gefaehrdet werden.
669 Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und
645 akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite 670 akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite
646 Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und 671 Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und
647 Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten. 672 Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten.
648 .P 673 .P
649 An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz 674 An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz
650 guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare 675 guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare
651 Ausgangsbasis, die Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein 676 Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein
652 Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird 677 Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird
653 zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken. 678 zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken.
654 Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter 679 Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter
655 einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts 680 einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts
656 grundlegend geaendert. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig 681 grundlegend geaendert. Auch ist die Situation laengst nicht gut,
682 nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig
657 aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr 683 aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr
658 Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihrer Definitionen 684 Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihrer Definitionen
659 von Open Access vereinheitlichen und klar definieren. Jetzt muss 685 von Open Access vereinheitlichen und klar definieren. Jetzt muss
660 die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten. 686 die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten.
661 Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der 687 Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der
662 Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche 688 Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche
663 Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare 689 Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare
664 Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert 690 Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert
665 werden. Was in den XXX Erklaerungen schon vor einem Jahrzehnt 691 werden. Was in den XXX Erklaerungen schon vor einem Jahrzehnt
666 gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Diese Beurteilung 692 gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Diese Umsetzung
667 steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst 693 steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst
668 organisieren. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen 694 organisieren. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen
669 muss aufhoeren. 695 muss aufhoeren!
670 696
671 697
698 .sp 4
672 699
673 .P 700 .P
674 Copyleft/Sharealike: Ja oder Nein? Beides bleibt vorhanden. 701 Copyleft/Sharealike: Ja oder Nein? Beides bleibt vorhanden.
675 702
676
677 .U2 "Verlust
678 .P
679 Wenn einem das eigene Werk weggenommen wird ...
680 703
681 .U2 "Allerlei 704 .U2 "Allerlei
682 .P 705 .P
683 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen 706 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen
684 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten 707 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten