meillo@0: .RN 1 meillo@0: .bp meillo@0: meillo@0: meillo@22: meillo@0: .\"################################################################### meillo@34: .H0 "Vier Konzepte meillo@0: .P meillo@12: Diese Arbeit vergleicht das Konzept meillo@12: .I "Open Access meillo@12: mit dem Konzept meillo@25: .I "Freie Software meillo@25: und aehnlichen Konzepten. meillo@33: Ihr Ziel ist es, Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen. meillo@33: .P meillo@33: Da die meillo@12: Freie Software bereits seit den 80ern als Konzept etabliert ist, meillo@12: der Open Access aber erst zwanzig Jahre spaeter aufkam, koennen, meillo@12: so die Vermutung, aktuelle und zukuenftige Entwicklungen beim Open meillo@12: Access nachvollzogen oder sogar vorweg erahnt werden, wenn man sich meillo@12: anschaut, wie sich die Freie Software bislang entwickelt hat. meillo@12: .P meillo@12: Mancher Leser mag im Titel eher den Begriff meillo@12: .I "Open Source meillo@32: statt meillo@12: .I "Freie Software meillo@12: erwartet haben, wenn auch nur der Begriffsanalogie wegen. meillo@33: Die Begriffe, sind jedoch nicht so austauschbar, wie sie meillo@32: erscheinen moegen. Es ist durchaus Absicht, dass der Begriff meillo@32: ``Freie Software'' verwendet wurde. Unabhaengig davon wird in meillo@32: dieser Arbeit das Konzept Open Source sehr wohl behandelt. meillo@34: .P meillo@34: Neben diesen beiden Software-Bewegungen wird auch die Free meillo@34: Cultural Works-Bewegung betrachtet, die nach einer grossen und meillo@34: lebendigen Allmende strebt. meillo@34: .P meillo@34: Diese Arbeit betrachtet insgesamt vier Konzepte und Bewegungen, meillo@34: die jeweils unterschiedliche Auspraegungen eines aehnlichen Gedankens meillo@34: sind, sich aber teilweise stark unterscheiden. meillo@20: meillo@20: meillo@33: .KS meillo@33: .in 2c meillo@33: .PS 3.5 meillo@33: boxht = boxht * .9 meillo@33: right meillo@33: S: box invis "" ht .4 meillo@40: PO: box invis "idealistisch" ht .4 meillo@33: PR: box invis "pragmatisch" ht .4 meillo@33: down meillo@33: SW: box invis "Software" with .n at S.s meillo@33: TX: box invis "Texte, etc" meillo@33: right meillo@33: box "Freie" "Software" with .w at SW.e meillo@33: box "Open" "Source" meillo@33: box "Free Cultural" "Works" with .w at TX.e meillo@33: box "Open" "Access" meillo@33: .PE meillo@33: .in meillo@33: .sp .5 meillo@33: .ce meillo@33: .B "Abb.\^1: Ausrichtung der Konzepte meillo@33: .KE meillo@33: meillo@33: meillo@20: meillo@20: .\"################################################################### meillo@34: .H0 "Hintergruende meillo@15: .P meillo@20: Um Konzepte und Bewegungen zu verstehen muss man sich ihre meillo@32: Entstehungsgeschichten und ihre Strukturen anschauen. Dies ist der meillo@20: Inhalt dieses Abschnittes. meillo@12: meillo@23: .ig meillo@23: Ausgangsbasis, Zeit, Situation, Hintergruende meillo@23: Motivation, Zweck, Zielrichtung meillo@23: Akteure, Beteiligte, Wer fuer wen. meillo@23: Zentrale Personen meillo@23: .. meillo@23: meillo@20: meillo@20: .U1 "Freie Software meillo@20: .P meillo@20: Die Freie Software (FS) meillo@12: ist in erster Linie eine ethische und politische Bewegung, bei der die meillo@6: .I Rechte meillo@31: der Menschen im Mittelpunkt stehen. Das wiederkehrende Leitbild ist meillo@25: der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu koennen. Dies soll meillo@12: ermoeglicht werden. Deshalb soll Software frei sein. meillo@15: .P meillo@38: Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Zuvor meillo@32: war alle Software ``frei''. Software war damals eine Beigabe zur meillo@16: Hardware. Beides war gekoppelt, d.h. ein Programm lief nur auf der meillo@16: Maschine fuer die es (meist vom Hersteller selbst) geschrieben worden meillo@32: war. Mit dem Beginn der 80er Jahre begannen Unternehmen in Software meillo@38: eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. meillo@38: .[[ meillo@38: spiegel befreiung meillo@38: .], S. 13] meillo@38: Statt sie meillo@25: kostenlos mit samt dem Quellcode der Hardware beizulegen, wie meillo@25: zuvor, wurden die Programme immer haeufiger verkauft und ihr Quellcode meillo@32: geheim gehalten. Non-Disclosure Agreements (NDAs) tauchten auf, die meillo@25: es den Entwicklern untersagten Informationen ueber den Quellcode meillo@32: weiterzugeben. Software wurde damit zu einem Produkt, das jemandem meillo@32: gehoert. Der passende Begriff ist deshalb ``Proprietaere Software''. meillo@38: .[[ meillo@38: spiegel befreiung meillo@38: .], S. 28] meillo@15: .P meillo@32: Die Freie Software entstand daraufhin als Gegenbewegung, wobei sie meillo@32: jedoch nicht den bisherigen Zustand abschaffen, sondern ihn meillo@32: beibehalten wollte. Der unbeschraenkte Austausch von Software in meillo@32: Quellcodeform sollte erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach meillo@32: in ihrem Kern von bewahrendem Charakter. Sie stellte sich den neu meillo@15: aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum meillo@15: Normalfall geworden sind, entgegen. meillo@15: .P meillo@25: Wenn auch die Vorstellung, Software sollte frei sein, in meillo@25: Programmiererkreisen weit verbreitet war, so war es Richard M. meillo@32: Stallman, der fast im Alleingang eine aktive Bewegung daraus machte. meillo@32: Sie manifestierte sich insbesondere im Start des GNU-Projekts (1983), meillo@32: in der Gruendung der Free Software Foundation (1985) meillo@32: und im Verfassen der General Public License (1989), meillo@32: die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden. meillo@16: .P meillo@16: Die Kultur des freien Austausches von Information und Software meillo@32: entstammt primaer dem universitaeren Umfeld. Stallman meillo@32: selbst war am MIT verwurzelt. Auch an der Westkueste der USA, meillo@25: v.a. an der University of California, gab es aehnliche Kulturen. meillo@33: Der ethische Fokus der Freien Software und damit seine politische meillo@32: Ausrichtung, die Stallman vertrat, war jedoch in Californien weniger meillo@33: praesent. meillo@33: Dies aeusserte sich auch in den gewaehlten Lizenzen: Stallman entwickelt meillo@33: mit der \fIGeneral Public License\fP (GPL) eine sogenannte meillo@33: Copyleft-Lizenz, welche erzwingt, dass meillo@16: jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen meillo@16: muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code meillo@33: jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann gleichfalls meillo@16: zur Verfuegung steht. Die BSD-Lizenz aus Californien hat diesen meillo@16: Zwang nicht. Sie stellt den Code jedermann zur Verfuegung und meillo@32: erlaubt es auch, ihn in proprietaere Werke einfliessen zu lassen. meillo@16: .P meillo@33: Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Ansicht, meillo@33: dass Software keine Ware sein sollte die jemandem gehoert, sondern meillo@33: ein Gemeingut, das allen zur Verfuegung steht. Die Analogie dazu meillo@25: sind Kochrezepte, die ganz natuerlich weitergegeben, nachgekocht meillo@32: und abgewandelt werden. meillo@15: meillo@15: meillo@15: .U1 "Open Source meillo@15: .P meillo@25: Open Source (OS), wenn auch aehnlich zur Freien Software, hat eine meillo@25: andere Ausrichtung. meillo@33: Sie schaetzt vor allem die verbesserten Moeglichkeiten und meillo@25: die daraus resultierenden Konsequenzen, meillo@20: die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfuegung meillo@25: steht und dieser kopiert, veraendert, erweitert und verbreitet meillo@32: werden darf. Die Grundmotivation ist damit pragmatischer Natur. meillo@20: .P meillo@16: Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfuegbar war, meillo@16: als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen meillo@33: Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr Freie meillo@33: Software-Befuerworter Probleme an dem Begriff ``Freie Software'' meillo@33: und an seiner meillo@25: Ausrichtung. Das lag daran, dass das Wort ``frei'' (im Deutschen meillo@32: wie im Englischen) zweideutig ist. Auch Stallmans regelmaessige meillo@33: Aufklaerung \(en ``Free software is a matter of liberty, not price. meillo@32: To understand the concept, you should think of free as in free meillo@32: speech, not as in free beer.'' meillo@32: .[ meillo@35: what is free software def meillo@32: .] meillo@33: \(en loeste dieses Problem nicht. meillo@35: .[[ meillo@35: williams free as in freedom meillo@35: .], S. 161f.] meillo@33: Folglich wollte das kommerzielle Softwarebusiness meillo@33: nicht auf das Konzept aufspringen, denn zu stark war meillo@25: die Assoziation zu ``gratis'', wenn auch die meillo@25: Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, sie meillo@32: sogar befuerwortet. meillo@35: (```Free software' does not mean `noncommercial'. A free program must meillo@35: be available for commercial use, commercial development, and meillo@35: commercial distribution. Commercial development of free software meillo@35: is no longer unusual; such free commercial software is very meillo@35: important.'' meillo@35: .[ meillo@35: what is free software fsf meillo@35: .] meillo@35: ) meillo@32: .[ meillo@32: selling free software meillo@32: .] meillo@33: Aber das Image passte nicht, wegen der Zweideutigkeit des Wortes ``frei''. meillo@31: In dem Bestreben die Freie Software auch im traditionellen meillo@32: Softwarebusiness zu verankern, trafen sich 1998 verschiedene Freie meillo@32: Software-Vertreter, um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren meillo@25: Begriff zu finden. Das Ergebnis war die Bezeichnung ``Open Source''. meillo@35: .[[ meillo@35: williams free as in freedom meillo@35: .], S. 162f.] meillo@16: .P meillo@31: Stallman war zu diesem ``Kick-off-Meeting'' nicht eingeladen, meillo@31: da er als zu starrkoepfig und kompromisslos galt. Das Ziel der meillo@33: Beteiligten war auch gerade eine Umorientierung, weg von der meillo@32: moralischen und politischen Ausrichtung der Freien Software, die meillo@32: Stallman so sehr vertrat. meillo@32: .P meillo@32: Mit der pragmatischen, unpolitischen meillo@16: Ausrichtung des Open Source und der Ausgrenzung von Stallman meillo@25: spaltete sich die Gemeinschaft anschliessend teilweise. Die eine meillo@16: Gruppe hielt weiterhin am Begriff ``Freie Software'' fest und meillo@16: stand fuer die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es meillo@16: ``Open Source'' und legte auf die technischen Aspekte wert. meillo@33: Diese ideologische Spaltung war jedoch, und ist noch immer, meillo@33: kein Hindernis der gemeinsamen Arbeit, der Kooperation und des meillo@33: Austausches. Neuere Bezeichnungen wie FLOSS (fuer ``Free, Libre, meillo@33: and Open Source Software'') zeigen eine wiedervereinigende meillo@33: Motivation, wenn sie auch von vielen kritisch gesehen werden. meillo@35: .