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PB: added an abstract
author | markus schnalke <meillo@marmaro.de> |
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date | Wed, 05 Nov 2014 07:37:06 +0100 |
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.RN 1 .bp .\"################################################################### .H0 "Vier Konzepte .P Diese Arbeit vergleicht den .I "Open Access mit der .I "Freien Software und ähnlichen Konzepten. Ihr Ziel ist es, Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen. .P Da die Freie Software bereits seit den 80ern als Konzept etabliert ist, der Open Access aber erst zwanzig Jahre später aufkam, können, so die Vermutung, aktuelle und zukünftige Entwicklungen beim Open Access nachvollzogen oder sogar vorweg erahnt werden, wenn man sich anschaut, wie sich die Freie Software bislang entwickelt hat. .P Dass im Titel der Begriff .I "Freie Software und nicht .I "Open Source" , wenn auch nur der Begriffsanalogie wegen, vorkommt ist durchaus Absicht. Die Begriffe, sind nicht so austauschbar, wie sie erscheinen mögen. Beide Bewegungen werden in dieser Arbeit behandelt. Daneben wird auch die Free Cultural Works-Bewegung betrachtet, die nach einer großen und lebendigen Allmende strebt. Die vier Konzepte und Bewegungen sind jeweils unterschiedliche Ausprägungen eines ähnlichen Gedankens, nämlich des \fIFree Contents\fP. Teilweise unterscheiden sie sich aber stark. .KS .in 2c .PS 3.5 boxht = boxht * .9 right S: box invis "" ht .4 PO: box invis "idealistisch" ht .4 PR: box invis "pragmatisch" ht .4 down SW: box invis "Software" with .n at S.s TX: box invis "Texte, etc" right box "Freie" "Software" with .w at SW.e box "Open" "Source" box "Free Cultural" "Works" with .w at TX.e box "Open" "Access" .PE .in .sp .5 .ce .B "Abb.\^1: Ausrichtung der Konzepte .KE .\"################################################################### .H0 "Hintergründe .P Um Konzepte und Bewegungen zu verstehen muss man sich ihre Entstehungsgeschichten und ihre Strukturen anschauen. .U1 "Freie Software .P Die Freie Software ist in erster Linie eine ethische und politische Bewegung, bei der die .I Rechte der Menschen im Mittelpunkt stehen. Das wiederkehrende Leitbild ist der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu können. Dies soll ermöglicht werden. Deshalb soll Software frei sein. .P Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Bis dahin war alle Software ``frei''. Sie war damals eine Beigabe zur Hardware. Mit dem Beginn der 80er Jahre begannen Unternehmen in Software eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. .[ [ spiegel befreiung .], S. 13] Statt sie kostenlos mit samt dem Quellcode der Hardware beizulegen, wie zuvor, wurden die Programme, von da an, immer häufiger verkauft und ihr Quellcode geheim gehalten. Software wurde damit zu einem Produkt, das jemandem gehört. (Der passende Begriff für unfreie Software ist deshalb ``Proprietäre Software'', .[ [ spiegel befreiung .], S. 28] und nicht ``kommerzielle Software''.) .ZZ .P Die Freie Software entstand daraufhin als Gegenbewegung, wobei sie jedoch nicht den bisherigen Zustand abschaffen, sondern ihn beibehalten wollte. Der unbeschränkte Austausch von Software in Quellcodeform sollte erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach in ihrem Kern von bewahrendem Charakter. Sie stellte sich den neu aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum Normalfall geworden sind, entgegen. .P Wenn auch die Vorstellung, Software sollte frei sein, in Programmiererkreisen weit verbreitet war, so war es Richard M. Stallman, der fast im Alleingang eine aktive Bewegung daraus machte. Sie manifestierte sich insbesondere im Start des GNU-Projekts (1983), in der Gründung der Free Software Foundation (1985) und im Verfassen der General Public License (1989), die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden. .P Die Kultur des freien Austausches von Information und Software entstammt primär dem universitären Umfeld. Stallman selbst war am MIT verwurzelt. An der Westküste der USA, v.a. an der University of California, gab es ähnliche Kulturen. Der ethische Fokus der Freien Software und damit seine politische Ausrichtung, die Stallman vertrat, war jedoch in Californien weniger präsent. .P Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Ansicht, dass Software keine Ware sein sollte die jemandem gehört, sondern ein Gemeingut, das allen zur Verfügung steht. Die Analogie dazu sind Kochrezepte, die ganz natürlich weitergegeben, nachgekocht und abgewandelt werden. .U1 "Open Source .P Open Source, wenn auch ähnlich zur Freien Software, hat eine andere Ausrichtung. Sie schätzt vor allem die verbesserten Möglichkeiten und die daraus resultierenden Konsequenzen, die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfügung steht und dieser kopiert, verändert und verbreitet werden darf. Die Grundmotivation ist damit pragmatischer Natur. .P Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfügbar war, als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr Freie Software-Befürworter Probleme an dem Begriff ``Freie Software'' und an seiner Ausrichtung. Das lag daran, dass das Wort ``frei'' (im Deutschen wie im Englischen) zweideutig ist. Auch Stallmans regelmäßige Aufklärung \(en ``Free software is a matter of liberty, not price. To understand the concept, you should think of free as in free speech, not as in free beer.'' .[ what is free software def .] \(en löste dieses Problem nicht. .[ [ williams free as in freedom .], S. 161f.] Folglich wollte das kommerzielle Softwarebusiness nicht auf das Konzept aufspringen; zu stark war die Assoziation zu ``gratis'', wenn auch die Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, sie ja sogar befürwortet. .[ selling free software .] (``\^`Free software' does not mean `noncommercial'. A free program must be available for commercial use, commercial development, and commercial distribution. Commercial development of free software is no longer unusual; such free commercial software is very important.'' .[ what is free software fsf .] ) Aber das Image passte dennoch, wegen der Zweideutigkeit des Wortes ``frei'', nicht. In dem Bestreben die Freie Software auch im traditionellen Softwarebusiness zu verankern, trafen sich 1998 verschiedene Freie Software-Vertreter, um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren Begriff zu finden. Das Ergebnis war die Bezeichnung ``Open Source''. .[ [ williams free as in freedom .], S. 162f.] .P Stallman war zu diesem ``Kick-off-Meeting'' nicht eingeladen, da er als zu starrköpfig und kompromisslos galt. Das Ziel der Beteiligten war auch gerade eine Umorientierung, weg von der ethischen und politischen Ausrichtung der Freien Software, die Stallman so sehr vertrat. Mit der pragmatischen, unpolitischen Ausrichtung der Open Source-Bewegung und der Ausgrenzung von Stallman spaltete sich die Gemeinschaft anschließend teilweise. Die eine Gruppe hielt weiterhin am Begriff ``Freie Software'' fest und stand für die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es ``Open Source'' und legte auf die technischen Aspekte wert. Diese ideologische Spaltung war jedoch, und ist noch immer, kein Hindernis der gemeinsamen Arbeit, der Kooperation und des Austausches. (Neuere Bezeichnungen wie FLOSS, für ``Free, Libre, and Open Source Software'', zeigen eine wiedervereinigende Motivation, wenn sie auch von vielen kritisch gesehen werden. .[ floss and foss .] ) .P Die Open Source-Bewegung hängt weit weniger an einer einzelnen Person und den von ihr ausgehenden Organisationen und Projekten, als die Freie Software mit Stallman. Die in der allgemeinen Wahrnehmenung wichtigste Personen von Open Source ist Eric S. Raymond, der Evangelist der Bewegung. Zusammen mit Bruce Perens hatte er 1998 die \fIOpen Source Initiative\fP gegründet. Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, und Tim O'Reilly, der Verleger, gehören aber ebenso zu den Vertretetern, wie inzwischen auch große Softwareunternehmen. Demnach wird Open Source inzwischen durchaus businessfreundlich wahrgenommen. .P Die Grundmotivation für Open Source ist die Ansicht, dass dieses Entwicklungsmodell zu besserer Software führt. Durch die freie Verfügbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und Code würden Entwickler schneller und besser arbeiten können. Die Mitarbeit von Interessierten würde gefördert werden. Die relevanten Nutzerwünsche würde schneller umgesetzt werden. Angepasste Varianten würde eher entstehen. Die Ergebnisse würden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitslücken würden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller gefunden und behoben werden. Ob dem tatsächlich so ist und in welchen Fällen, bleibt weiterhin umstritten. .U1 "Free Cultural Works .ZZ .P Mit den Free Cultural Works (FCW) .[ free cultural works definition .] soll nun die Brücke von der Software zu anderen Werken, darunter wissenschaftliche Publikationen, geschlagen werden. Bei den Free Cultural Works steht die Gemeinschaft und deren Allmende im Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehören, nicht einzelnen Individuen. Ziel ist es, eine möglichst große Allmende aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu fördern. .P Diese Bewegung ist weit weniger bekannt und weniger abgegrenzt als die anderen hier vorgestellten. Sie soll hier als ein konkreter Vertreter einer Vielzahl von verschiedenen Bewegungen, die allesamt die Allmende stärken wollen, auftreten. Letztlich kann man die Free Cultural Works sogar als Obermenge aller hier vorgestellter Konzepte sehen, jedoch sollen sie in dieser Arbeit nur eine bestimmte, sonst nicht vertretene Ausrichtung füllen (vgl. Abb.\^1). .P Free Cultural Works wurden 2006 von Erik Möller, mit Unterstützung von Richard Stallman, Lawrence Lessig und weiteren, ins Leben gerufen. Sie versuchen einen Standard zu legen, was als ``Free Content'' angesehen werden kann, im Kontext von Wikimedia. Ihr Nutzen liegt darin, die heterogene Vielzahl von Lizenzen für intellektuelle und kreative Werke nach einem klaren Freiheitsstandard zu unterteilen. Seit 2008 ist das bei den Creative Commons-Lizenzen der Fall: Nur zwei der sechs CC-Lizenzen (und der Public Domain Dedication CC0) ist die Erzeugung von Free Cultural Works bescheinigt. Desweiteren vermitteln sie ein Bewusstsein für die Freiheit von Werken. Wie auch bei der Freien Software stehen Free Cultural Works nicht gegen die kommerzielle Verwertung, wohl aber gegen das Eigentum an kulturellen Werken. .U1 "Open Access .P Open Access ist ein Konzept des wissenschaftlichen Publikationswesens. Er hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht dabei darum das Wissen aufnehmen und sich darauf berufen zu können. Die Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen ausgeschlossen werden. .P Der Open Access entstand als Antwort auf die Zeitschriftenkrise der 90er Jahre. Er kam v.a. in den STM-Wissenschaften auf, da dort Zeitschriftenartikel die Hauptpublikationsform darstellen. Open Access soll eine Alternative zu den immer teurer werdende Zeitschriftenabonnements, die zunehmend größere Teile der Wissenschaftswelt den Zugang zum publizierten Wissen verhindern, bieten. Im gleichen Zug spielt die Unzufriedenheit der Autoren über die zumeist exklusiv abzutretende Rechte an ihren Werken mit. Auch die Frage, wie es um die Notwendigkeit der Verlage bestellt ist, wo das Internet und umso mehr das Web mit Repositorien und Kommunikationskanälen ähnliche Verbreitungsmöglichkeiten, ohne Rechteabtritt und quasi kostenlos bietet, steht im Raum. .P Im Gegensatz zur Entstehung der Freien Software, wo der Status Quo beibehalten werden sollte, geht es beim Open Access darum eine Neuordnung der Situation zu erreichen. Diese Neuordnung wurde durch das Web, wo jeder selbst Verleger sein kann, ermöglicht. Wo die Freien Software von einer einzelnen Person, Richard Stallman, voran getrieben wird, und Open Source eine gemeinsame Linie vorherrscht, gibt es beim Open Access eine Menge heterogener Akteure. So existiert auch keine von allen anerkannte, klare Definition des Begriffs, sondern eine Vielzahl von zumeist schwammigen Definitionen. .P Die zwei etablierten Open Access-Wege \(en der Grüne und der Goldene \(en sollen hier nur kurz erwähnt werden, denn sie beschreiben \fIUmsetzungen\fP des Konzeptes, nicht aber das Konzept selbst. Bei ihnen geht es um finanzielle Aspekte und den Ort der Veröffentlichung. Für diese Arbeit sind sie nebensächlich. .P Open Access entspricht insofern der Ausrichtung von Open Source, da es auch darin primär um pragmatische Aspekte geht. Der Wunsch der Wissenschaftler ist es, schnell, einfach und kostenlos auf wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen zu können, die konkrete Rechtesituation oder gar der ethische Aspekt freien Wissens steht im Hintergrund. Bei Open Source ist jedoch ein deutlich stärkeres Bewusstsein für eine klare Definition, Rechtslage und Einheitlichkeit vorhanden. Dies liegt wohl zum einen am Charakter seiner Beteiligten, die als Informatiker von genauen Definitionen abhängen, als auch an ihrer Geburt aus der Freien Software, die eine klare Rechtslage als eine Kernaufgabe sieht. Nicht zuletzt ermöglicht auch eine einheitlichere Schar von Beteiligten die Einigung auf klare Worte. .\"################################################################### .H0 "Realisierungen .P Dieser Abschnitt stellt die Definitionen der verschiedenen Konzepte und typische Lizenzen vor. .U1 "Freie Software .P Für die Freie Software gibt es eine Definition der Free Software Foundation, .[ what is free software def .] die vier Freiheiten umfasst. Sind diese gegeben, dann wird ein Stück Software als frei angesehen: .BU The freedom to run the program, for any purpose (freedom\ 0). .BU The freedom to study how the program works, and change it so it does your computing as you wish (freedom\ 1). Access to the source code is a precondition for this. .BU The freedom to redistribute copies so you can help your neighbor (freedom\ 2). .BU The freedom to distribute copies of your modified versions to others (freedom\ 3). By doing this you can give the whole community a chance to benefit from your changes. Access to the source code is a precondition for this. .P Die FSF pflegt eine Liste von Software-Lizenzen, die sie nach dieser Definition als frei ansehen. .[ various licenses .] Die \fIGeneral Public License\fP (GPL) .[ gpl .] ist die typische Lizenz für die Freie Software-Bewegung. Sie basiert auf einem besonderen Konstrukt, dem .I Copyleft . .[ what is copyleft .] Dieses erzwingt, dass jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen muss. Damit wird verhindert, dass ein Stück GPL-lizenzierter Code jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann gleichfalls zur Verfügung steht. Alle auf Copyleft-lizenzierte Werke aufbauenden Werke werden also wiederum Freie Software sein. Dieser Zwang wird von manchen als Einschränkung der individuellen Freiheit angesehen, von anderen dagegen als Sicherung der Freiheit aller. .U1 "Open Source .P Die Open Source-Definition der Open Source Initiative .[ open source definition .] ist eine leicht abgewandelte Formulierung der Debian Free Software Guidelines, .[ debian free software guidelines .] welche für die GNU/Linux-Distribution \fIDebian\fP entwickelt worden sind. Die Ausrichtung auf die Bedürfnisse einer Distribution, also eines Projektes, das verschiedene Programme sinnvoll zusammenstellt, geeignet anpasst und dann als ``Sammelwerk'' verbreitet, sind klar zu erkennen. Die Definition ist folglich eine Checkliste, die Lizenzen durchlaufen müssen, damit die damit lizensierte Software in die Distribution aufgenommen werden kann. Gefordert werden: .BU Free Redistribution .BU Source Code .BU Derived Works .BU Integrity of The Author's Source Code .BU No Discrimination Against Persons or Groups .BU No Discrimination Against Fields of Endeavor .BU Distribution of License .BU License Must Not Be Specific to a Product .BU License Must Not Restrict Other Software .BU License Must Be Technology-Neutral .P Eine präferierte Open Source-Lizenz gibt es nicht. Dem Charakter von Open Source entsprechen BSD-artige Lizenzen aber am besten. Der Kern deren Aussage lässt sich umgangsprachlich so zusammenfassen: ``Mache mit dieser Software was du willst, solange du sagst wer sie geschrieben hat. Und erwarte keine Garantie oder Haftung für irgendwas.'' .P Zum allergrößten Teil entsprechen sich die Definitionen der OSI und FSF bei der Frage, wie eine konkrete Lizenz klassifiziert wird: ``The two definitions lead to the same result in practice, but use superficially different language to get there.'' .[ osi faq .] .U1 "Free Cultural Works .P Inspiriert von der Definition von Freier Software erfordern Free Cultural Works folgende essentiellen Freiheiten: .[ free cultural works definition .] .BU The freedom to use and perform the work .BU The freedom to study the work and apply the information .BU The freedom to redistribute copies .BU The freedom to distribute derivative works .P Daneben gibt es zusätzliche Anforderungen: .BU Availability of source data .BU Use of a free format .BU No technical restrictions .BU No other restrictions or limitations .P Wenn auch keine weiteren Einschränkungen und Begrenzungen erlaubt sind, so gibt es bestimmte Einschränkungen die zulässig sind, ohne die essentiellen Freiheiten zu beeinflussen: .QS In particular, requirements for attribution, for symmetric collaboration (i.e., ``copyleft''), and for the protection of essential freedom are considered permissible restrictions. .QE .P Typische Lizenzen für Free Cultural Works sind die zwei Creative Commons-Lizenzen CC BY und CC BY-SA, sowie die Public Domain Dedication CC0. (Die anderen CC-Lizenzen sind unfrei im Sinne dieser Definition.) .P Auch für Free Cultural Works gibt es eine Liste von Lizenzen, die den Anforderungen genügen. .[ free cultural works licenses .] .U1 "Open Access .P Eine singuläre, anerkannte Definition für Open Access, wie es für die anderen Konzepte der Fall ist, gibt es nicht. Es entstanden über die Jahre allerlei Definitionen, die sich teilweise unterscheiden. .P Die erste Definition, die den Begriff ``Open Access'' verwendet hat, war die \fIBudapest Open Access Initiative\fP .[ boai orginal 2002 .] in 2002. Sie definiert: .QS The literature that should be freely accessible online is that which scholars give to the world without expectation of payment. [...] By ``open access'' to this literature, we mean its free availability on the public internet, permitting any users to read, download, copy, distribute, print, [...], or use them for any other lawful purpose, without financial, legal, or technical barriers other than those inseparable from gaining access to the internet itself. The only constraint on reproduction and distribution, and the only role for copyright in this domain, should be to give authors control over the integrity of their work and the right to be properly acknowledged and cited. .QE .P Ein Jahr später erschien die .I "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge\ in the Sciences and Humanities" : .[ berlin declaration .] .QS The author(s) and right holder(s) of such contributions grant(s) to all users a free, irrevocable, worldwide, right of access to, and a license to copy, use, distribute, transmit and display the work publicly and to make and distribute derivative works, in any digital medium for any responsible purpose, subject to proper attribution of authorship ([...]), as well as the right to make small numbers of printed copies for their personal use. .QE .P (Sie basiert stark, teilweise sogar im Wortlaut, auf dem .I "Bethesda Statement on Open Access Publishing" , .[ bethesda statement .] ebenfalls von 2003.) .P Hier sind abgeleitete Werke nun auch explizit beachtet. Über die Budapester Erklärung hinaus geht auch die Forderung, dass das Werk mitsamt aller Quellmaterialien in einem Repositorium veröffentlicht werden muss. Zudem unterscheidet man zwischen der digitalen und materiellen Vervielfältigung und Verbreitung. Das kann sicher als Zugeständnis an das Verlagswesen gewertet werden. Bei der Freien Software gibt es diese Unterscheidung nicht. Bei Open Source ist sie sogar explizit ausgeschlossen. Im Gegensatz zur Budapester Erklärung ist das Thema der Kosten nicht so prominent präsentiert. Das entspricht der Situation bei den Definitionen für Freie und Open Source Software \(en libre, nicht gratis. .P Als typische Lizenzen für Open Access-Inhalte haben sich die Creative Commons-Lizenzen etabliert. In der Neuauflage der Budapester Empfehlungen von 2012 wird sogar explizit die CC BY-Lizenz empfohlen. .[ boai10a 2012 .] Diese Tendenz scheint sich, zumindest für Zeitschriftenartikel, durchzusetzen. Daneben sind aber auch die anderen CC-Lizenzen (v.a. CC BY-NC, CC BY-ND und CC BY-NC-ND) verbreitet. Was die reinen Quelldaten angeht, so werden diese inzwischen zumeist unter CC0 veröffentlicht ... falls sie veröffentlicht werden. .KS .sp .ce .B "Tab\^1: Geforderte Rechte .TS center; l | c c c c c . Definition Nutzen\u\(**\d Kopieren Verbreiten Verändern Veränderungen .sp -.4v verbreiten .sp -.2v _ FSF \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr OSI \(sr \(sr\u\s-2\(dg\s0\d \(sr \(sr \(sr FCW \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr .sp .5v Budapest \(sr \(sr \(sr \(em \(em Berlin \(sr \(sr\u\s-2\(dd\s0\d \(sr \(sr \(sr .TE .sp .5v .RS .nr PS -2 .nr VS -6 .IP "\(**" .5c \o'=^' Betrachten, Lesen, Ausführen, etc. .IP "\(dg" .5c \o'=^' Nicht explizit erwähnt, aber unbestreitbar als Voraussetzung angesehen .IP "\(dd" .5c \o'=^' Ausdrucke nur in kleinen Stückzahlen für den persönlichen Gebrauch .nr PS +2 .nr VS +6 .RE .KE .\"################################################################### .H0 "Diskussion .U2 "Freiheit .\"--- freiheit .P Die verschiedenen Bewegungen scheiden sich an der Frage, was als wichtiger angesehen wird, die Freiheit der Information im Generellen oder ihr konkreter praktischer Wert zum aktuellen Zeitpunkt. .P Die Freie Software-Bewegung legt größten Wert auf die Freiheit, denn in ihr sieht sie die Voraussetzung für alle anderen Bestrebungen. Bruce Perens, der 1998 die Open Source Initiative mitgegründet hatte, wandte sich ein Jahr später wieder davon ab und der Freien Software zu, da für ihn der Wert der Freiheit wichtiger erschien: .[ bruce perens time to talk about free software again .] .QS Most hackers know that Free Software and Open Source are just two words for the same thing. Unfortunately, though, Open Source has de-emphasized the importance of the freedoms involved in Free Software. It's time for us to fix that. We must make it clear to the world that those freedoms are still important, and that software such as Linux would not be around without them. .QE .P Die Neuauflage der Empfehungen der Budapest Open Access Initiative liefert im Bezug auf die Bedeutung der Freiheit eine Rangfolge in erfreulicher Klarheit: ``[...] we recognize that gratis access is better than priced access, libre access is better than gratis access, and libre under CC-BY or the equivalent is better than libre under more restrictive open licenses.'' .[ boai10a .] (Nur über die konkrete Empfehlung von CC BY und was hier ``equivalent'' bedeutet lässt sich streiten.) .\"--- abhaengigkeit .P Kritisch am Open Access zu sehen ist die fortwährende Abhängigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert verständlicherweise den Goldenen Weg, welcher von ihr abhängig macht. Die Verwerter-unabhängige Zugänglichmachung, auf dem Grünem Weg, geht als \fIZweit\fPveröffentlichung in das Verständnis der Wissenschaftler ein. Wie anders wäre die Ausgangsbasis, würden die Wissenschaftler die freien Repositorien als natürlichen ersten Veröffentlichungsort wählen und anschließend in einem Verlag zweitveröffentlichen! Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt. .\"--- entscheidungsfreiheit .P Die idealistischen Bewegungen versuchen stets Abhängigkeiten zu vermeiden um ihre eigene Entscheidungsfreiheit zu bewahren. Dabei spielt die Zusammensetzung der Beteiligten eine Rolle. Wie groß ist der Anteil derjenigen, die aus einem inneren Bedürfnis heraus, oft freiwillig, in aktiv sind, und wie groß ist der Anteil jener, die deren Lebensunterhalt es ist. Die erste Gruppe tut sich deutlich einfacher damit, ihren persönlichen Vorstellungen nachzugehen. Die zweite Gruppe befindet sich ständig in der Abhängigkeit, immer auch Erwartungen von außen entsprechen zu müssen. Ihre Entscheidungsfreiheit ist schon von Beginn an beschränkt. .\"--- selbstbestimmung .P Die Freie Software, Open Source, und nicht zu letzt die Free Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber, die Open Access nicht erkennen lässt. Der Grund mag darin liegen, dass bei ersteren eine größere Bindung zum eigenen Werk vorliegt, als es bei den Wissenschaftler der Fall zu sein scheint. Die Angst, dass man das eigene Werk ``verliert'', wenn man Verwertern exklusive Nutzungsrechte einräumt, scheint bei den Wissenschaftlern nicht allzu groß zu sein. Die Veröffentlichung wird scheinbar mehr als Mittel zum Zweck gesehen. Wo das eigene Werk hoch geschätzt wird, wird ein größeres Bewusstsein für die (Urheber-)Rechtslage vorhanden sein. Unter freien Lizenzen bleibt einem sein Werk zwar nicht alleine vorbehalten, man kann aber die Rechte daran auch nicht verlieren. .U2 "Gemeingut .\"--- zielgruppe .P Eine weitere Unterscheidung der Bewegungen lässt sich im Bezug auf die Hauptzielgruppe treffen: Geht es in erster Linie um die Interessen der Gemeinschaft oder um die Interessen der Einzelperson? .P Alle vorgestellten Bewegungen haben die gesamte Menschheit im Blick, wenn auch mit unterschiedlich stärkem Fokus darauf. Sind also Ausnahmen für Untergruppen, wie beispielsweise die Forschung und Lehre, akzeptabel oder nicht? Die Bewegungen, die ethische Gesichtspunkte vertreten, verneinen. Die pragmatischen Bewegungen sehen darin aber einfachere Durchsetzbarkeiten und somit mittelfristige Vorteile. Ob durch das ungenutzte, weil ausgegrenzte Potenzial oder durch immer wieder neu zu erkämpfende Grenzbereiche langfristige Nachteile entstehen, bleibt zu klären. Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist klar: Zuerst dem Volk, dann den Verwertern. Entscheidend dabei ist aber, dass nichts gegen eine kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die Rechte der Allgemeinheit nicht beschränken. .P Ein schönes Beispiel für eine Verpflichtungserklärung der Menschheit gegenüber ist der \fIDebian Social Contract\fP. .[ debian social contract dsc .] Eine so klare und konkrete Erklärung der Wissenschaft der Menschheit gegenüber wäre ein wertvolles Leitbild für die Open Access-Bewegung. Die Open Access-Erklärung enthalten zwar Leitbilder, diese sind aber leider allzuoft nur mit wolkigen Worthülsen gefüllt. Verständlich ist das Bedürfnis, sich nicht festnageln lassen zu wollen, gerade das jedoch wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Glaubwürdigkeit. .\"--- nc .P Die im Open Access verbreiteten Tendenzen in Richtung Non-Commercial-Einschränkungen gibt es bei den anderen Bewegungen nicht. Dort sieht man in kommerziellen Angeboten einen Mehrwert, den man nicht verhindern will. Diese Tendenz mag auch daher rühren, dass auch die Verwerter selbst in der Bewegung aktiv sind und sich dieses Marktfeld exklusiv reservierbar halten wollen. .P Das Bedürfnis, zu verhindern, dass sich Andere am eigenen Werk bedienen ohne etwas zurückzugeben, ist aber durchaus vorhanden. Das Mittel der Wahl dagegen ist das Copyleft-Prinzip. Dieses lässt die kommerzielle Nutzung sehr wohl zu, stellt aber sicher, dass jeder die gleichen Möglichkeiten der kommerziellen Nutzung hat und dass jedes aufbauende Werk dem Orginalurheber ebenfalls zur Verfügung steht. .\"--- copyleft .P Ob nun solche Copyleft-Lizenzen gut sind oder nicht, darüber ist sich die Gemeinschaft nicht einig. Beide Lizenztypen, die mit Copyleft (z.B. die GPL) und die ohne (z.B. die BSD-artigen), bestehen nebeneinander, und das schon seit dreißig Jahren. Es ist nicht abzusehen, dass eine Art die Oberhand gewinnen würde. Bei den Creative Commons-Lizenzen gibt es mit CC BY und CC BY-SA ein äquivalentes Paar. (Dort wird ``Copyleft'' als ``Share-alike'' bezeichnet.) Auch hier werden wahrscheinlich beide nebeneinander, gut möglich für unterschiedliche Publikationsformen, fortbestehen, da sie jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. .U2 "Schlagkraft .\"--- heterog. .P Ein großer Unterschied zwischen Open Access und den anderen Konzepten ist die Menge seiner unterschiedlichen Beteiligten. Während sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von ähnlich Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung an der sehr viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine klare Führung gäbe. Wenn auch von den Wissenschaftlern initiiert, wirken nun auch viele andere Akteure mit. Als Folge wird der Begriff ``Open Access'' inzwischen fast wahllos verwendet. Die wissenschaftliche Gemeinschaft \(en falls es die gibt \(en hat keine Form der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist, welche Werte und Forderungen sie denn vertritt. Wo die anderen Bewegungen anerkannte Definitionen vorweisen können, gelingt dies dem Open Access nicht. Zu stark ist die systemimmanente Heterogenität der Wissenschaft. Zu schwer fällt es den Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkräftig und konsequenzbereit zu organisieren. Zu stark sind aber auch die Traditionen des Publizierens. Und zu stark ist dabei die Einflussposition der Unternehmen. So sind es nun eben diese, die die Praxis des Open Access prägen und ausgestalten. Nach anfänglichen Startschüssen haben die Wissenschaftler heute die Kontrolle großteils aus der Hand gegeben. Von der Definition des Open Access bleibt als gemeinsamer Nenner letztlich nur der kostenlose (Lese-)Zugriff, also der Begriff selbst übrig. Nur hierin sind sich alle Beteiligten einig. .\"--- reinhaltung .P Anders bei der Open Source-Bewegung: Als Microsoft mit seinem .I "Shared Source" -Konzept auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine Nutznießerei, ohne erkennbare Unterstützung des Kerngedankens der Open Source-Bewegung, erkannt und verurteilt. .[ perens stand together .] Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab. Diese aktive Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integrität der Bewegung verwässern würden, fehlt dem Open Access bislang. Sie benötigt aber auch ein gemeinsames Selbstverständnis. .\"--- pragmatismus. .P Leider herrscht bei den Wissenschaftlern oft ein Pragmatismus vor, der lediglich den Erträglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht meist neben den pragmatischen Anforderungen des Alltags unter. .U2 "Qualität .\"--- qualitaet .P Mit Bezug auf Open Source kann man für den Open Access sachlich argumentieren, dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus entstehenden Publikationen zu besseren Forschungsergebnissen führen kann. Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet anderen Forschern und sonstigen Interessierten die Möglichkeit Fehler zu finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken. Dann werden aufbauende und zusammenführende Arbeiten gefördert. Und nicht zuletzt werden die Wissenschaftler, aufgrund der Gewissheit nachprüfbar zu sein, sorgfältiger arbeiten. Diese Verbesserungen der wissenschaftlichen Qualität müssen nicht eintreten, sie sind aber wahrscheinlich. Nachteile durch die Offenlegung sind nur zu befürchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und Selbstorganisation versagen. Das bisherige Zögern der Wissenschaft mag von einem fehlenden Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen. .U2 "Fazit .\"--- lernen aus fs .P Die in dieser Arbeit vorgestellten Konzepte zeigen Möglichkeiten, wie sich Ziele und Wünsche vertreten lassen, so dass nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschöpfend sein können, ohne die zentralen Interessen zu gefährden. Notwendig dafür ist eine Bewegung mit einem schlagkräftigen und akzeptierten Kern an Worführern und eine breite Basis an sich eingen Anhängern. Diese müssen klare Definitionen und Ausrichtungen vorgeben und dann das Konzept rein halten. .P An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem noch guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein Bewusstsein für die Situation und ihre Hintergründe wird zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken. Entscheidend ist aber, dass das Bemühen jetzt, wo die Verwerter einzuschwenken beginnen, nicht nachlässt. Noch ist nichts grundlegend geändert. Noch ist die Situation nicht gut, nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist der Zeitpunkt aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr Selbstverständnis bestätigen. Jetzt muss sie ihre Definition von Open Access klarer machen. Jetzt muss die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstorganisation arbeiten. Open Access-Publikationen müssen geschätzt werden. Der Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugängliche Publikationen müssen benachteilt werden. Das Geheimhalten von Forschungsdaten muss kritisiert werden. Was in der Berlin Declaration schon vor einem Jahrzehnt gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen muss aufhören! .P Es reicht aber nicht, die Wissenschaftler nur zu ``bestärken'' und Open Access-Veröffentlichungen ``anzuerkennen''. Nein! Die Wissenschaft muss Open Access spürbar belohnen. .P Die Umsetzung steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst organisieren. Und dann ihre Werte selbst vorleben, wie Richard Stallman das tut.