view text.roff @ 27:a49ade5ca214

text: corrections
author markus schnalke <meillo@marmaro.de>
date Thu, 06 Mar 2014 10:00:37 +0100
parents ffc352506c58
children 50e9acdcddba
line wrap: on
line source

.RN 1
.bp


.ig
----------------- TODO ----------------

reihenfolge: FCW und OA


..


.\"###################################################################
.H0 "Einführung
.P
Diese Arbeit vergleicht das Konzept
.I "Open Access
mit dem Konzept
.I "Freie Software
und aehnlichen Konzepten.
Ihr Ziel ist es, Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen. Da die
Freie Software bereits seit den 80ern als Konzept etabliert ist,
der Open Access aber erst zwanzig Jahre spaeter aufkam, koennen,
so die Vermutung, aktuelle und zukuenftige Entwicklungen beim Open
Access nachvollzogen oder sogar vorweg erahnt werden, wenn man sich
anschaut, wie sich die Freie Software bislang entwickelt hat.
.P
XXX
Mancher Leser mag im Titel eher den Begriff
.I "Open Source
denn
.I "Freie Software
erwartet haben, wenn auch nur der Begriffsanalogie wegen.
Jedoch sind die
.I "Freie Software
und
.I "Open Source
zwei Konzepte, die nicht so austauschbar sind, wie sie erscheinen
moegen. Es ist durchaus Absicht, dass mit dem Begriff
.I "Freie Software" ,
der eine andere Zielrichtung hat als
.I "Open Source" ,
das Spektrum der Konzepte um eine Dimension erweitert wurde, die
andernfalls unter der Tisch gefallen waere.




.\"###################################################################
.H0 "Vier Konzepte
.P
Diese Arbeit betrachtet insgesamt vier Konzepte, die jeweils
unterschiedliche Auspraegungen eines aehnlichen Gedankens sind,
sich aber teilweise stark unterscheiden.
Um Konzepte und Bewegungen zu verstehen muss man sich ihre
Entstehungsgeschichte und ihre Struktur anschauen. Dies ist der
Inhalt dieses Abschnittes.

.ig
	Ausgangsbasis, Zeit, Situation, Hintergruende
	Motivation, Zweck, Zielrichtung
	Akteure, Beteiligte, Wer fuer wen.
	Zentrale Personen
..


.U1 "Freie Software
.P
Die Freie Software (FS)
ist in erster Linie eine ethische und politische Bewegung, bei der die
.I Rechte 
der Menschen im Mittelpunkt stehen. Das wiederkehrende Bild ist
der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu koennen. Dies soll
ermoeglicht werden. Deshalb soll Software frei sein.
.P
Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Zuvor und bis in die
70er Jahre
war alle Software ``frei''. Software ist damals eine Beigabe zur
Hardware. Beides war gekoppelt, d.h. ein Programm lief nur auf der
Maschine fuer die es (meist vom Hersteller selbst) geschrieben worden
ist.
Mit dem Beginn der 80er Jahre begannen Unternehmen in Software
eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. Statt sie
kostenlos mit samt dem Quellcode der Hardware beizulegen, wie
zuvor, wurden die Programme immer haeufiger verkauft und ihr Quellcode
geheim gehalten. Auch Non-Disclosure Agreements (NDAs) tauchten auf, die
es den Entwicklern untersagten Informationen ueber den Quellcode
weiterzugeben. Software wird damit zu einem Produkt, das jemandem
gehoert.
.P
Die Freie Software entstand daraufhin als Gegenbewegung, wobei sie jedoch
nicht den bisherigen Zustand abschaffen will, sondern ihn
beibehalten will. Der unbeschraenkte Austausch von Software in
Quellcodeform soll erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach
in ihrem Kern von bewahrendem Charakter. Sie stellt sich den neu
aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum
Normalfall geworden sind, entgegen.
.P
Wenn auch die Vorstellung, Software sollte frei sein, in
Programmiererkreisen weit verbreitet war, so war es Richard M.
Stallman, der fast im Alleingang eine
aktive Bewegung daraus machte. Sie manifestierte sich insbesondere
in der Gruendung der Free Software Foundation (XXX), dem Start des
GNU-Projekts (1983) und dem Verfassen der General Public License
(1989), die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden.
.P
Die Kultur des freien Austausches von Information und Software
entstammt hauptsaechlich dem universitaeren Umfeld. Stallman
selbst war am MIT verwurzelt. Aber auch an der Westkueste der USA,
v.a. an der University of California, gab es aehnliche Kulturen.
Waehrend Stallman aber ganz klar auf den ethischen Fokus der
Freien Software abzielt und damit eine politische Ausrichtung
waehlt, so sieht man es in Californien weniger politisch.
XXX
Dies aeussert sich in den gewaehlten Lizenzen: Stallman entwickelt
mit der GPL eine sogenannte Copyleft-Lizenz, welche erzwingt, dass
jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen
muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code
jemals auf eine Weise genutzt wird, die nicht jedermann gleichfalls
zur Verfuegung steht. Die BSD-Lizenz aus Californien hat diesen
Zwang nicht. Sie stellt den Code jedermann zur Verfuegung und
erlaubt es auch ihn in proprietaere Werke einfliessen zu lassen.
.P
Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Einsicht,
dass Software keine Ware sein solle, die jemandem gehoert, sondern
freies Wissen, das allen zur Verfuegung steht. Die Analogie dafuer
sind Kochrezepte, die ganz natuerlich weitergegeben, nachgekocht
und angepasst werden.


.U1 "Open Source
.P
Open Source (OS), wenn auch aehnlich zur Freien Software, hat eine
andere Ausrichtung.
Sie wertschaetzt vor allem die verbesserten Moeglichkeiten und
die daraus resultierenden Konsequenzen,
die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfuegung
steht und dieser kopiert, veraendert, erweitert und verbreitet
werden darf. Die Grundmotivation ist also ein Pragmatismus.
.P
Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfuegbar war,
als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen 
Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr der Freie
Software-Befuerworter Probleme an dem Begriff und an seiner
Ausrichtung. Das lag daran, dass das Wort ``frei'' (im Deutschen
wie im Englischen) zweideutig ist. Auch der omnipraesente Slogan
XXX ``Free as
in Free Speech, not as in Free Beer'' loeste dieses Problem nicht.
Folglich wollte die
Wirtschaft nicht auf das Konzept aufspringen, denn zu stark war
die Assoziation zu ``gratis'', wenn auch die
Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, sie
sogar befuerwortete. Aber das Image passte nicht,
gerade wegen der Zweideutigkeit des Wortes ``frei''.
In dem
Bestreben die Freie Software auch in die traditionellen Softwarefirmen
zu bekommen, traf sich XXXX eine Gruppe von Freie
Software-Vertretern um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren
Begriff zu finden. Das Ergebnis war die Bezeichnung ``Open Source''.
.P
Stallman war zu diesem Treffen nicht eingeladen, da er als zu
starrkoepfig und kompromisslos galt. Das Ziel der
Beteiligten war zudem gerade eine Umorientierung, weg von der
moralischen und
politischen Ausrichtung der Freien Software, die fuer
Stallman aber zentral ist. Mit der pragmatischen, unpolitischen
Ausrichtung des Open Source und der Ausgrenzung von Stallman
spaltete sich die Gemeinschaft anschliessend teilweise. Die eine
Gruppe hielt weiterhin am Begriff ``Freie Software'' fest und
stand fuer die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es
``Open Source'' und legte auf die technischen Aspekte wert.
Die Unterscheidung war jedoch und ist noch immer nur in der Motivation
der Beteiligten vorhanden, nicht aber in ihrer Arbeit selbst. Die
Kooperation und der Austausch brachen nie ab.
.P
Waehrend Stallman als Person und seine selbstgegruendeten Organisationen als
zentrale Instanzen fuer die Freie Software stehen,
so ist der Open Source verteilter aufgestellt. Wichtige Personen
sind Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, Eric S.  Raymond,
der als Evangelist der Bewegung gilt und Bruce Perens, der XXX.
Aber auch viele Firmen, wie beispielsweise IBM und Redhat, stehen
inzwischen selbst fuer Open Source ein.
Analog zur FSF wurde XXXX auch eine Open Source
Initiative gegruendet.
.P
Die Grundmotivation fuer Open Source ist die Ansicht, dass dieses
Entwicklungsmodell zu besserer Software fuehrt. Durch die freie
Verfuegbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und
Code wuerden Entwickler schneller und besser arbeiten koennen. Die
Mitarbeit von Interessierten wuerde gefoerdert werden. Die
relevanten Nutzerwuensche wuerde schneller umgesetzt werden.
Angepasste Versionen wuerde einfacher entstehen. Die Ergebnisse
wuerden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitsluecken
wuerden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller
gefunden und behoben werden.




.U1 "Free Cultural Works
.P
Free Cultural Works (FCW)
koennte man als vierte, noch fehlende Ausrichtung
aufnehmen. Dort steht die Gemeinschaft und deren Allmende im
Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehoeren, nicht einzelnen
Individuen. Ziel ist es, eine moeglichst grosse Allmende
aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu foerdern.
.P
Das vierte, noch fehlende Konzept, das die ethische Ausrichtung
der Freien Software mit der Werkart des Open Access kombiniert,
sind die Free Cultural Works. Im Gegensatz zu den anderen drei
Konzepten sind sie weit weniger bekannt. Sie sind aber sowohl
gezielt ausgerichtet als auch klar definiert, zudem verweist
Creative Commons in manchen ihrer Lizenzen darauf. Damit sind sie
ein guter Stellvertreter dieses Konzeptes.
In dieser Arbeit sollen sie nur eine Ergaenzung der anderen
Konzepte darstellen um die Konzeptlandschaft angemessen zu
fuellen.
.P
FCW stellen das Gegenstueck zur Freien Software fuer
sonstige Werkarten dar.
Sie wurden XXX von XXX ins Leben gerufen. Seit XXX sind sie
bei den Creative Commons-Lizenzen genannt.
Ihr vermutlich groesster Nutzen liegt genau dort: Die Creative
Commons-Lizenzen, die ein breites Spektrum an Freiheiten bieten
oder nicht bieten angemessen zu klassifizieren. Drei der sechs
Lizenztypen werden naemlich als Erzeuger von FCW angesehen, die
anderen drei nicht. Ein Bewusstsein fuer diese Differenzierung zu
schaffen, das scheint das Ziel der FCW zu sein. Wie auch bei der
Freien Software steht FCW nicht gegen die kommerzielle Verwertung,
wohl aber gegen das Eigentum von kulturellen Werken.
.P
Es scheinen keine bestimmten Personen oder Institutionen hinter
FCW zu stehen. Die Hauptmotivation scheint es zu sein, die
Bedeutung freier kultureller Werke zu vermitteln.




.U1 "Open Access
.P
Open Access (OA)
hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht
darum das Wissen aufnehmen und sich darauf berufen zu koennen. Die
Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen
ausgeschlossen werden.
.P
Open Access ist ein Konzept des wissenschaftlichen
Publikationswesens. Es entstand, in seiner jetzigen Auspraegung,
als Folge der Zeitschriftenkrise Mitte der 0er Jahre (XXX). Sein
Aufkommen geht v.a. auf die STM-Wissenschaften zurueck, da dort
die Zeitschriften den Hauptpublikationsweg darstellen. Open Access
ist die Reaktion auf immer teurer werdende Zeitschriftenabonnements,
die zunehmend groesseren Teilen der Wissenschaftswelt den Zugang
zum publizierten Wissen verhindern, in Verbindung mit der
Unzufriedenheit der Autoren ueber die zumeist exklusiv abzutretende
Rechte an ihren Werken. Und damit in Verbindung steht die Frage
nach der Notwendigkeit von Verlagen, wo das Web mit Repositorien
aehnliche Verbreitungsmoeglichkeiten, ohne Rechteabtritt und fast
kostenlos bietet.
.P
Im Gegensatz zur Entstehung der Freien Software, wo der Status Quo
beibehalten werden sollte, geht es beim Open Access darum eine
Neuordnung der Situation zu erreichen. Diese Neuordnung wurde
durch das Web ermoeglicht. Wo die Freie Software von einer
einzelnen Person, Richard Stallman, voran getrieben wurde, gibt es
beim Open Access eine Menge von heterogenen Akteuren. So gibt es
auch nicht eine einzige Definition des Begriffs, sondern mehrere
explizitere und viele implizite. Fuer die Freie Software und fuer
Open Source gibt es jeweils anerkannte Definitionen und
Vereinigungen, dies ist beim Open Access nicht der Fall.
.P
Die zwei etablierten Ansaetze \(en Gruener und Goldener Weg \(en
bringen keine Klaerung des Konzeptes Open Access. Sie beschreiben
nur Umsetzungen des Konzeptes: finanzielle Aspekte und den Ort der
Veroeffentlichung. Fuer das Konzept selbst sind sie unerheblich.
.P
Open Access entspricht insofern der Ausrichtung des Open Source da
es auch darin primaer um pragmatische Aspekte geht. Der Wunsch der
Wissenschaftler ist es, schnell, einfach und kostenlos auf
wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen zu koennen, die konkrete
Rechtesituation oder gar der ethische Aspekt freien Wissens
scheinen im Hintergrund zu stehen. Bei Open Source scheint jedoch
ein deutlich staerkeres Bewusstsein fuer eine klare Definition,
Rechtslage und Einheitlichkeit vorhanden zu sein, als beim Open
Access. Dies liegt wohl zum einen am Charakter der
Programmierarbeit, die auf genauen Definitionen basiert, zum
anderen aber wohl auch an ihrer Geburt aus der Freien Software,
die eine klaere Rechtslage als eine Kernaufgabe sieht.
.P



.KS
.in 2c
.PS 3.5
boxht = boxht * .9
right
S:	box invis "" ht .4
PO:	box invis "politisch" ht .4
PR:	box invis "pragmatisch" ht .4
down
SW:	box invis "Software" with .n at S.s
TX:	box invis "Texte, etc"
right
box "Freie" "Software" with .w at SW.e
box "Open" "Source"
box "Free Cultural" "Works" with .w at TX.e
box "Open" "Access"
.PE
.in
.sp .5
.ce
.I "Abb.\^1: Ausrichtung der Konzepte
.KE


.\"###################################################################
.H0 "Definitionen und Realisierungen
.P
Dieser Abschnitt vergleicht die Definitionen, die es fuer die
verschiedenen Konzepte gibt. Daneben werden typische Lizenzen als
die Umsetzungen der Definitionen vorgestellt.

(XXX In diesem Abschnitt liegt der Fokus
auf den Auswirkungen und Bedeutungen im Bezug auf das
Urheberrecht.)



.U1 "Freie Software
.P
Fuer Freie Software gibt es eine Definition der Free Software
Foundation, die vier Freiheiten umfasst. Sind diese gegeben, dann
wird die Software als frei angesehen:
.BU
Freiheit 0:
Das Programm zu jedem Zweck auszuführen.
.BU
Freiheit 1:
Das Programm zu untersuchen und zu verändern.
.BU
Freiheit 2:
Das Programm zu verbreiten.
.BU
Freiheit 3:
Das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen zu verbreiten,
um damit einen Nutzen für die Gemeinschaft zu erzeugen.
.P
Für die Freiheiten (1) und (3) ist der Zugang zum Quelltext
eine Voraussetzung.
.P
Die FSF pflegt eine Liste von Software-Lizenzen, die sie nach
dieser Definition als frei ansehen.
.P
Ihre eigene Lizenz, die General Public License (GPL), basiert
zudem auf einem besonderen Konstrukt, dem
.I Copyleft .
Dieses erzwingt, dass
jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen
muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code
jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann
gleichfalls zur Verfuegung steht. Alle auf Copyleft-lizenzierte
Werke aufbauenden Werke werden also wiederum Freie Software sein.
Dieser Zwang wird von manchen als Einschraenkung ihrer individuellen
Freiheit angesehen, von anderen dagegen als Sicherung der Freiheit
aller. Die GPL ist die typische Lizenz fuer die Freie
Software-Bewegung.



.U1 "Open Source
.P
Die Open Source-Definition der Open Source Initiative ist eine
leicht abgewandelte Formulierung der
Debian Free Software Guidelines, welche von der
GNU/Linux-Distribution Debian entwickelt worden sind.
Die Ausrichtung auf die Beduerfnisse einer Distribution, also
eines Projektes, das verschiedene Programme sinnvoll
zusammenstellt, geeignet anpasst und dann als Sammelwerk
verbreitet, sind klar zu erkennen. Die Definition sind eine Checkliste,
die Programme durchlaufen muessen um in die Distribution
aufgenommen werden zu koennen.

.BU
Freie Weitergabe
.BU
Verfügbarer Quellcode
.BU
Abgeleitete Arbeiten
.BU
Integrität des Autoren-Quellcodes
.BU
Keine Diskriminierungen von Personen oder Gruppen
.BU
Keine Nutzungseinschränkung
.BU
Lizenzerteilung
.BU
Produktneutralität
.BU
Die Lizenz darf andere Software nicht einschränken
.BU
Die Lizenz muss Technologie-neutral sein

.P
Eine klassische Open Source-Lizenz gibt es nicht. Dem Charakter
von Open Source entsprechen aber BSD-artige Lizenzen am besten.
Der Kern deren Aussage laesst sich so zusammenfassen: ``Tue mit
dieser Sofware was du willst, solange du nicht behauptest, sie
waere von dir. Und wir haften fuer nichts.''
.P
Zum groessten Teil entsprechen sich die Definitionen der FSF und
OSI in der Frage, wie eine konkrete Lizenz klassifiziert wird.



.U1 "Free Cultural Works
.P
Inspiriert von der Definition von Freier Software erfordern Free
Cultural Works folgende Essentielle Freiheiten:
.BU
The freedom to use and perform the work
.BU
The freedom to study the work and apply the information
.BU
The freedom to redistribute copies
.BU
The freedom to distribute derivative works
.P
Daneben gibt es aber zusaetzliche Anforderungen, die implizit in
den Freiheiten stecken, aber nochmal explizit aufgefuehrt werden:
.BU
Availability of source data
.BU
Use of a free format
.BU
No technical restrictions
.BU
No other restrictions or limitations
.P
Wenn auch keine weiteren Einschraenkungen und Begrenzungen erlaubt
sind, so gibt es doch bestimmte Einschraenkungen die zulaessig
sind, ohne die essentiellen Freiheiten zu beeinflussen:
.QS
In particular, requirements for attribution, for symmetric
collaboration (i.e., ``copyleft''), and for the protection of
essential freedom are considered permissible restrictions.
.QE
.P
Typische Lizenzen fuer Free Cultural Works sind die zwei Creative
Commons-Lizenzen CC BY und CC BY-SA, sowie die Public Domain
Dedication CC0. Die anderen CC-Lizenzen sind unfrei im Sinne der
FCW.
Weitere Beispiele fuer FCW-Lizenzen sind: XXX GFDL?, OFL?, ...



.U1 "Open Access
.P
Eine anerkannte Definition von Open Access, wie es fuer
die anderen Konzepte der Fall ist, gibt es nicht. Es entstanden
ueber die Jahre allerlei Definitionen, die sich teilweise
unterscheiden und unterschiedlich akzeptiert sind.
.P
Die erste Definition, die den Begriff ``Open Access'' verwendet
hat, war die
.B "Budapest Declaration
in 2002. Sie fordert:
.QS
The literature that should be freely available is that which
scholars give to the world without expectation of payment. [...]
Be ``open access'' to this literature, we mean its free
availability on the public internet, permitting any users to read,
download, copy, distribute, print, [...], or use them for any
other lawful purpose, without financial, legal, or technical
barriers other than those inseparable from gaining access to the
internet itself. The only constraint on reproduction and
distribution, and the only role for copyright in this domain,
should be to give the authors control over the integrity of their
work and the right to be properly acknowledged and cited.
.QE

.P

.P
2003 erschien die
.B "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge\
 in the Sciences and Humanities" .
Sie basiert stark, teilweise sogar im Wortlaut, auf dem
.B "Bethesda Statement on Open Access Publishing" ,
aus dem gleichen Jahr.
.QS
The author(s) and right holder(s) of such contributions grant(s)
to all users a free, irrevocable,
worldwide, right of access to, and a license to copy, use,
distribute, transmit and display the work
publicly and to make and distribute derivative works, in any
digital medium for any responsible
purpose, subject to proper attribution of authorship ([...]),
as well as the right to make small numbers of
printed copies for their personal use.
.QE
.P
Hier geht man explizit auf abgeleitete Werke ein.
Ueber die Budapest Declaration hinaus geht auch die Forderung,
dass das Werk mitsamt aller Quellmaterialien in einem Repositorium
veroeffentlicht werden muss.
Zudem
unterscheidet man zwischen der digitalen und materiellen
Vervielfaeltigung und Verbreitung. Das kann sicher als
Zugestaendnis an das Verlagswesen gewertet werden. Bei der Freien
Software gibt es diese Unterscheidung nicht. Bei Open Source ist
sie sogar explizit ausgeschlossen.
Im Gegensatz zur Budapest Declaration ist das Thema der Kosten
nicht so prominent praesentiert. Das entspricht der Situation bei
den Definitionen fuer Freie und Open Source Software.
.P
Neben diesen beiden, vielleicht wichtigsten Definitionen, gibt es
unzaehlige weitere. Daneben wird der Begriff
``Open Access'' aber auch oft sehr unscharf verwendet.
Letztlich bleibt als gemeinsamer Nenner nur der kostenlose
(Lese-)Zugriff auf die Informationen uebrig. In der Hinsicht sind
sich alle Beteiligten einig.
.P
Als typische Lizenzen fuer Open Access-Inhalte haben sich die
Creative Commons-Lizenzen etabliert. In der Neuauflage der
Budapest Declaration von 2012 wird sogar explizit die CC BY-Lizenz
empfohlen. Diese Tendenz scheint sich, zumindest fuer
Zeitschriftenartikel, durchzusetzen. (XXX Link zur
GFZ-Empfehlung)
Daneben sind aber auch die anderen CC-Lizenzen (insbesondere CC
BY-NC, CC BY-NC-ND und CC BY-NC-ND) verbreitet.
Was die reinen Quelldaten angeht, so werden diese inzwischen
zumeist unter CC0 veroeffentlicht ... falls sie veroeffentlicht
werden.



.KS
.TS
expand;
l | c c c c c c | c c c.
Definition	use	copy	dist	mod	moddist	print	source	ack	gratis
_
FSF	\(sr	(\(sr)	\(sr	\(sr	\(sr	(\(sr)	\(sr	\(em	\(em
OSI	\(sr	(\(sr)	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(em	\(em
FCW	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(em	\(em
.sp .5v
Budapest	\(sr	\(sr	\(sr	?	?	\(sr	\(em	\(sr	\(sr
Bethesda	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	few	\(em	\(sr	?
Berlin	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	\(sr	few	\(sr	\(sr	?
.TE
.ce 1
Tab\^1: Von den Definitionen geforderte Rechte und Pflichten
(XXX: kommerzielle Einschraenkungen)
(XXX: kommerzielle Einschraenkungen)
.KE



.\"###################################################################
.H0 "Diskussion
.P
Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen
Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend
sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich
Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr
viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern
eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine
klare Fuehrung gaebe.
Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte
Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access
nicht.
.P
Das hat Gruende:
Zu stark ist die systemimmanente
Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den
Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkraeftig
und konsequenzbereit zu organisieren.
Zu stark sind die Traditionen
des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen
im System abhaengig.
Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen.
.P
So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor,
der lediglich den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der
idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht oft neben den
pragmatischen Anforderungen unter.
Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie
jedoch deutlich schwaecher ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem
.I "Shared Source" -Konzept
auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine
Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des
Open Source, verurteilt. Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab.
Diese Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet
der Bewegung verwaessern wuerden, fehlt dem Open
Access bislang. Der Begriff ``Open Access'' wird fast wahllos
verwendet. Die wissenschaftliche
Gemeinschaft (Welche Gemeinschaft denn?) hat noch keine Form
der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie
sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche
Werte und Forderungen sie denn vertritt. So sind es nun vielmehr
die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und
ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen haben die
Wissenschaftler heute die Kontrolle grossteils wieder aus der Hand
gegeben.
.P
Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden
Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert
logischerweise den Goldenen Weg. Die verwerterunabhaengige
Zugaenglichmachung, auf dem Gruenem Weg, geht als
\fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der
Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die
Wissenschaftler die freien Repositorien als natuerlichen ersten
Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag
zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu
sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die
Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt.
.P
Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist diese
Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den
Verwertern. Entscheidend dabei ist, dass dort nichts gegen eine
kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die
Rechte der Allgemeinheit nicht beschraenken. Beim Open Access
dagegen gehen die Tendenzen oftmals in Richtung
Non-Commercial-Einschraenkung. Das wird zum einen daran liegen,
dass sich die Verwerter dieses Marktfeld exklusiv reservieren
wollen und andererseits manche Wissenschaftler dadurch die
Unternehmen von der Verwertung ihrer Werke ausschliessen wollen.
Die Freie Software verwendet dazu lieber das Copyleft-Prinzip, das
die kommerzielle Nutzung sehr wohl zulaesst, aber sicherstellt,
dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen
Nutzung hat.
.P
Im Bezug auf den Open Source kann man sachlich argumentieren,
dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus
entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann.
Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet so anderen
Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu
finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken, auch werden Querverweise
und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zuletzt
werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu
sein, sorgfaeltiger arbeiten. Diese Verbesserungen der
wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie
auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur
zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und
Selbstorganisation versagen.
Das bisherige Zoegern der Wissenschaft mag von einem fehlenden
Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen.
.P
Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free
Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber,
die der Open Access nicht erkennen laesst.
Der Grund mag darin liegen, dass dort eine groessere Bindung
zum eigenen Werk vorliegt als es bei den Wissenschaftler der Fall
zu sein scheint.
Die Angst, dass einem das eigene Werk weggenommen wird, wenn man
Verwertern exklusive Nutzungsrechte einraeumt, die unter denjenigen
vorhanden ist, die ihrer Arbeit aus einer starken persoenlichen
Begeisterung heraus leisten, scheint bei vielen Wissenschaftlern
weniger stark ausgepraegt zu sein.
.P
Diese andere Konzepte zeigen Moeglichkeiten,
wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass
nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschoepfend sein
koennen, aber die zentralen Interessen nicht gefaehrdet werden.
Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und
akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite
Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und
Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten.
.P
An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz
guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare
Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein
Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird
zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken.
Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter
einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts
grundlegend geaendert. Auch ist die Situation laengst nicht gut,
nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig
aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr
Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihrer Definitionen
von Open Access vereinheitlichen und klar definieren. Jetzt muss
die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten.
Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der
Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche
Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare
Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert
werden. Was in den XXX Erklaerungen schon vor einem Jahrzehnt
gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Diese Umsetzung
steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst
organisieren. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen
muss aufhoeren!


.sp 4

.P
Copyleft/Sharealike: Ja oder Nein? Beides bleibt vorhanden.


.U2 "Allerlei
.P
Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen
und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten
Gruppe nebensaechlich. Dort ist es viel wichtiger, dass die Werke
frei sind und damit die Menschheit nicht beschraenkt wird.