[ meillo@35: floss and foss meillo@35: .] meillo@16: .P meillo@33: Der Open Source haengt weit weniger an einer einzelnen Person und meillo@33: der von ihr ausgehenden Organisationen und Projekten, als die meillo@33: Freie Software mit Stallman. meillo@33: Die in der allgemeinen Wahrnehmenung wichtigste Personen des meillo@33: Open Source ist jedoch Eric S. Raymond, der Evangelist der Bewegung. meillo@33: Zusammen mit Bruce Perens hatte er 1998 die \fIOpen Source Initiative\fP meillo@33: gegruendet. meillo@33: Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, und Tim O'Reilly, meillo@33: der Gruender des Computerliteraturverlages, gehoeren aber ebenso zu meillo@35: den Vertretetern, wie inzwischen auch grosse Softwareunternehmen. meillo@35: Demnach wird der Open Source inzwischen durchaus businessfreundlich meillo@35: wahrgenommen. meillo@16: .P meillo@16: Die Grundmotivation fuer Open Source ist die Ansicht, dass dieses meillo@16: Entwicklungsmodell zu besserer Software fuehrt. Durch die freie meillo@16: Verfuegbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und meillo@16: Code wuerden Entwickler schneller und besser arbeiten koennen. Die meillo@16: Mitarbeit von Interessierten wuerde gefoerdert werden. Die meillo@16: relevanten Nutzerwuensche wuerde schneller umgesetzt werden. meillo@28: Angepasste Varianten wuerde eher entstehen. Die Ergebnisse meillo@16: wuerden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitsluecken meillo@16: wuerden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller meillo@16: gefunden und behoben werden. meillo@33: Ob dem tatsaechlich so ist, oder in welchen Faellen, bleibt meillo@33: weiterhin umstritten. meillo@16: meillo@16: meillo@15: meillo@40: .U1 "Free Cultural Works meillo@23: .P meillo@40: Mit den Free Cultural Works (FCW) meillo@33: soll nun die Bruecke von der Software zu anderen Werkarten, meillo@33: darunter eben auch wissenschaftliche Publikationen, geschlagen meillo@33: werden. Hier steht die Gemeinschaft und deren Allmende im meillo@23: Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehoeren, nicht einzelnen meillo@23: Individuen. Ziel ist es, eine moeglichst grosse Allmende meillo@23: aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu foerdern. meillo@23: .P meillo@40: Diese Bewegung ist weit weniger bekannt und weniger abgegrenzt meillo@40: als die anderen hier vorgestellten Bewegungen. meillo@40: Sie soll hier als ein konkreter Vertreter einer Vielzahl von meillo@40: verschiedenen Bewegungen, die allesamt die meillo@40: Allmende staerken wollen, auftreten. Letztlich kann man die Free meillo@40: Cultural Works, oder noch allgemeiner, den \fIFree Content\fP, meillo@40: als Obermenge aller hier vorgestellter Konzepte sehen, jedoch meillo@40: sollen sie hier nur eine bestimmte, sonst nicht vertretene meillo@40: Ausrichtung einnehmen. meillo@23: .P meillo@40: Die Free Cultural Works wurden 2006 von Erik Möller, mit meillo@40: Unterstuetzung von Richard Stallman, Lawrence Lessig und weiteren, meillo@40: ins Leben gerufen. meillo@40: Sie versuchen einen Standard zu legen, was als ``frei'' angesehen meillo@40: werden kann und was nicht. meillo@40: Ihr Nutzen liegt darin, die heterogene Vielzahl von meillo@40: Lizenzen fuer intellektuelle und kreative Werke nach einem meillo@40: Freiheitsstandard zu klassifizieren. Seit 2008 ist das bei den meillo@40: Creative Commons-Lizenzen der Fall: Nur zwei der sechs CC-Lizenzen meillo@40: (und der Public Domain Dedication CC0) meillo@40: ist die Erzeugung von Free Cultural Works bescheinigt. meillo@23: .P meillo@40: Desweiteren vermitteln sie ein Bewusstsein fuer die Freiheit von meillo@40: Werken. Wie auch bei der Freien Software stehen Free Cultural meillo@40: Works nicht gegen die kommerzielle Verwertung, wohl aber gegen meillo@40: das Eigentum an kulturellen Werken. meillo@23: meillo@23: meillo@23: meillo@15: .U1 "Open Access meillo@15: .P meillo@28: Open Access (OA) ist ein Konzept des wissenschaftlichen meillo@28: Publikationswesens. meillo@28: Er hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht meillo@33: dabei darum das Wissen aufnehmen und sich darauf berufen zu koennen. meillo@33: Die Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen meillo@20: ausgeschlossen werden. meillo@20: .P meillo@33: Der Open Access entstand als Antwort auf die Zeitschriftenkrise in meillo@33: der Zeit nach 2000. Er kam v.a. in den STM-Wissenschaften auf, da dort meillo@33: Zeitschriftenartikel die Hauptpublikationsform darstellen. Open Access meillo@33: soll eine Alternative zu den immer teurer werdende meillo@33: Zeitschriftenabonnements, die zunehmend groessere Teile der meillo@33: Wissenschaftswelt den Zugang zum publizierten Wissen verhindern, meillo@33: bieten. Im gleichen Zug spielt die meillo@17: Unzufriedenheit der Autoren ueber die zumeist exklusiv abzutretende meillo@33: Rechte an ihren Werken mit. Und desweiteren steht die Frage im Raum, meillo@33: wie es um die Notwendigkeit der Verlage bestellt ist, wo das Internet meillo@33: und umso mehr das Web mit Repositorien und Kommunikationskanaelen meillo@28: aehnliche Verbreitungsmoeglichkeiten, ohne Rechteabtritt und quasi meillo@17: kostenlos bietet. meillo@17: .P meillo@17: Im Gegensatz zur Entstehung der Freien Software, wo der Status Quo meillo@17: beibehalten werden sollte, geht es beim Open Access darum eine meillo@17: Neuordnung der Situation zu erreichen. Diese Neuordnung wurde meillo@28: durch das Web, wo jeder selbst Verleger sein kann, ermoeglicht. meillo@33: Wo die Freien Software von einer einzelnen Person, Richard Stallman, meillo@33: voran getrieben wird, und beim Open Source eine gemeinsame Linie meillo@33: vorherrscht, gibt es meillo@33: beim Open Access eine Menge heterogener Akteure. So existiert meillo@33: auch keine von jedem anerkannte klare Definition des Begriffs, meillo@33: sondern eine Vielzahl von klareren und verschwommeneren meillo@33: Definitionen. meillo@17: .P meillo@33: Die zwei etablierten Open Access-Wege \(en der Gruene und der Goldene meillo@33: \(en sollen hier nur kurz erwaehnt werden, denn sie beschreiben meillo@33: \fIUmsetzungen\fP des Konzeptes, nicht aber das Konzept selbst. meillo@33: Bei ihnen geht es um finanzielle Aspekte und den Ort der meillo@33: Veroeffentlichung. Fuer diese Arbeit sind sie nebensaechlich. meillo@17: .P meillo@17: Open Access entspricht insofern der Ausrichtung des Open Source da meillo@17: es auch darin primaer um pragmatische Aspekte geht. Der Wunsch der meillo@17: Wissenschaftler ist es, schnell, einfach und kostenlos auf meillo@17: wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen zu koennen, die konkrete meillo@17: Rechtesituation oder gar der ethische Aspekt freien Wissens meillo@28: scheinen im Hintergrund zu stehen. Bei Open Source ist jedoch meillo@17: ein deutlich staerkeres Bewusstsein fuer eine klare Definition, meillo@28: Rechtslage und Einheitlichkeit vorhanden. meillo@28: Dies liegt wohl zum einen am Charakter der meillo@28: Programmierarbeit, die auf genauen Definitionen basiert, des meillo@28: weiteren aber wohl auch an ihrer Geburt aus der Freien Software, meillo@28: die eine klare Rechtslage als eine Kernaufgabe sieht, und nicht meillo@28: zuletzt auch an der einheitlicheren Schar von Beteiligten. meillo@17: .P meillo@33: XXX WP-Seite! meillo@17: meillo@17: meillo@15: meillo@17: .\"################################################################### meillo@34: .H0 "Realisierungen meillo@15: .P meillo@35: Hier werden nun die Definitionen, die es fuer die meillo@35: verschiedenen Konzepte gibt, vorgestellt und miteinander meillo@35: verglichen. Daneben werden typische Lizenzen als meillo@35: Umsetzungen dieser Definitionen vorgestellt. meillo@35: Dieser Abschnitt hat einen engen Bezug zum Urheberrecht, welches meillo@35: die Grundlage der in den Lizenzen geregelten Rechten ist. meillo@23: meillo@35: (XXX Die Verhaltensethik der jeweiligen Gemeinschaften stellt die meillo@35: zweite Ausgangsbasis dar.) meillo@15: meillo@15: meillo@22: meillo@17: .U1 "Freie Software meillo@17: .P meillo@39: Fuer die Freie Software gibt es eine Definition der Free Software meillo@35: Foundation, meillo@35: .[ meillo@35: what is free software def meillo@35: .] meillo@35: die vier Freiheiten umfasst. Sind diese gegeben, dann meillo@23: wird die Software als frei angesehen: meillo@23: .BU meillo@35: The freedom to run the program, for any purpose (freedom 0). meillo@23: .BU meillo@35: The freedom to study how the program works, and change it so meillo@35: it does your computing as you wish (freedom 1). Access to the meillo@35: source code is a precondition for this. meillo@23: .BU meillo@35: The freedom to redistribute copies so you can help your meillo@35: neighbor (freedom 2). meillo@23: .BU meillo@35: The freedom to distribute copies of your modified versions to meillo@35: others (freedom 3). By doing this you can give the whole community meillo@35: a chance to benefit from your changes. Access to the source code meillo@35: is a precondition for this. meillo@35: meillo@23: .P meillo@23: Die FSF pflegt eine Liste von Software-Lizenzen, die sie nach meillo@23: dieser Definition als frei ansehen. meillo@35: .[ meillo@35: various licenses meillo@35: .] meillo@39: Die General Public License (GPL) meillo@35: .[ meillo@35: gpl meillo@35: .] meillo@39: ist die typische Lizenz fuer die Freie Software-Bewegung. meillo@39: Sie basiert auf einem besonderen Konstrukt, dem meillo@23: .I Copyleft . meillo@35: .[ meillo@35: what is copyleft meillo@35: .] meillo@23: Dieses erzwingt, dass meillo@23: jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen meillo@23: muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code meillo@23: jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann meillo@23: gleichfalls zur Verfuegung steht. Alle auf Copyleft-lizenzierte meillo@23: Werke aufbauenden Werke werden also wiederum Freie Software sein. meillo@23: Dieser Zwang wird von manchen als Einschraenkung ihrer individuellen meillo@23: Freiheit angesehen, von anderen dagegen als Sicherung der Freiheit meillo@39: aller. meillo@23: meillo@15: meillo@17: meillo@17: .U1 "Open Source meillo@17: .P meillo@35: Die Open Source-Definition meillo@35: .[ meillo@35: open source definition meillo@35: .] meillo@35: der Open Source Initiative ist eine leicht abgewandelte Formulierung der meillo@35: Debian Free Software Guidelines, meillo@35: .[ meillo@35: debian free software guidelines meillo@35: .] meillo@35: welche fuer die meillo@32: GNU/Linux-Distribution \fIDebian\fP entwickelt worden sind. meillo@23: Die Ausrichtung auf die Beduerfnisse einer Distribution, also meillo@23: eines Projektes, das verschiedene Programme sinnvoll meillo@39: zusammenstellt, geeignet anpasst und dann als ``Sammelwerk'' meillo@39: verbreitet, sind klar zu erkennen. Die Definition ist eine Checkliste, meillo@39: die Lizenzen durchlaufen muessen, damit die damit lizensierte Software meillo@39: in die Distribution aufgenommen werden kann. Gefordert werden: meillo@23: meillo@23: .BU meillo@35: Free Redistribution meillo@23: .BU meillo@35: Source Code meillo@23: .BU meillo@35: Derived Works meillo@23: .BU meillo@35: Integrity of The Author's Source Code meillo@23: .BU meillo@35: No Discrimination Against Persons or Groups meillo@23: .BU meillo@35: No Discrimination Against Fields of Endeavor meillo@23: .BU meillo@35: Distribution of License meillo@23: .BU meillo@35: License Must Not Be Specific to a Product meillo@23: .BU meillo@35: License Must Not Restrict Other Software meillo@23: .BU meillo@35: License Must Be Technology-Neutral meillo@23: meillo@17: .P meillo@35: Eine praeferierte Open Source-Lizenz gibt es nicht. Dem Charakter meillo@39: von Open Source entsprechen BSD-artige Lizenzen aber am besten. meillo@39: Der Kern deren Aussage laesst sich umgangsprachlich so zusammenfassen: meillo@35: ``Mache mit dieser Software was du willst, solange du sagst wer meillo@35: sie geschrieben hat. Und erwarte keine Haftung fuer irgendwas.'' meillo@23: .P meillo@35: Zum allergroessten Teil entsprechen sich die Definitionen der OSI und meillo@39: FSF bei der Frage, wie eine konkrete Lizenz klassifiziert wird: meillo@35: ``The two definitions lead to the same result in practice, but use meillo@35: superficially different language to get there.'' meillo@35: .[ meillo@35: osi faq meillo@35: .] meillo@35: meillo@23: meillo@23: meillo@23: meillo@23: .U1 "Free Cultural Works meillo@23: .P meillo@23: Inspiriert von der Definition von Freier Software erfordern Free meillo@23: Cultural Works folgende Essentielle Freiheiten: meillo@23: .BU meillo@23: The freedom to use and perform the work meillo@23: .BU meillo@23: The freedom to study the work and apply the information meillo@23: .BU meillo@23: The freedom to redistribute copies meillo@23: .BU meillo@23: The freedom to distribute derivative works meillo@23: .P meillo@39: Daneben gibt es aber zusaetzliche Anforderungen: meillo@23: .BU meillo@23: Availability of source data meillo@23: .BU meillo@23: Use of a free format meillo@23: .BU meillo@23: No technical restrictions meillo@23: .BU meillo@23: No other restrictions or limitations meillo@23: .P meillo@23: Wenn auch keine weiteren Einschraenkungen und Begrenzungen erlaubt meillo@39: sind, so gibt es bestimmte Einschraenkungen die zulaessig meillo@23: sind, ohne die essentiellen Freiheiten zu beeinflussen: meillo@23: .QS meillo@23: In particular, requirements for attribution, for symmetric meillo@23: collaboration (i.e., ``copyleft''), and for the protection of meillo@23: essential freedom are considered permissible restrictions. meillo@23: .QE meillo@23: .P meillo@23: Typische Lizenzen fuer Free Cultural Works sind die zwei Creative meillo@23: Commons-Lizenzen CC BY und CC BY-SA, sowie die Public Domain meillo@23: Dedication CC0. Die anderen CC-Lizenzen sind unfrei im Sinne der meillo@23: FCW. meillo@23: Weitere Beispiele fuer FCW-Lizenzen sind: XXX GFDL?, OFL?, ... meillo@23: meillo@17: meillo@17: meillo@17: .U1 "Open Access meillo@17: .P meillo@23: Eine anerkannte Definition von Open Access, wie es fuer meillo@23: die anderen Konzepte der Fall ist, gibt es nicht. Es entstanden meillo@23: ueber die Jahre allerlei Definitionen, die sich teilweise meillo@23: unterscheiden und unterschiedlich akzeptiert sind. meillo@17: .P meillo@23: Die erste Definition, die den Begriff ``Open Access'' verwendet meillo@23: hat, war die meillo@36: .I "Budapest Open Access Initiative meillo@36: .[ meillo@36: boai orginal 2002 meillo@36: .] meillo@23: in 2002. Sie fordert: meillo@23: .QS meillo@39: The literature that should be freely accessible online is that which meillo@39: scholars give to the world without expectation of payment. [...] By meillo@39: ``open access'' to this literature, we mean its free availability on the meillo@39: public internet, permitting any users to read, download, copy, distribute, meillo@39: print, [...], or use them for any other lawful purpose, without financial, meillo@39: legal, or technical barriers other than those inseparable from gaining meillo@39: access to the internet itself. The only constraint on reproduction and meillo@39: distribution, and the only role for copyright in this domain, should be meillo@39: to give authors control over the integrity of their work and the right meillo@39: to be properly acknowledged and cited. meillo@23: .QE meillo@17: meillo@23: .P meillo@23: 2003 erschien die meillo@31: .I "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge\ meillo@23: in the Sciences and Humanities" . meillo@36: .[ meillo@36: berlin declaration meillo@36: .] meillo@23: Sie basiert stark, teilweise sogar im Wortlaut, auf dem meillo@31: .I "Bethesda Statement on Open Access Publishing" , meillo@36: .[ meillo@36: bethesda statement meillo@36: .] meillo@23: aus dem gleichen Jahr. meillo@23: .QS meillo@23: The author(s) and right holder(s) of such contributions grant(s) meillo@23: to all users a free, irrevocable, meillo@23: worldwide, right of access to, and a license to copy, use, meillo@23: distribute, transmit and display the work meillo@23: publicly and to make and distribute derivative works, in any meillo@23: digital medium for any responsible meillo@23: purpose, subject to proper attribution of authorship ([...]), meillo@23: as well as the right to make small numbers of meillo@23: printed copies for their personal use. meillo@23: .QE meillo@17: .P meillo@23: Hier geht man explizit auf abgeleitete Werke ein. meillo@39: .P meillo@36: Ueber die Budapester Erklaerung hinaus geht auch die Forderung, meillo@23: dass das Werk mitsamt aller Quellmaterialien in einem Repositorium meillo@23: veroeffentlicht werden muss. meillo@23: Zudem meillo@23: unterscheidet man zwischen der digitalen und materiellen meillo@23: Vervielfaeltigung und Verbreitung. Das kann sicher als meillo@23: Zugestaendnis an das Verlagswesen gewertet werden. Bei der Freien meillo@23: Software gibt es diese Unterscheidung nicht. Bei Open Source ist meillo@23: sie sogar explizit ausgeschlossen. meillo@36: Im Gegensatz zur Budapester Erklaerung ist das Thema der Kosten meillo@23: nicht so prominent praesentiert. Das entspricht der Situation bei meillo@23: den Definitionen fuer Freie und Open Source Software. meillo@23: .P meillo@39: (XXX woanders hin) meillo@23: Neben diesen beiden, vielleicht wichtigsten Definitionen, gibt es meillo@23: unzaehlige weitere. Daneben wird der Begriff meillo@23: ``Open Access'' aber auch oft sehr unscharf verwendet. meillo@23: Letztlich bleibt als gemeinsamer Nenner nur der kostenlose meillo@39: (Lese-)Zugriff (= Access) auf die Informationen uebrig. meillo@39: In der Hinsicht sind sich alle Beteiligten einig. meillo@23: .P meillo@23: Als typische Lizenzen fuer Open Access-Inhalte haben sich die meillo@23: Creative Commons-Lizenzen etabliert. In der Neuauflage der meillo@36: Budapester Empfehlungen von 2012 meillo@36: wird sogar explizit die CC BY-Lizenz empfohlen. meillo@36: .[ meillo@36: boai10a 2012 meillo@36: .] meillo@36: Diese Tendenz scheint sich, zumindest fuer meillo@36: Zeitschriftenartikel, durchzusetzen. meillo@39: Daneben sind aber auch die anderen CC-Lizenzen (v.a. CC meillo@23: BY-NC, CC BY-NC-ND und CC BY-NC-ND) verbreitet. meillo@23: Was die reinen Quelldaten angeht, so werden diese inzwischen meillo@23: zumeist unter CC0 veroeffentlicht ... falls sie veroeffentlicht meillo@23: werden. meillo@23: meillo@23: meillo@23: meillo@23: .KS meillo@31: .sp meillo@31: .ce meillo@31: .B "Tab\^1: Geforderte Rechte meillo@23: .TS meillo@31: center; meillo@36: l | c c c c c . meillo@36: Definition Use\u\(**\d Copy Dist Mod DistMod meillo@23: _ meillo@36: FSF \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr meillo@36: OSI \(sr \(sr\u\(dg\d \(sr \(sr \(sr meillo@36: FCW \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr meillo@23: .sp .5v meillo@36: Budapest \(sr \(sr \(sr \(em \(em meillo@36: Berlin \(sr \(sr\u\(dd\d \(sr \(sr \(sr meillo@23: .TE meillo@31: .RS meillo@31: .nr PS -2 meillo@36: .IP "\(**" .7c meillo@36: \o'=^' Betrachten, Lesen, Ausfuehren, etc. meillo@31: .IP "\(dg" .7c meillo@36: \o'=^' Nicht explizit erwaehnt, aber unbestreitbar als Voraussetzung meillo@36: angesehen meillo@36: .IP "\(dd" .7c meillo@36: \o'=^' Ausdrucke nur in kleinen Stueckzahlen fuer den meillo@36: persoenlichen Gebrauch meillo@31: .nr PS +2 meillo@31: .RE meillo@31: .KE meillo@31: meillo@17: meillo@17: meillo@17: .\"################################################################### meillo@15: .H0 "Diskussion meillo@32: meillo@40: .U2 "Idealismus vs. Pragmatismus meillo@32: .P meillo@40: Der Unterschied zwischen Freier Software und Open Source laeuft meillo@40: letztlich auf eine Frage hinaus: meillo@40: .IP (1) meillo@40: Was wird als wichtiger angesehen, die Freiheit der Information meillo@40: im Generellen oder ihr konkreter praktischer Wert zum aktuellen meillo@40: Zeitpunkt? meillo@33: .P meillo@40: Die Freie Software-Bewegung legt groessten Wert auf die Freiheit, meillo@40: denn in ihr sieht sie die Voraussetzung fuer alle anderen meillo@40: Bestrebungen. meillo@40: Bruce Perens, der 1998 die Open Source Initiative mitgegruendet meillo@40: hatte, wandte sich ein Jahr spaeter, davon wieder ab und der meillo@40: Freien Software zu, da ihm der Wert der Freiheit wichtiger war: meillo@32: .QS meillo@32: Most hackers know that Free Software and Open Source are just two meillo@33: words for the same thing. Unfortunately, though, Open Source has meillo@33: de-emphasized the importance of the freedoms involved in Free meillo@33: Software. It's time for us to meillo@32: fix that. We must make it clear to the world that those freedoms meillo@33: are still important, and that software such as Linux would not be meillo@33: around without them. meillo@33: .[ meillo@33: bruce perens time to talk about free software again meillo@33: .] meillo@32: .QE meillo@33: meillo@40: .IP (2) meillo@40: Geht es in erster Linie um die Gemeinschaft und ihre Allmende oder meillo@40: um die Interessen der Einzelperson selbst? meillo@40: .P meillo@40: Alle vorgestellten Bewegungen haben die gesamte Menschheit im meillo@40: Blick, wenn auch bei manchen staerker im Fokus wie bei anderen. meillo@40: Ausnahmen fuer Spezialgruppen, wie die Forschung und Lehre, meillo@40: moegen einfacher durchzusetzen sein, behindern aber den meillo@40: Fortschritt, da sie wertvolle Potenziale brach liegen lassen. meillo@40: .P meillo@40: Ein schoenes Beispiel fuer eine Verpflichtungserklaerung der meillo@40: Menschheit gegenueber ist der meillo@40: .I "Debian Social Contract" . meillo@40: .