meillo@57: .U2 "OA meillo@57: .P meillo@57: Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen meillo@57: Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend meillo@57: sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich meillo@57: Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr meillo@57: viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern meillo@57: eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine meillo@57: klare Fuehrung gaebe. meillo@57: Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte meillo@57: Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access meillo@57: nicht. meillo@57: .P meillo@57: Das hat Gruende: meillo@57: Zu stark ist die systemimmanente meillo@57: Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den meillo@57: Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkraeftig meillo@57: und konsequenzbereit zu organisieren. meillo@57: Zu stark sind die Traditionen meillo@57: des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen meillo@57: im System abhaengig. meillo@57: Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen. meillo@57: .P meillo@57: So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor, meillo@57: der lediglich den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der meillo@57: idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht oft neben den meillo@57: pragmatischen Anforderungen unter. meillo@57: Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie meillo@57: jedoch deutlich schwaecher ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem meillo@57: .I "Shared Source" -Konzept meillo@57: auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine meillo@57: Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des meillo@57: Open Source, verurteilt. meillo@57: .[ meillo@57: perens stand together meillo@57: .] meillo@57: Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab. meillo@57: Diese Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet meillo@57: der Bewegung verwaessern wuerden, fehlt dem Open meillo@57: Access bislang. Der Begriff ``Open Access'' wird fast wahllos meillo@57: verwendet. Die wissenschaftliche meillo@57: Gemeinschaft (Welche Gemeinschaft denn?) hat noch keine Form meillo@57: der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie meillo@57: sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche meillo@57: Werte und Forderungen sie denn vertritt. So sind es nun vielmehr meillo@57: die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und meillo@57: ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen haben die meillo@57: Wissenschaftler heute die Kontrolle grossteils wieder aus der Hand meillo@57: gegeben. meillo@57: .P meillo@57: Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden meillo@57: Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert meillo@57: logischerweise den Goldenen Weg. Die verwerterunabhaengige meillo@57: Zugaenglichmachung, auf dem Gruenem Weg, geht als meillo@57: \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der meillo@57: Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die meillo@57: Wissenschaftler die freien Repositorien als natuerlichen ersten meillo@57: Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag meillo@57: zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu meillo@57: sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die meillo@57: Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt. meillo@57: .P meillo@57: Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist diese meillo@57: Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den meillo@57: Verwertern. Entscheidend dabei ist, dass dort nichts gegen eine meillo@57: kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die meillo@57: Rechte der Allgemeinheit nicht beschraenken. Beim Open Access meillo@57: dagegen gehen die Tendenzen oftmals in Richtung meillo@57: Non-Commercial-Einschraenkung. Das wird zum einen daran liegen, meillo@57: dass sich die Verwerter dieses Marktfeld exklusiv reservieren meillo@57: wollen und andererseits manche Wissenschaftler dadurch die meillo@57: Unternehmen von der Verwertung ihrer Werke ausschliessen wollen. meillo@57: Die Freie Software verwendet dazu lieber das Copyleft-Prinzip, das meillo@57: die kommerzielle Nutzung sehr wohl zulaesst, aber sicherstellt, meillo@57: dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen meillo@57: Nutzung hat. meillo@57: .P meillo@57: Mit Bezug auf den Open Source kann man sachlich argumentieren, meillo@57: dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus meillo@57: entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann. meillo@57: Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet so anderen meillo@57: Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu meillo@57: finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken, auch werden aufbauende meillo@57: und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zuletzt meillo@57: werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu meillo@57: sein, sorgfaeltiger arbeiten. Diese Verbesserungen der meillo@57: wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie meillo@57: auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur meillo@57: zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und meillo@57: Selbstorganisation versagen. meillo@57: Das bisherige Zoegern der Wissenschaft mag von einem fehlenden meillo@57: Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen. meillo@57: .P meillo@57: Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free meillo@57: Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber, meillo@57: die der Open Access nicht erkennen laesst. meillo@57: Der Grund mag darin liegen, dass dort eine groessere Bindung meillo@57: zum eigenen Werk vorliegt als es bei den Wissenschaftler der Fall meillo@57: zu sein scheint. meillo@57: Die Angst, dass einem das eigene Werk ``verliert'', wenn man meillo@57: Verwertern exklusive Nutzungsrechte einraeumt, die unter denjenigen meillo@57: vorhanden ist, die ihrer Arbeit aus einer starken persoenlichen meillo@57: Begeisterung heraus leisten, scheint bei vielen Wissenschaftlern meillo@57: weniger stark ausgepraegt zu sein. meillo@57: .P meillo@57: Diese andere Konzepte zeigen Moeglichkeiten, meillo@57: wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass meillo@57: nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschoepfend sein meillo@57: koennen, aber die zentralen Interessen nicht gefaehrdet werden. meillo@57: Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und meillo@57: akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite meillo@57: Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und meillo@57: Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten. meillo@57: .P meillo@57: An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz meillo@57: guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare meillo@57: Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein meillo@57: Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird meillo@57: zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken. meillo@57: Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter meillo@57: einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts meillo@57: grundlegend geaendert. Auch ist die Situation laengst nicht gut, meillo@57: nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig meillo@57: aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr meillo@57: Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihre Definition meillo@57: von Open Access vereinheitlichen und klarer machen. Jetzt muss meillo@57: die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten. meillo@57: Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der meillo@57: Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche meillo@57: Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare meillo@57: Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert meillo@57: werden. Was in der Berlin Declaration schon vor einem Jahrzehnt meillo@57: gefordert worden ist, muss die Praxis werden. meillo@57: Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen muss aufhoeren! meillo@57: Dabei reicht es aber nicht, nur zu ``bestaerken'' und dass Open meillo@57: Access-Veroeffentlichungen ``anerkannt werden''. meillo@57: Nein, die Wissenschaft muss Open Access spuerbar belohnen. meillo@57: Diese Umsetzung steht der Wissenschaft frei. meillo@57: Sie muss sich nur selbst organisieren. meillo@57: Und dann selbst vorleben, wie Richard Stallman. meillo@57: Dann wird sich etwas aendern. meillo@57: