meillo@6: Das Werkzeugkaestle, #1 meillo@0: meillo@6: cut - cut out selected fields of each line of a file meillo@6: ---------------------------------------------------- meillo@6: markus schnalke meillo@6: 2015-05 meillo@0: meillo@0: meillo@1: Cut ist ein klassisches Programm im Unix-Werkzeugkasten. meillo@8: In keinem ordentlichen Tutorial zur Shellprogrammierung fehlt meillo@9: es, denn es ist ein schoenes, praktisches und anschauliches meillo@9: Helferlein. Hier soll ein wenig hinter seine Fassade geschaut meillo@9: werden. meillo@0: meillo@0: meillo@4: Funktionsweise meillo@4: meillo@8: Urspruenglich hatte cut zwei Modi, die spaeter um einen dritten meillo@9: erweitert wurden. Cut schneidet entweder gewuenschte Zeichen aus meillo@9: den Zeilen der Eingabe oder gewuenschte, durch Trennzeichen meillo@8: definierte, Felder. meillo@0: meillo@9: Der Zeichenmodus ist optimal geeignet um Festbreitenformate zu meillo@8: zerteilen. So kann man damit beispielsweise bestimmte meillo@9: Zugriffsrechte aus der Ausgabe von `ls -l' ausschneiden, in meillo@9: diesem Beispiel die Rechte des Besitzers: meillo@0: meillo@4: $ ls -l foo | cut -c 2-4 meillo@4: rw- meillo@0: meillo@4: Oder die Schreibrechte des Besitzers, der Gruppe und der meillo@4: Welt: meillo@0: meillo@4: $ ls -l | cut -c 3,6,9 meillo@4: ww- meillo@0: meillo@4: Mit cut lassen sich aber auch Strings kuerzen. meillo@0: meillo@10: $ long=12345678901234567890 meillo@10: $ echo "$long" | cut -c -10 meillo@10: 1234567890 meillo@0: meillo@10: Dieser Befehl gibt die ersten maximal 10 Zeichen von meillo@8: `$long' aus. (Alternativ kann man hierfuer auch `printf meillo@10: "%.10s\n" "$long"' verwenden.) meillo@0: meillo@4: Geht es aber nicht um die Darstellung von Zeichen, sondern um meillo@8: ihre Speicherung, dann ist `-c' nicht unbedingt geeignet. meillo@8: Frueher, als US-ASCII als Zeichensatz und -kodierung meillo@4: noch omnipraesent war, wurde jedes Zeichen mit genau einem meillo@4: Byte gespeichert. Somit selektierte `cut -c' gleichermassen meillo@4: sowohl Ausgabezeichen als auch Bytes. Mit dem Aufkommen von meillo@4: Multibyte-Kodierungen (wie UTF-8) musste man sich jedoch von meillo@4: dieser Annahme loesen. In diesem Zug bekam cut mit meillo@9: POSIX.2-1992 einen Bytemodus (Option `-b'). Will man meillo@4: also nur die ersten maximal 500 Bytes vor dem meillo@0: Newline-Zeichen stehen haben (und den Rest stillschweigend meillo@0: ignorieren), dann macht man das mit: meillo@0: meillo@6: $ cut -b -500 meillo@0: meillo@4: Den Rest kann man sich mit `cut -b 501-' einfangen. Diese meillo@8: Funktion ist insbesondere fuer POSIX wichtig, da man so meillo@8: Textdateien mit begrenzter Zeilenlaenge erzeugen kann. meillo@4: [ http://pubs.opengroup.org/onlinepubs/9699919799/utilities/cut.html#tag_20_28_17 meillo@0: meillo@10: Auch wenn der Bytemodus neu eingefuehrt wurde, so sollte er meillo@10: sich doch nur so verhalten wie der alte Zeichenmodus normalerweise meillo@10: implementiert war. Beim Zeichenmodus aber wurde durch POSIX.2 meillo@10: eine andere Implementierungsweise gefordert. Das Problem war meillo@10: also nicht, den neuen Bytemodus zu implementieren, sondern meillo@10: den Zeichenmodus neu zu implementieren. meillo@10: meillo@10: Neben dem Zeichen- und Byte-Modus bietet cut noch den meillo@8: Feld-Modus, den man mit `-f' einleitet. Mit ihm meillo@4: koennen Felder ausgewaehlt werden. Das Trennzeichen (per meillo@4: Default der Tab) kann mit `-d' geaendert werden. meillo@0: meillo@8: Der typische Anwendungsfall fuer cut im Feld-Modus ist die meillo@8: Auswahl von Information aus der passwd-Datei. So z.B. der meillo@10: Benutzername, seine ID und das Homeverzeichnis: meillo@0: meillo@6: $ cut -d: -f1,3,6 /etc/passwd meillo@9: root:0:/root meillo@9: bin:1:/bin meillo@9: daemon:2:/sbin meillo@9: mail:8:/var/spool/mail meillo@9: ... meillo@0: meillo@0: (Die Argumente fuer die Optionen koennen bei cut uebrigens meillo@8: mit Whitespace abgetrennt oder direkt angehaengt folgen.) meillo@0: meillo@4: Dieser Feld-Modus ist fuer einfache tabellarische Dateien, meillo@4: wie eben die passwd, gut geeignet. Er kommt aber schnell an meillo@9: seine Grenzen. Gerade der haeufige Fall, dass an Whitespace meillo@0: in Felder geteilt werden soll, wird damit nicht abgedeckt. meillo@0: Der Delimiter kann nur genau ein Zeichen sein. Es kann also meillo@0: nicht sowohl an Leerzeichen als auch an Tabs getrennt werden. meillo@0: Auch unterteilt cut an jedem Trennzeichen. Zwei aneinander meillo@4: stehende Trennzeichen fuehren zu einem leeren Feld. Dieses meillo@8: Verhalten widerspricht den Erwartungen, die man an die meillo@8: Verarbeitung einer Datei mit Whitespace-getrennten Feldern meillo@8: hat. Manche Implementierungen von cut, z.B. die von FreeBSD, meillo@9: haben aber Erweiterungen, die das gewuenschte Verhalten fuer meillo@8: Whitespace-getrennte Felder bieten. Ansonsten, d.h. wenn meillo@9: man portabel bleiben will, verwendet man awk in diesen meillo@9: Faellen. meillo@0: meillo@4: Awk bietet noch eine weitere Funktion, die cut missen meillo@8: laesst: Das Tauschen der Feld-Reihenfolge in der Ausgabe. Bei meillo@8: cut ist die Reihenfolge der Feldauswahlangabe irrelevant; ein meillo@8: Feld kann selbst mehrfach angegeben werden. So gibt der Aufruf meillo@8: von `cut -c 5-8,1,4-6' die Zeichen Nummer 1, 4, 5, 6, 7 und 8 meillo@8: in genau dieser Reihenfolge aus. Die Auswahl entspricht damit meillo@8: der Mengenlehre in der Mathematik: Jedes angegebene Feld wird meillo@9: Teil der Ergebnismenge. Die Felder der Ergebnismenge sind meillo@9: dabei immer gleich geordnet wie in der Eingabe. Um die Worte meillo@9: der Manpage XXX von Version 8 Unix wiederzugeben: ``In data base meillo@9: parlance, it projects a relation.'' meillo@9: [ XXX meillo@8: Cut fuehrt also die Datenbankoperation Projektion auf meillo@10: Textdateien aus. Die Wikipedia erklaert das folgendermassen: meillo@7: meillo@7: Die Projektion entspricht der Projektionsabbildung aus der meillo@7: Mengenlehre und kann auch Attributbeschränkung genannt meillo@7: werden. Sie extrahiert einzelne Attribute aus der meillo@7: ursprünglichen Attributmenge und ist somit als eine Art meillo@7: Selektion auf Spaltenebene zu verstehen, das heißt, die meillo@7: Projektion blendet Spalten aus. meillo@7: meillo@8: [ http://de.wikipedia.org/wiki/Projektion_(Informatik)#Projektion meillo@8: meillo@7: meillo@0: Geschichtliches meillo@0: meillo@4: Cut erblickte 1982 mit dem Release von UNIX System III das meillo@4: Licht der oeffentlichen Welt. Wenn man die Quellen von System meillo@4: III durchforstet, findet man die Quellcodedatei cut.c mit dem meillo@4: Zeitstempel 1980-04-11. meillo@1: [ http://minnie.tuhs.org/cgi-bin/utree.pl?file=SysIII/usr/src/cmd meillo@4: Das ist die aelteste Manifestation des Programms, die ich meillo@8: aufstoebern konnte. Allerdings spricht die sccsid im meillo@8: Quellcode von Version 1.5. Es muss also noch eine meillo@8: Vorgeschichte geben. Zu dieser habe ich leider keinen Zugang meillo@8: gefunden. meillo@9: XXX mail an TUHS meillo@0: meillo@10: Nun ein Blick auf die BSD-Linie: Dort ist mein meillo@8: fruehester Fund ein cut.c mit dem Dateimodifikationsdatum meillo@8: 1986-11-07 meillo@8: [ http://minnie.tuhs.org/cgi-bin/utree.pl?file=4.3BSD-UWisc/src/usr.bin/cut meillo@8: als Teil der Spezialversion 4.3BSD-UWisc, meillo@6: [ http://gunkies.org/wiki/4.3_BSD_NFS_Wisconsin_Unix meillo@6: die im Januar 1987 veroeffentlicht wurde. meillo@8: Die Implementierung unterscheidet sich nur minimal von der meillo@8: in System III. meillo@8: Im bekannteren 4.3BSD-Tahoe (1988) taucht cut nicht auf. meillo@8: Das darauf folgende 4.3BSD-Reno (1990) liefert aber wieder meillo@8: ein cut mit aus. Dieses cut ist ein von Adam S. Moskowitz und meillo@8: Marciano Pitargue neu implementiertes cut, das 1989 in BSD meillo@8: aufgenommen wurde. meillo@1: [ http://minnie.tuhs.org/cgi-bin/utree.pl?file=4.3BSD-Reno/src/usr.bin/cut meillo@4: Seine Manpage meillo@1: [ http://minnie.tuhs.org/cgi-bin/utree.pl?file=4.3BSD-Reno/src/usr.bin/cut/cut.1 meillo@4: erwaehnt bereits die erwartete Konformitaet mit POSIX.2. meillo@9: XXX 2 oder 3 modi? meillo@4: Nun sollte man wissen, dass POSIX.2 erst im September meillo@10: 1992 veroeffentlicht wurde, also gut zwei Jahren nachdem die meillo@8: Manpage und das Programm geschrieben wurden. Das Programm meillo@10: wurde folglich anhand von Arbeitsversionen des Standards meillo@4: implementiert. Zweieinhalb Jahre Arbeit war immerhin schon in meillo@4: den Standardisierungsprozess geflossen; bis zur meillo@8: Fertigstellung sollte es aber noch weitere zwei Jahre dauern. meillo@0: meillo@9: Das cut der GNU Coreutils enthaelt einen Copyrightvermerk von meillo@9: David M. Ihnat aus dem Jahr 1984. meillo@9: meillo@10: Trotz all dieser Jahreszahlen aus den 80er Jahren gehoert cut, meillo@10: aus Sicht des urspruenglichen Unix, zu den juengeren Tools. meillo@1: Wenn cut auch ein Jahrzehnt aelter als Linux, der Kernel, ist, meillo@4: so war Unix doch schon ueber zehn Jahre alt, als cut das meillo@9: erste Mal auftauchte. Insbesondere gehoerte cut auch noch nicht meillo@4: zu Version 7 Unix, das die Ausgangsbasis aller modernen meillo@4: Unix-Systeme darstellt. Die weit komplexeren Programme sed meillo@4: und awk waren dort schon vertreten. Man muss sich also meillo@4: fragen, warum cut ueberhaupt noch entwickelt wurde, wo es meillo@9: schon zwei Programme gab, die die Funktion von cut abdecken meillo@9: konnten. Ein Argument fuer cut war sicher seine Kompaktheit und meillo@4: die damit verbundene Geschwindigkeit gegenueber dem damals meillo@4: traegen awk. Diese schlanke Gestalt ist es auch, die der Unix meillo@4: Philosopie entspricht: Mache eine Aufgabe und die richtig! meillo@9: Cut ueberzeugte. Es wurde in andere Unix Varianten uebernommen, meillo@9: standardisiert und ist heutzutage ueberall anzutreffen. meillo@1: meillo@9: Die urspruengliche Variante (ohne -b) wurde schon 1985 in meillo@5: der System V Interface Definition, einer wichtigen formalen meillo@9: Beschreibung von UNIX System V, spezifiziert und tauchte meillo@9: anschliessend in allen relevanten Standards auf. Mit POSIX.2 meillo@9: im Jahre 1992 wurde cut zum ersten Mal in der heutigen Form meillo@9: (mit -b) standardisiert. meillo@9: XXX sicher? s.o. meillo@1: meillo@1: meillo@9: Multibyte-Unterstuetzung meillo@8: meillo@8: Nun sind der Bytemodus und die damit verbundene meillo@8: Multibyte-Verarbeitung des POSIX-Zeichenmodus bereits seit meillo@8: 1992 standardisiert, wie steht es aber mit deren Umsetzung? meillo@10: Welche Versionen implementieren POSIX korrekt? meillo@9: Die Situation ist dreiteilig: Es gibt traditionelle meillo@8: Implementierungen, die nur -c und -f kennen. Dann gibt es meillo@10: Implementierungen die -b zwar kennen, es aber lediglich als Alias meillo@8: fuer -c handhaben. Diese Implementierungen funktionieren mit meillo@8: Single-Byte-Encodings (z.B. US-ASCII, Latin1) korrekt, bei meillo@8: Multi-Byte-Encodings (z.B. UTF-8) verhaelt sich ihr -c aber meillo@8: wie -b (und -n wird ignoriert). Schliesslich gibt es noch meillo@8: Implementierungen, die -b und -c tatsaechlich POSIX-konform meillo@8: implementieren. meillo@8: meillo@8: Traditionelle Zwei-Modi-Implementierungen sind z.B. die von meillo@8: System III, System V und die aller BSDs bis in die 90er. meillo@8: meillo@10: Pseudo-Multibyte-Implementierungen bieten GNU und die meillo@9: modernen NetBSDs und OpenBSDs. Wie sehr dort ein Schein von meillo@9: POSIX-Konformitaet gewahrt wird, ist unterschiedlich. Nicht meillo@8: immer findet man klare Aussagen wie diese: meillo@8: meillo@8: /* Since we don't support multi-byte characters, the -c and -b meillo@8: options are equivalent, and the -n option is meaningless. */ meillo@8: meillo@8: [ XXX meillo@8: meillo@8: Tatsaechlich standardkonforme Implementierungen, die meillo@8: Multibytes korrekt handhaben, bekommt man bei einem modernen meillo@8: FreeBSD und bei den Heirloom Tools. Bei FreeBSD hat Tim Robbins meillo@9: im Sommer 2004 den Zeichenmodus POSIX-konform reimplementiert. meillo@8: [ https://svnweb.freebsd.org/base?view=revision&revision=131194 meillo@8: Warum die beiden anderen grossen BSDs diese Aenderung nicht meillo@8: uebernommen haben, bleibt offen. Es scheint aber an der im meillo@8: obigen Kommentar formulierten Grundausrichtung zu liegen. meillo@8: meillo@8: Wie findet man als Nutzer heraus, ob beim cut(1) des eigenen meillo@8: Systems Multibytes korrekt unterstuetzt werden? Zuerst ist meillo@8: entscheidend, ob das System selbst mit einem Multibyte-Encoding meillo@9: arbeitet, denn tut es das nicht, dann entsprechen sich naemlich meillo@9: Zeichen und Bytes und die Frage eruebrigt sich. Man kann das meillo@9: herausfinden indem man sich das Locale anschaut, aber einfacher meillo@9: ist es, ein typisches Mehrbytezeichen, wie z.B. einen Umlaut, meillo@9: auszugeben und zu schauen ob dieses in einem oder in mehreren meillo@9: Bytes kodiert ist: meillo@8: meillo@8: $ echo ä | od -c meillo@8: 0000000 303 244 \n meillo@8: 0000003 meillo@8: meillo@8: In diesem Fall sind es zwei Bytes: oktal 303 und 244 . (Den meillo@8: Zeilenumbruch fuegt echo(1) hinzu.) meillo@8: meillo@9: Mit dem Programm iconv(1) kann man Text explizit in bestimmte meillo@10: Kodierungen konvertieren. Hier Beispiele, wie die Ausgabe meillo@10: bei Latin1 und wie sie bei UTF-8 aussieht. meillo@8: meillo@8: $ echo ä | iconv -t latin1 | od -c meillo@8: 0000000 344 \n meillo@8: 0000002 meillo@8: meillo@8: $ echo ä | iconv -t utf8 | od -c meillo@8: 0000000 303 244 \n meillo@8: 0000003 meillo@8: meillo@8: Die Ausgabe auf dem eigenen System (ohne die iconv-Konvertierung) meillo@8: wird recht sicher einer dieser beiden Ausgaben entsprechen. meillo@8: meillo@8: Nun zum Test der cut-Implementierung. Hat man ein UTF-8-System, meillo@8: dann sollte sich eine POSIX-konforme Implementierung so verhalten: meillo@8: meillo@10: $ echo ä | ./cut -c 1 | od -c meillo@10: 0000000 303 244 \n meillo@8: 0000003 meillo@8: meillo@10: $ echo ä | ./cut -b 1 | od -c meillo@10: 0000000 303 \n meillo@8: 0000002 meillo@8: meillo@10: $ echo ä | ./cut -b 1 -n | od -c meillo@10: 0000000 \n meillo@10: 0000001 meillo@10: meillo@10: Bei einer Pseudo-POSIX-Implementierung ist die Ausgabe in meillo@10: allen drei Faellen wie die mittlere: Es wird das erste Byte meillo@10: ausgegeben. meillo@8: meillo@8: meillo@8: Implementierungen meillo@8: meillo@9: Nun ein Blick auf den Code. Betrachtet wird eine Auswahl an meillo@9: Implementierungen. meillo@9: meillo@9: Fuer einen ersten Eindruck ist der Umfang des Quellcodes meillo@9: hilfreich. Typischerweise steigt dieser ueber die Jahre an. Diese meillo@8: Beobachtung kann hier in der Tendenz, aber nicht in jedem Fall, meillo@9: bestaetigt werden. Die Unterstuetzung des Byte-Modus (-b) meillo@9: erfordert zwangslaeufig mehr Code, deshalb sind die meillo@9: POSIX-konformen Implementierungen tendenziell umfangreicher. meillo@8: meillo@8: meillo@9: SLOC Zeilen Bytes Gehoert zu Dateidatum Kategorie meillo@9: ----------------------------------------------------------------- meillo@9: 116 123 2966 System III 1980-04-11 (trad) meillo@9: 118 125 3038 4.3BSD-UWisc 1986-11-07 (trad) meillo@9: 200 256 5715 4.3BSD-Reno 1990-06-25 (trad) meillo@9: 200 270 6545 NetBSD 1993-03-21 (trad) meillo@9: 218 290 6892 OpenBSD 2008-06-27 (pseudo) meillo@9: 224 296 6920 FreeBSD 1994-05-27 (trad) meillo@9: 232 306 7500 NetBSD 2014-02-03 (pseudo) meillo@9: 340 405 7423 Heirloom 2012-05-20 (POSIX) meillo@9: 382 586 14175 GNU coreutils 1992-11-08 (pseudo) meillo@9: 391 479 10961 FreeBSD 2012-11-24 (POSIX) meillo@9: 588 830 23167 GNU coreutils 2015-05-01 (pseudo) meillo@9: XXX verlinken meillo@8: meillo@8: meillo@9: Das Kandidatenfeld teilt sich grob in vier Gruppen: (1) Die zwei meillo@9: urspruenglichen Implementierungen, die sich nur minimal meillo@9: unterscheiden, mit gut 100 SLOCs. (2) Die fuenf BSD-Versionen mit meillo@9: gut 200 SLOCs. (3) Die zwei POSIX-konformen Programme und meillo@9: die alte GNU-Version mit 340-390 SLOCs. Und (4) die moderne meillo@9: GNU-Variante mit fast 600 SLOCs. meillo@8: meillo@9: Die Abweichung zwischen logischen Codezeilen (SLOC, ermittelt mit meillo@9: SLOCcount) und der Anzahl von Zeilenumbruechen in der Datei (`wc meillo@9: -l') erstreckt sich ueber einen Faktor von 1.06 bei den aeltesten meillo@9: Vertretern bis zu Faktor 1.5 bei GNU. Der groesste meillo@9: Einflussfaktor darauf sind Leerzeilen, reine Kommentarzeilen und meillo@9: die Groesse des Lizenzblocks am Dateianfang. meillo@8: meillo@9: Betrachtet man die Abweichungen zwischen den logischen Codezeilen meillo@9: und der Dateigroesse (`wc -c'), so pendelt das Teilnehmerfeld meillo@9: zwischen 25 und 30 Bytes je Anweisung. Die Heirloom-Implementierung meillo@9: weicht mit nur 21 nach unten ab, die GNU-Implementierungen mit meillo@10: fast 40 nach oben. Dies liegt bei GNU hauptsaechlich an deren meillo@9: Programmierstil, mit spezieller Einrueckung und langen Bezeichnern. meillo@9: Ob man die Heirloom-Implementierung als besonders kryptisch meillo@9: oder als besonders elegant bezeichnen will, das soll der meillo@9: eigenen Einschaetzung des Lesers ueberlassen bleiben. meillo@8: meillo@8: meillo@9: Schaut man sich die SCCS-IDs (die vom damaligen meillo@9: Versionskontrollsystem eingefuegt wurden) in den BSD-Quellen an, meillo@9: dann findet man dort Versionsnummern, die die Entwicklung meillo@9: dokumentieren: meillo@8: meillo@9: 4.3bsd-uwisc "@(#)cut.c 1.3"; meillo@9: 4.3bsd-reno "@(#)cut.c 5.3 (Berkeley) 6/24/90"; meillo@9: netbsd "@(#)cut.c 5.4 (Berkeley) 10/30/90"; meillo@9: freebsd "@(#)cut.c 8.1 (Berkeley) 6/6/93"; meillo@8: meillo@8: Die neueren BSD-Versionen enthalten zwar weiterhin eine SCCS-ID, diese meillo@8: ist aber bei Version "8.3 (Berkeley) 5/4/95" stehen geblieben. Danach meillo@9: wurde scheinbar von SCCS auf ein anderes meillo@9: Versionskontrollsystem gewechselt. meillo@9: XXX meillo@8: meillo@8: Bei GNU befindet sich folgender Copyright-Vermerk im Code: meillo@8: meillo@9: Copyright (C) 1997-2015 Free Software Foundation, Inc. meillo@9: Copyright (C) 1984 David M. Ihnat meillo@8: meillo@9: Der Code hat also ziemlich alte Urspruenge. Wie aus weiteren meillo@9: Kommentaren zu entnehmen ist, wurde der Code zuerst von David meillo@9: MacKenzie und spaeter von Jim Meyering ueberarbeitet. Letzterer meillo@9: hat den Code 1992 auch ins Versionkontrollsystem eingestellt. meillo@9: Weshalb die Jahre zwischen 1992 und 1997 nicht im Copyright-Vermerk meillo@9: auftauchen, ist unklar. meillo@8: meillo@8: meillo@2: Beschreibungen meillo@1: meillo@9: Interessant ist auch ein Vergleich der Kurzbeschreibungen von meillo@9: cut, wie sie sich in der Titelzeile von Manpages oder manchmal meillo@9: auch am Anfang der Quellcodedatei finden. Die folgende Liste meillo@9: ist grob zeitlich geordnet und nach Abstammung gruppiert: meillo@3: meillo@3: meillo@2: System III cut out selected fields of each line of a file meillo@3: System III (src) cut and paste columns of a table (projection of a relation) meillo@2: System V cut out selected fields of each line of a file meillo@2: HP-UX cut out (extract) selected fields of each line of a file meillo@2: meillo@3: 4.3BSD-UWisc (src) cut and paste columns of a table (projection of a relation) meillo@2: 4.3BSD-Reno select portions of each line of a file meillo@2: NetBSD select portions of each line of a file meillo@7: OpenBSD 4.6 select portions of each line of a file meillo@2: FreeBSD 1.0 select portions of each line of a file meillo@10: FreeBSD 10.0 cut out selected portions of each line of a file meillo@2: SunOS 4.1.3 remove selected fields from each line of a file meillo@2: SunOS 5.5.1 cut out selected fields of each line of a file meillo@2: meillo@8: Heirloom Tools cut out selected fields of each line of a file meillo@9: Heirloom Tools (src) cut out fields of lines of files meillo@2: meillo@2: GNU coreutils remove sections from each line of files meillo@2: meillo@2: Minix select out columns of a file meillo@2: meillo@2: Version 8 Unix rearrange columns of data meillo@2: ``Unix Reader'' rearrange columns of text meillo@2: meillo@9: POSIX cut out selected fields of each line of a file meillo@2: meillo@9: meillo@9: Die mit ``(src)'' markierten Beschreibungen sind aus dem meillo@9: jeweiligen Quellcode entnommen. meillo@9: Der POSIX-Eintrag enthaelt die Beschreibung des Standards. meillo@9: Der ``Unix Reader'' ist ein rueckblickendes Textdokument von meillo@5: Doug McIlroy, das das Auftreten von Tools in der Geschichte meillo@9: des Research Unix zum Thema hat. meillo@9: [ XXX meillo@9: Eigentlich sollte seine meillo@9: Beschreibung der in Version 8 Unix entsprechen. Die meillo@9: Abweichung koennte sowohl ein Uebertragungsfehler als auch meillo@9: eine nachtraegliche Korrektur sein. meillo@9: Alle uebrigen Beschreibungen entstammen den Manpages. meillo@5: meillo@9: Oft ist mit der Zeit die POSIX-Beschreibung uebernommen meillo@5: worden, wie beispielsweise bei FreeBSD zu sehen. meillo@5: [ https://svnweb.freebsd.org/base?view=revision&revision=167101 meillo@9: XXX fixme! meillo@5: meillo@7: Interessant ist, dass die GNU coreutils seit Anbeginn vom meillo@5: Entfernen von Teilen der Eingabe sprechen, wohingegen die meillo@5: Kommandozeilenangabe klar ein Auswaehlen darstellt. Die meillo@10: Worte ``cut out'' sind vielleicht auch nur etwas zu meillo@9: missverstaendlich. HP-UX hat sie deshalb praezisiert. meillo@5: meillo@10: Auch beim Begriff, was selektiert wird, ist man sich meillo@5: uneins. Die einen reden von Feldern (POSIX), andere von meillo@5: Abschnitten bzw. Teilen (BSD) und wieder andere von Spalten meillo@5: (Research Unix). Ironischerweise leistet sich gerade Version meillo@5: 8 Unix, das eigentlich um eine sehr treffende Weltsicht meillo@5: bemueht ist, mit ``rearrange columns of data'' die meillo@5: unzutreffendste der Beschreibungen. meillo@5: meillo@5: meillo@6: Autoreninfo meillo@6: meillo@6: Markus Schnalke interessiert sich fuer die Hintergruende meillo@6: von Unix und seinen Werkzeugen. Fuer die Erarbeitung dieses meillo@6: Textes wurde er regelrecht zum Historiker. meillo@6: meillo@6: meillo@6: Lizenz meillo@10: meillo@6: CC0 (und kann damit auch unter CC BY-SA 4.0 Unported meillo@6: veroeffentlicht werden)