[ meillo@40: debian social contract dsc meillo@40: .] meillo@40: Eine so klare und konkrete Erklaerung der Wissenschaft der Menschheit meillo@40: gegenueber waere ein wertvolles Leitbild fuer die Open meillo@40: Access-Bewegung. Die Open Access-Erklaerung enthalten zwar solche meillo@40: Leitbilder, aber leider nur mit wolkigen Worthuelsen gefuellt. meillo@40: Man will sich scheinbar nicht darauf festnageln lassen; gerade das meillo@40: jedoch waere ein wertvoller Schritt. meillo@33: meillo@32: .P meillo@40: Bei der Frage nach Idealismus und Pragmatismus spielen auch die meillo@40: Anteile derjenigen Beteiligten, die aus einem inneren Beduerfnis meillo@40: heraus, oft freiwillig, in diesen Bewegungen aktiv sind, und meillo@40: jenen, die damit in Kontakt sind, weil das ihr Job ist, von dem meillo@40: sie leben. Die erste Gruppe tut sich deutlich einfacher damit, meillo@40: ihren persoenlichen Vorstellungen nachzugehen, waehrend die zweite meillo@40: Gruppe immer auch Erwartungen von aussen entsprechen muss um ihren meillo@40: Lebensunterhalt zu sichern. meillo@40: Die Frage bleibt offen, wie die Verteilung in der Wissenschaft wohl meillo@40: ist. meillo@40: .P meillo@40: Wer aus innerer Ueberzeugung freiwillig an etwas arbeitet, hat meillo@40: vermutlich ein groesseres Beduerfnis daran, dass ihm sein Werk meillo@40: erhalten bleibt, also nicht XXX meillo@32: meillo@32: .P meillo@40: Bei den freien Software-Lizenzen haben sich zwei Typen durchgesetzt: meillo@40: Solche mit Copyleft und solche ohne. Seit dreissig Jahren gewinnt meillo@40: kein Typ die Oberhand. Sie bestehen unveraendert nebeneinander. meillo@40: Bei den Creative Commons-Lizenzen gibt es mit CC BY und CC BY-SA meillo@40: ein aequivalentes Paar. (Dort wird ``Copyleft'' als ``Share-alike'' meillo@40: bezeichnet.) Auch hier werden wohl beide nebeneinander meillo@40: fortbestehen, da sie jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile meillo@40: vorweisen koennen. meillo@40: .P meillo@40: Beim Open Access meillo@40: Tendenzen in Richtung Non-Commercial-Einschraenkung, wie sie beim meillo@40: Open Access haeufig sind, gibt es bei den anderen drei Bewegungen meillo@40: nicht. Dort sieht man in kommerziellen Angeboten einen Mehrwert, meillo@40: den man nicht verhindern will. meillo@40: Will man verhindern, dass sich Andere an eigenen Werken bedienen meillo@40: ohne etwas zurueckzugeben, ist das Mittel der Wahl das Copyleft-Prinzip. meillo@40: Dieses laesst die kommerzielle Nutzung sehr wohl zu, stellt aber meillo@40: sicher, dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen meillo@40: Nutzung hat. meillo@40: Beim Open Access mag die Popularitaet der oftmalige meillo@40: Non-Commercial-Einschraenkungen daher ruehren, dass auch die meillo@40: Verwerter selbst in der Bewegung aktiv sind und sich dieses meillo@40: Marktfeld exklusiv reservieren wollen. meillo@32: meillo@32: meillo@32: .U2 "OA meillo@15: .P meillo@26: Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen meillo@26: Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend meillo@26: sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich meillo@27: Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr meillo@27: viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern meillo@27: eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine meillo@26: klare Fuehrung gaebe. meillo@26: Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte meillo@26: Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access meillo@26: nicht. meillo@15: .P meillo@27: Das hat Gruende: meillo@26: Zu stark ist die systemimmanente meillo@26: Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den meillo@27: Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkraeftig meillo@26: und konsequenzbereit zu organisieren. meillo@26: Zu stark sind die Traditionen meillo@26: des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen meillo@26: im System abhaengig. meillo@26: Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen. meillo@15: .P meillo@26: So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor, meillo@27: der lediglich den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der meillo@27: idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht oft neben den meillo@26: pragmatischen Anforderungen unter. meillo@26: Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie meillo@27: jedoch deutlich schwaecher ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem meillo@26: .I "Shared Source" -Konzept meillo@26: auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine meillo@26: Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des meillo@38: Open Source, verurteilt. meillo@38: .[ meillo@38: perens stand together meillo@38: .] meillo@38: Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab. meillo@27: Diese Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet meillo@27: der Bewegung verwaessern wuerden, fehlt dem Open meillo@27: Access bislang. Der Begriff ``Open Access'' wird fast wahllos meillo@27: verwendet. Die wissenschaftliche meillo@27: Gemeinschaft (Welche Gemeinschaft denn?) hat noch keine Form meillo@26: der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie meillo@27: sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche meillo@27: Werte und Forderungen sie denn vertritt. So sind es nun vielmehr meillo@26: die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und meillo@27: ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen haben die meillo@27: Wissenschaftler heute die Kontrolle grossteils wieder aus der Hand meillo@26: gegeben. meillo@15: .P meillo@26: Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden meillo@26: Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert meillo@27: logischerweise den Goldenen Weg. Die verwerterunabhaengige meillo@27: Zugaenglichmachung, auf dem Gruenem Weg, geht als meillo@26: \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der meillo@26: Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die meillo@27: Wissenschaftler die freien Repositorien als natuerlichen ersten meillo@26: Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag meillo@26: zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu meillo@27: sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die meillo@27: Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt. meillo@17: .P meillo@27: Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist diese meillo@27: Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den meillo@27: Verwertern. Entscheidend dabei ist, dass dort nichts gegen eine meillo@27: kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die meillo@27: Rechte der Allgemeinheit nicht beschraenken. Beim Open Access meillo@27: dagegen gehen die Tendenzen oftmals in Richtung meillo@27: Non-Commercial-Einschraenkung. Das wird zum einen daran liegen, meillo@27: dass sich die Verwerter dieses Marktfeld exklusiv reservieren meillo@27: wollen und andererseits manche Wissenschaftler dadurch die meillo@27: Unternehmen von der Verwertung ihrer Werke ausschliessen wollen. meillo@27: Die Freie Software verwendet dazu lieber das Copyleft-Prinzip, das meillo@27: die kommerzielle Nutzung sehr wohl zulaesst, aber sicherstellt, meillo@27: dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen meillo@27: Nutzung hat. meillo@26: .P meillo@31: Mit Bezug auf den Open Source kann man sachlich argumentieren, meillo@26: dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus meillo@26: entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann. meillo@27: Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet so anderen meillo@26: Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu meillo@31: finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken, auch werden aufbauende meillo@27: und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zuletzt meillo@26: werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu meillo@27: sein, sorgfaeltiger arbeiten. Diese Verbesserungen der meillo@26: wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie meillo@26: auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur meillo@26: zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und meillo@27: Selbstorganisation versagen. meillo@27: Das bisherige Zoegern der Wissenschaft mag von einem fehlenden meillo@27: Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen. meillo@26: .P meillo@26: Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free meillo@26: Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber, meillo@27: die der Open Access nicht erkennen laesst. meillo@27: Der Grund mag darin liegen, dass dort eine groessere Bindung meillo@27: zum eigenen Werk vorliegt als es bei den Wissenschaftler der Fall meillo@27: zu sein scheint. meillo@31: Die Angst, dass einem das eigene Werk ``verliert'', wenn man meillo@27: Verwertern exklusive Nutzungsrechte einraeumt, die unter denjenigen meillo@27: vorhanden ist, die ihrer Arbeit aus einer starken persoenlichen meillo@27: Begeisterung heraus leisten, scheint bei vielen Wissenschaftlern meillo@27: weniger stark ausgepraegt zu sein. meillo@27: .P meillo@27: Diese andere Konzepte zeigen Moeglichkeiten, meillo@26: wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass meillo@27: nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschoepfend sein meillo@27: koennen, aber die zentralen Interessen nicht gefaehrdet werden. meillo@27: Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und meillo@26: akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite meillo@26: Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und meillo@26: Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten. meillo@26: .P meillo@26: An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz meillo@26: guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare meillo@27: Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein meillo@26: Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird meillo@26: zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken. meillo@26: Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter meillo@26: einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts meillo@27: grundlegend geaendert. Auch ist die Situation laengst nicht gut, meillo@27: nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig meillo@26: aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr meillo@40: Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihre Definition meillo@40: von Open Access vereinheitlichen und klarer machen. Jetzt muss meillo@26: die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten. meillo@26: Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der meillo@26: Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche meillo@26: Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare meillo@26: Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert meillo@40: werden. Was in der Berlin Declaration schon vor einem Jahrzehnt meillo@40: gefordert worden ist, muss die Praxis werden. meillo@40: Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen muss aufhoeren! meillo@40: Dabei reicht es aber nicht, nur zu ``bestaerken'' und dass Open meillo@40: Access-Veroeffentlichungen ``anerkannt werden''. meillo@40: Nein, die Wissenschaft muss Open Access spuerbar belohnen. meillo@40: Diese Umsetzung steht der Wissenschaft frei. meillo@40: Sie muss sich nur selbst organisieren. meillo@40: Und dann selbst vorleben, wie Richard Stallman. meillo@40: Dann wird sich etwas aendern. meillo@6: