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author | markus schnalke <meillo@marmaro.de> |
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Das wiederkehrende Leitbild ist 1.97 +der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu können. Dies soll 1.98 +ermöglicht werden. Deshalb soll Software frei sein. 1.99 + 1.100 +Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Bis dahin 1.101 +war alle Software \enquote{frei}. Sie war damals eine Beigabe zur Hardware. 1.102 +Mit dem Beginn der 80er Jahre begannen Unternehmen in Software 1.103 +eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. 1.104 +\autocite[S. 13]{spiegel06} 1.105 +Statt sie 1.106 +kostenlos mit samt dem Quellcode der Hardware beizulegen, wie 1.107 +zuvor, wurden die Programme, von da an, immer häufiger verkauft 1.108 +und ihr Quellcode geheim gehalten. 1.109 +Software wurde damit zu einem Produkt, das jemandem gehört. 1.110 +(Der passende Begriff für unfreie Software ist deshalb 1.111 +\enquote{proprietäre Software}, 1.112 +\autocite[S. 28]{spiegel06} 1.113 +nicht aber \enquote{kommerzielle Software}.) 1.114 + 1.115 +Die Freie Software entstand daraufhin als Gegenbewegung, wobei sie 1.116 +jedoch nicht den bisherigen Zustand abschaffen, sondern ihn 1.117 +beibehalten wollte. Der unbeschränkte Austausch von Software in 1.118 +Quellcodeform sollte erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach 1.119 +in ihrem Kern von bewahrendem Charakter. Sie stellte sich den neu 1.120 +aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum 1.121 +Normalfall geworden sind, entgegen. 1.122 + 1.123 +Wenn auch die Vorstellung, Software solle frei sein, in 1.124 +Programmiererkreisen weit verbreitet war, so war es Richard M. 1.125 +Stallman, der fast im Alleingang eine aktive Bewegung daraus machte. 1.126 +Sie manifestierte sich insbesondere im Start des GNU-Projekts (1983), 1.127 +in der Gründung der Free Software Foundation (1985) 1.128 +und im Verfassen der General Public License (1989), 1.129 +die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden. 1.130 + 1.131 +Die Kultur des freien Austauschs von Information und Software 1.132 +entstammt primär dem universitären Umfeld. Stallman 1.133 +selbst war am MIT verwurzelt. An der Westküste der USA, 1.134 +v.a. an der University of California, gab es ähnliche Kulturen. 1.135 +Der ethische Fokus der Freien Software und damit seine politische 1.136 +Ausrichtung, die Stallman vertrat, waren jedoch in Californien 1.137 +weniger präsent. 1.138 + 1.139 +Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Ansicht, 1.140 +dass Software keine Ware sein sollte die jemandem gehört, sondern 1.141 +ein Gemeingut, das allen zur Verfügung steht. Die Analogie dazu 1.142 +sind Kochrezepte, die ganz natürlich weitergegeben, nachgekocht 1.143 +und abgewandelt werden. 1.144 + 1.145 + 1.146 +\subsection{Open Source} 1.147 + 1.148 +Open Source, wenn auch ähnlich zur Freien Software, hat eine 1.149 +andere Ausrichtung. 1.150 +Sie schätzt vor allem die verbesserten Möglichkeiten und 1.151 +die daraus resultierenden Konsequenzen, 1.152 +die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfügung 1.153 +steht und dieser kopiert, verändert und verbreitet 1.154 +werden darf. Die Grundmotivation ist damit pragmatischer Natur. 1.155 + 1.156 +Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfügbar war, 1.157 +als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen 1.158 +Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr Freie 1.159 +Software-Befürworter Probleme an dem Begriff \enquote{Freie Software} 1.160 +und an seiner 1.161 +Ausrichtung. Das lag daran, dass das Wort \enquote{frei} (im Deutschen 1.162 +wie im Englischen) zweideutig ist. Auch Stallmans regelmäßige 1.163 +Aufklärung -- \enquote{Free software is a matter of liberty, not price. 1.164 +To understand the concept, you should think of free as in free 1.165 +speech, not as in free beer.} 1.166 +\autocite{fsf-def} 1.167 +-- löste dieses Problem nicht. 1.168 +\autocite[S. 161f.]{williams02} 1.169 +Folglich wollte das kommerzielle Softwarebusiness 1.170 +nicht auf das Konzept aufspringen; zu stark war 1.171 +die Assoziation zu \enquote{gratis}, wenn auch die 1.172 +Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, sie ja 1.173 +sogar befürwortet. 1.174 +\autocite{selling-fs} 1.175 +(\enquote{\enquote{Free software} does not mean \enquote{noncommercial}. A free program must 1.176 +be available for commercial use, commercial development, and 1.177 +commercial distribution. Commercial development of free software 1.178 +is no longer unusual; such free commercial software is very 1.179 +important.} 1.180 +\autocite{fsf-def} 1.181 +) 1.182 +Aber das Image passte dennoch nicht, wegen der Zweideutigkeit des 1.183 +Wortes \enquote{frei}. 1.184 +In dem Bestreben die Freie Software auch im traditionellen 1.185 +Softwarebusiness zu verankern, trafen sich 1998 verschiedene Freie 1.186 +Software-Vertreter, um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren 1.187 +Begriff zu finden. Das Ergebnis war die Bezeichnung \enquote{Open Source}. 1.188 +\autocite[S. 162f.]{williams02} 1.189 + 1.190 +Stallman war zu diesem \enquote{Kick-off-Meeting} nicht eingeladen, 1.191 +da er als zu starrköpfig und kompromisslos galt. Das Ziel der 1.192 +Beteiligten war auch gerade eine Umorientierung, weg von der 1.193 +ethischen und politischen Ausrichtung der Freien Software, die 1.194 +Stallman mit Überzeugung vertrat. 1.195 +Mit der pragmatischen, unpolitischen 1.196 +Ausrichtung der Open Source-Bewegung und der Ausgrenzung von Stallman 1.197 +spaltete sich die Gemeinschaft anschließend teilweise. Die eine 1.198 +Gruppe hielt weiterhin am Begriff \enquote{Freie Software} fest und 1.199 +stand für die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es 1.200 +\enquote{Open Source} und legte auf die technischen Aspekte wert. 1.201 +Diese ideologische Spaltung war jedoch, und ist noch immer, 1.202 +kein Hindernis der gemeinsamen Arbeit, der Kooperation und des 1.203 +Austausches. (Neuere Bezeichnungen wie FLOSS, für \enquote{Free, Libre, 1.204 +and Open Source Software}, zeigen eine wiedervereinigende 1.205 +Motivation, wenn sie auch von vielen kritisch gesehen werden. 1.206 +\autocite{floss-foss}) 1.207 + 1.208 +Die Open Source-Bewegung hängt weit weniger an einer einzelnen Person 1.209 +und den von ihr ausgehenden Organisationen und Projekten, als die 1.210 +Freie Software mit Stallman. 1.211 +Der Evangelist der Open Source-Bewegung ist Eric S. Raymond, 1.212 +Zusammen mit Bruce Perens hat er 1998 die \emph{Open Source 1.213 +Initiative} (OSI) gegründet. 1.214 +Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, und Tim O'Reilly, 1.215 +der Verleger, gehören aber ebenso zu 1.216 +den Vertretern, wie inzwischen auch große Softwareunternehmen. 1.217 +Open Source wird heutzutage durchaus businessfreundlich 1.218 +wahrgenommen. 1.219 + 1.220 +Die Grundmotivation für Open Source ist die Ansicht, dass dieses 1.221 +Entwicklungsmodell zu besserer Software führt. Durch die freie 1.222 +Verfügbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und 1.223 +offenen Code würden Entwickler schneller und besser arbeiten können. 1.224 +Die Mitarbeit von Interessierten würde gefördert werden. Die 1.225 +relevanten Nutzerwünsche würden schneller umgesetzt werden. 1.226 +Angepasste Varianten würde eher entstehen. Die Ergebnisse 1.227 +würden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitslücken 1.228 +würden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller 1.229 +gefunden und behoben werden. 1.230 +Ob dem tatsächlich so ist und in welchen Fällen, bleibt 1.231 +weiterhin umstritten. 1.232 + 1.233 + 1.234 + 1.235 +\subsection{Free Cultural Works} 1.236 + 1.237 +Mit den Free Cultural Works (FCW) 1.238 +\autocite{fcw-def} 1.239 +soll nun die Brücke von Software zu anderen Werken, 1.240 +darunter wissenschaftliche Publikationen, geschlagen 1.241 +werden. Bei den Free Cultural Works steht die Gemeinschaft und 1.242 +deren Allmende (das Gemeingut) im 1.243 +% XXX def allmende 1.244 +Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehören, nicht einzelnen 1.245 +Individuen. Ziel ist es, eine möglichst große Allmende 1.246 +aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu fördern. 1.247 + 1.248 +Diese Bewegung ist weit weniger bekannt und weniger abgegrenzt 1.249 +als die anderen hier vorgestellten. 1.250 +Sie soll hier als ein konkreter Vertreter einer Vielzahl von 1.251 +ähnlichen Bewegungen, die allesamt die 1.252 +Allmende stärken wollen, auftreten. 1.253 +% Letztlich kann man die Free Cultural Works sogar 1.254 +% als Obermenge aller hier vorgestellter Konzepte sehen, jedoch 1.255 +% sollen sie in dieser Arbeit nur eine bestimmte, sonst nicht vertretene 1.256 +% Ausrichtung füllen (vgl. Abb.\^1). 1.257 + 1.258 +Free Cultural Works wurde 2006 von Erik Möller, mit 1.259 +Unterstützung von Richard Stallman, Lawrence Lessig und weiteren, 1.260 +ins Leben gerufen. 1.261 +Sie versuchten, im Kontext von Wikimedia, einen Standard zu legen, 1.262 +was als \enquote{Free Content} angesehen werden kann. 1.263 +Der Nutzen der Free Cultural Works liegt darin, die heterogene Vielzahl 1.264 +von Lizenzen für intellektuelle und kreative Werke nach einem klaren 1.265 +Freiheitsstandard zu klassifizieren. Seit 2008 ist das bei den 1.266 +Creative Commons-Lizenzen der Fall: Nur zwei der sechs CC-Lizenzen 1.267 +(und der Public Domain Dedication CC0) 1.268 +ist die Erzeugung von Free Cultural Works bescheinigt. 1.269 +Desweiteren vermitteln sie ein Bewusstsein für die Freiheit von 1.270 +Werken. Wie auch bei der Freien Software stehen Free Cultural 1.271 +Works nicht gegen die kommerzielle Verwertung, wohl aber gegen 1.272 +das Eigentum an kulturellen Werken. 1.273 + 1.274 + 1.275 + 1.276 +\subsection{Open Access} 1.277 + 1.278 +Open Access ist ein Konzept des wissenschaftlichen 1.279 +Publikationswesens. 1.280 +Er hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht 1.281 +dabei darum das Wissen aufzunehmen und sich darauf berufen zu können. 1.282 +Die Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen 1.283 +ausgeschlossen werden. 1.284 + 1.285 +Der Open Access entstand als Antwort auf die Zeitschriftenkrise der 1.286 +90er Jahre. Er kam v.a. in den STM-Wissenschaften auf, da dort 1.287 +Zeitschriftenartikel die Hauptpublikationsform darstellen. Open Access 1.288 +soll eine Alternative zu den immer teurer werdende 1.289 +Zeitschriftenabonnements, die zunehmend größere Teile der 1.290 +Wissenschaftswelt den Zugang zum publizierten Wissen erschweren, 1.291 +bieten. Im gleichen Zug spielt die 1.292 +Unzufriedenheit der Autoren über die zumeist exklusiv abzutretenden 1.293 +Rechten an ihren Werken mit. Auch die Frage, 1.294 +wie es um die Notwendigkeit von Verlagen bestellt ist, wo das Internet 1.295 +und umso mehr das Web mit Repositorien und Kommunikationskanälen 1.296 +ähnliche Verbreitungsmöglichkeiten, ohne Rechteabtritt und quasi 1.297 +kostenlos, bietet, steht im Raum. 1.298 + 1.299 +Im Gegensatz zur Entstehung der Freien Software, wo der Status Quo 1.300 +beibehalten werden sollte, geht es beim Open Access darum eine 1.301 +Neuordnung der Situation zu erreichen. Diese Neuordnung wurde 1.302 +durch das Web, wo jeder selbst Verleger sein kann, ermöglicht. 1.303 +Wo die Freie Software von einer einzelnen Person, Richard Stallman, 1.304 +voran getrieben wird, und der Open Source eine gemeinsame Linie 1.305 +vorherrscht, gibt es 1.306 +beim Open Access eine Menge heterogener Akteure. So existiert 1.307 +auch keine von allen anerkannte, klare Definition des Begriffs, 1.308 +sondern eine Vielzahl von großteils impliziten oder schwammigen 1.309 +Definitionen. 1.310 + 1.311 +Die zwei etablierten Open Access-Wege -- der Grüne und der Goldene 1.312 +-- sollen hier nur kurz erwähnt werden, denn sie beschreiben 1.313 +\emph{Umsetzungen} des Konzeptes, nicht aber das Konzept selbst. 1.314 +Bei ihnen geht es um finanzielle Aspekte und den Ort der 1.315 +Veröffentlichung. Für diese Arbeit sind sie nebensächlich. 1.316 + 1.317 +Open Access entspricht insofern der Ausrichtung von Open Source, da 1.318 +es auch darin primär um pragmatische Aspekte geht. Der Wunsch der 1.319 +Wissenschaftler ist es, schnell, einfach und kostenlos auf 1.320 +wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen zu können, die konkrete 1.321 +Rechtesituation oder gar der ethische Aspekt freien Wissens 1.322 +stehen im Hintergrund. Bei Open Source ist jedoch 1.323 +ein deutlich stärkeres Bewusstsein für eine klare Definition, 1.324 +Rechtslage und Einheitlichkeit vorhanden. 1.325 +Dies liegt wohl zum einen am Charakter seiner Beteiligten, die als 1.326 +Programmierer genaue Definitionen schätzen, als 1.327 +auch an ihrer Geburt aus der Freien Software, 1.328 +die eine klare Rechtslage als eine Kernaufgabe sieht. 1.329 +Nicht zuletzt ermöglichen auch anerkannte Leitfiguren 1.330 +eine Einigung auf klare Worte. 1.331 + 1.332 + 1.333 + 1.334 +%################################################################### 1.335 +\section{Realisierungen} 1.336 + 1.337 +Dieser Abschnitt stellt die Definitionen der verschiedenen 1.338 +Konzepte und typische Lizenzen vor. 1.339 + 1.340 + 1.341 +\subsection{Freie Software} 1.342 + 1.343 +Für die Freie Software gibt es eine Definition der Free Software 1.344 +Foundation, 1.345 +\autocite{fsf-def} 1.346 +die vier Freiheiten umfasst. Sind diese gegeben, dann 1.347 +wird ein Stück Software als frei angesehen: 1.348 +\begin{itemize} 1.349 +\item The freedom to run the program, for any purpose (freedom~0). 1.350 +\item 1.351 +The freedom to study how the program works, and change it so 1.352 +it does your computing as you wish (freedom~1). Access to the 1.353 +source code is a precondition for this. 1.354 +\item 1.355 +The freedom to redistribute copies so you can help your 1.356 +neighbor (freedom~2). 1.357 +\item 1.358 +The freedom to distribute copies of your modified versions to 1.359 +others (freedom~3). By doing this you can give the whole community 1.360 +a chance to benefit from your changes. Access to the source code 1.361 +is a precondition for this. 1.362 +\end{itemize} 1.363 + 1.364 + 1.365 +Die FSF pflegt eine Liste von Software-Lizenzen, die sie nach 1.366 +dieser Definition als frei ansieht. 1.367 +\autocite{fsf-licenses} 1.368 +Die \emph{General Public License} (GPL) 1.369 +\autocite{gpl} 1.370 +ist die typische Lizenz für die Freie Software-Bewegung. 1.371 +Sie basiert auf einem besonderen Konstrukt, dem 1.372 +\emph{Copyleft}. 1.373 +\autocite{copyleft} 1.374 +Dieses erzwingt, dass 1.375 +jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen 1.376 +muss. Damit wird verhindert, dass ein Stück GPL-lizenzierter Code 1.377 +jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann 1.378 +gleichfalls zur Verfügung steht. Alle auf Copyleft-Werke aufbauenden 1.379 +Werke werden also wiederum Freie Software sein. 1.380 +Dieser Zwang wird von manchen als Einschränkung der individuellen 1.381 +Freiheit angesehen, von anderen dagegen als Sicherung der Freiheit 1.382 +aller. 1.383 + 1.384 + 1.385 + 1.386 +\subsection{Open Source} 1.387 + 1.388 +Die Open Source-Definition der Open Source Initiative 1.389 +\autocite{osi-def} 1.390 +ist eine leicht abgewandelte Formulierung der 1.391 +Debian Free Software Guidelines, 1.392 +\autocite{dfsg} 1.393 +welche für die 1.394 +GNU/\-Linux-Distribution \emph{Debian} entwickelt worden sind. 1.395 +Die Ausrichtung auf die Bedürfnisse einer Distribution, also 1.396 +eines Projektes, das verschiedene Programme sinnvoll 1.397 +zusammenstellt, geeignet anpasst und dann als \enquote{Sammelwerk} 1.398 +verbreitet, sind klar zu erkennen. Die Definition ist folglich 1.399 +eine Checkliste, 1.400 +die Lizenzen durchlaufen müssen, damit die damit lizensierte Software 1.401 +in die Distribution aufgenommen werden kann. Gefordert werden: 1.402 + 1.403 +\begin{itemize} 1.404 +\item Free Redistribution 1.405 +\item Source Code 1.406 +\item Derived Works 1.407 +\item Integrity of The Author's Source Code 1.408 +\item No Discrimination Against Persons or Groups 1.409 +\item No Discrimination Against Fields of Endeavor 1.410 +\item Distribution of License 1.411 +\item License Must Not Be Specific to a Product 1.412 +\item License Must Not Restrict Other Software 1.413 +\item License Must Be Technology-Neutral 1.414 +\end{itemize} 1.415 + 1.416 + 1.417 +Eine präferierte Open Source-Lizenz gibt es nicht. Dem Charakter 1.418 +von Open Source entsprechen BSD-artige Lizenzen aber am besten. 1.419 +Der Kern deren Aussage lässt sich umgangsprachlich so zusammenfassen: 1.420 +\enquote{Mache mit dieser Software was du willst, solange du sagst wer 1.421 +sie geschrieben hat. Und erwarte keine Garantie oder Haftung für 1.422 +irgendwas.} 1.423 + 1.424 +Zum allergrößten Teil entsprechen sich die Definitionen der OSI und 1.425 +FSF bei der Frage, wie eine konkrete Lizenz klassifiziert wird: 1.426 +\enquote{The two definitions lead to the same result in practice, but use 1.427 +superficially different language to get there.} 1.428 +\autocite{osi-faq} 1.429 + 1.430 + 1.431 + 1.432 + 1.433 +\subsection{Free Cultural Works} 1.434 + 1.435 +Inspiriert von der Definition von Freier Software erfordern Free 1.436 +Cultural Works folgende essentiellen Freiheiten: 1.437 +\autocite{fcw-def} 1.438 +\begin{itemize} 1.439 +\item The freedom to use and perform the work 1.440 +\item The freedom to study the work and apply the information 1.441 +\item The freedom to redistribute copies 1.442 +\item The freedom to distribute derivative works 1.443 +\end{itemize} 1.444 + 1.445 +Daneben gibt es zusätzliche Anforderungen: 1.446 +\begin{itemize} 1.447 +\item Availability of source data 1.448 +\item Use of a free format 1.449 +\item No technical restrictions 1.450 +\item No other restrictions or limitations 1.451 +\end{itemize} 1.452 + 1.453 +Wenn auch keine weiteren Einschränkungen und Begrenzungen erlaubt 1.454 +sind, so gibt es bestimmte Einschränkungen die akzeptabel 1.455 +sind, ohne die essentiellen Freiheiten zu beeinflussen: 1.456 +\begin{quote} 1.457 +In particular, requirements for attribution, for symmetric 1.458 +collaboration (i.e., \enquote{copyleft}), and for the protection of 1.459 +essential freedom are considered permissible restrictions. 1.460 +\end{quote} 1.461 + 1.462 +Typische Lizenzen für Free Cultural Works sind die zwei Creative 1.463 +Com\-mons-Lizenzen CC BY und CC BY-SA, sowie die Public Domain 1.464 +Dedication CC0. (Die anderen CC-Lizenzen sind unfrei im Sinne dieser 1.465 +Definition.) 1.466 + 1.467 +Auch für Free Cultural Works gibt es eine Liste von 1.468 +Lizenzen, die den Anforderungen genügen. 1.469 +\autocite{fcw-licenses} 1.470 + 1.471 + 1.472 + 1.473 +\subsection{Open Access} 1.474 + 1.475 +Eine singuläre, anerkannte Definition, wie es für die anderen 1.476 +Konzepte der Fall ist, gibt es für Open Access nicht. 1.477 +Über die Jahre entstanden allerlei Definitionen, die sich teilweise 1.478 +unterscheiden. 1.479 + 1.480 +Die erste Definition, die den Begriff \enquote{Open Access} verwendet 1.481 +hatte, war die \emph{Budapest Open Access Initiative} 1.482 +\autocite{budapest02} 1.483 +in 2002. Sie definiert: 1.484 +\begin{quote} 1.485 +The literature that should be freely accessible online is that which 1.486 +scholars give to the world without expectation of payment. [...] By 1.487 +\enquote{open access} to this literature, we mean its free availability on the 1.488 +public internet, permitting any users to read, download, copy, distribute, 1.489 +print, [...], or use them for any other lawful purpose, without financial, 1.490 +legal, or technical barriers other than those inseparable from gaining 1.491 +access to the internet itself. The only constraint on reproduction and 1.492 +distribution, and the only role for copyright in this domain, should be 1.493 +to give authors control over the integrity of their work and the right 1.494 +to be properly acknowledged and cited. 1.495 +\end{quote} 1.496 + 1.497 + 1.498 +Ein Jahr später erschien die 1.499 +\emph{Berlin Declaration on Open Access to Knowledge 1.500 +in the Sciences and Humanities}: 1.501 +\autocite{berlin03} 1.502 +\begin{quote} 1.503 +The author(s) and right holder(s) of such contributions grant(s) 1.504 +to all users a free, irrevocable, 1.505 +worldwide, right of access to, and a license to copy, use, 1.506 +distribute, transmit and display the work 1.507 +publicly and to make and distribute derivative works, in any 1.508 +digital medium for any responsible 1.509 +purpose, subject to proper attribution of authorship ([...]), 1.510 +as well as the right to make small numbers of 1.511 +printed copies for their personal use. 1.512 +\end{quote} 1.513 + 1.514 +(Sie basiert stark, teilweise sogar im Wortlaut, auf dem 1.515 +\emph{Bethesda Statement on Open Access Publishing}, 1.516 +\autocite{bethesda03} 1.517 +ebenfalls von 2003.) 1.518 + 1.519 +Hier sind abgeleitete Werke nun auch explizit beachtet. 1.520 +Über die Budapester Erklärung hinaus geht auch die Forderung, 1.521 +dass das Werk mitsamt aller Quellmaterialien in einem Repositorium 1.522 +veröffentlicht werden muss. 1.523 +Zudem 1.524 +unterscheidet man zwischen der digitalen und materiellen 1.525 +Vervielfältigung und Verbreitung. Das kann sicher als 1.526 +Zugeständnis an das Verlagswesen gewertet werden. Bei der Freien 1.527 +Software gibt es diese Unterscheidung nicht. Bei Open Source ist 1.528 +sie sogar explizit ausgeschlossen. 1.529 +Im Gegensatz zur Budapester Erklärung ist das Thema der Kosten 1.530 +nicht so prominent präsentiert. Das entspricht der Situation bei 1.531 +den Definitionen für Freie und Open Source Software -- 1.532 +libre, nicht gratis. 1.533 + 1.534 +Als typische Lizenzen für Open Access-Inhalte haben sich die 1.535 +Creative Commons-Lizenzen etabliert. In der Neuauflage der 1.536 +Budapester Empfehlungen von 2012 1.537 +wird sogar explizit die CC BY-Lizenz empfohlen. 1.538 +\autocite{budapest12} 1.539 +Die Tendenz zu CC BY scheint sich (zumindest für 1.540 +Zeitschriftenartikel) durchzusetzen. 1.541 +Daneben sind aber auch die anderen CC-Lizenzen (v.a. CC 1.542 +BY-NC, CC BY-ND und CC BY-NC-ND) verbreitet. 1.543 +Was die reinen Quelldaten angeht, so werden diese inzwischen 1.544 +zumeist unter CC0 veröffentlicht ... falls sie denn veröffentlicht 1.545 +werden. 1.546 + 1.547 + 1.548 + 1.549 +\begin{table}[h] 1.550 +\centering 1.551 +\footnotesize 1.552 +\caption{\textbf{Geforderte Rechte}} 1.553 +\bigskip 1.554 +\renewcommand{\arraystretch}{1.3} 1.555 +\begin{tabular}{ l | c c c c c } 1.556 +Definition & Nutzen$^{*}$ & Kopieren & Verbreiten & Verändern & Veränderungen verbreiten \\ 1.557 +\hline 1.558 +FSF & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} \\ 1.559 +OSI & \ding{51} & \ding{51}$^{\dag}$ & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} \\ 1.560 +FCW & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} \\[9pt] 1.561 +Budapest & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} & --- & --- \\ 1.562 +Berlin & \ding{51} & \ding{51}$^{\ddag}$ & \ding{51} & \ding{51} & \ding{51} \\ 1.563 +\end{tabular} 1.564 +\medskip 1.565 +\caption*{ 1.566 +\scriptsize 1.567 +\begin{tabular}{l l} 1.568 +$*$ & Betrachten, Lesen, Ausführen, etc. \\ 1.569 +$\dag$ & Nicht explizit erwähnt, aber notwendigerweise als 1.570 + Voraussetzung angesehen \\ 1.571 +$\ddag$ & Ausdrucke nur in kleinen Stückzahlen für den 1.572 + persönlichen Gebrauch \\ 1.573 +\end{tabular} 1.574 +} 1.575 +\end{table} 1.576 + 1.577 + 1.578 + 1.579 +%################################################################### 1.580 +\section{Diskussion} 1.581 + 1.582 +\subsection{Freiheit} 1.583 + 1.584 +%--- freiheit 1.585 + 1.586 +Die verschiedenen Bewegungen scheiden sich an der Frage, was 1.587 +als wichtiger angesehen wird, die Freiheit der Information 1.588 +im Generellen oder ihr konkreter praktischer Wert zum aktuellen 1.589 +Zeitpunkt. 1.590 + 1.591 +Die Freie Software-Bewegung legt größten Wert auf die Freiheit, 1.592 +denn in ihr sieht sie die Voraussetzung für alle anderen 1.593 +Bestrebungen. 1.594 +Bruce Perens, der 1998 die Open Source Initiative mitgegründet 1.595 +hatte, wandte sich ein Jahr später wieder davon ab und der 1.596 +Freien Software zu, da für ihn der Wert der Freiheit wichtiger 1.597 +erschien: 1.598 +\autocite{perens-fs} 1.599 +\begin{quote} 1.600 +Most hackers know that Free Software and Open Source are just two 1.601 +words for the same thing. Unfortunately, though, Open Source has 1.602 +de-emphasized the importance of the freedoms involved in Free 1.603 +Software. It's time for us to fix that. We must make it clear to 1.604 +the world that those freedoms are still important, and that 1.605 +software such as Linux would not be around without them. 1.606 +\end{quote} 1.607 + 1.608 +Die Neuauflage der Empfehungen der Budapest Open Access Initiative 1.609 +liefert im Bezug auf die Bedeutung der Freiheit eine Rangfolge in 1.610 +erfreulicher Klarheit: 1.611 +\enquote{[...] we recognize that gratis access is better than priced 1.612 +access, libre access is better than gratis access, and libre under 1.613 +CC-BY or the equivalent is better than libre under more 1.614 +restrictive open licenses.} 1.615 +\autocite{budapest12} 1.616 +(Nur über die konkrete Empfehlung von CC BY und was hier 1.617 +\enquote{equivalent} bedeutet lässt sich streiten.) 1.618 + 1.619 +%--- abhaengigkeit 1.620 + 1.621 +Kritisch am Open Access zu sehen ist die fortwährende 1.622 +Abhängigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert, 1.623 +verständlicherweise, den Goldenen Weg, welcher diese Abhängigkeit 1.624 +beibehält. Die Verwerter-unabhängige Zugänglichmachung, auf dem 1.625 +Grünem Weg, geht als \emph{Zweit}veröffentlichung in das 1.626 +Verständnis der Wissenschaftler ein. 1.627 +Wie anders wäre die Ausgangsbasis, würden die 1.628 +Wissenschaftler die freien Repositorien als natürlichen ersten 1.629 +Veröffentlichungsort wählen und anschließend in einem Verlag 1.630 +zweitveröffentlichen! Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu 1.631 +sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die 1.632 +Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt. 1.633 + 1.634 +%--- entscheidungsfreiheit 1.635 + 1.636 +Die idealistischen Bewegungen versuchen stets Abhängigkeiten zu 1.637 +vermeiden um ihre eigene Entscheidungsfreiheit zu bewahren. 1.638 +Dabei spielt die Zusammensetzung der Beteiligten eine Rolle. 1.639 +Wie groß ist der Anteil derjenigen, die aus einem inneren Bedürfnis 1.640 +heraus, meist in ihrer Freizeit, aktiv sind, und wie groß ist der 1.641 +Anteil jener, für die es ein Job zum Lebensunterhalt ist? 1.642 +Die erste Gruppe tut sich deutlich einfacher damit, 1.643 +ihren persönlichen Vorstellungen nachzugehen. Die zweite Gruppe 1.644 +befindet sich in der Abhängigkeit, immer auch Erwartungen 1.645 +von außen entsprechen zu müssen. Ihre Entscheidungsfreiheit ist 1.646 +schon von Beginn an beschränkt. 1.647 + 1.648 +%--- selbstbestimmung 1.649 + 1.650 +Die Bewegungen Freie Software, Open Source, und nicht zuletzt Free 1.651 +Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber, 1.652 +die der Open Access nicht erkennen lässt. 1.653 +Der Grund mag darin liegen, dass bei ersteren eine größere Bindung 1.654 +zum eigenen Werk vorliegt, als es bei den Wissenschaftler der Fall 1.655 +zu sein scheint. 1.656 +Die Angst, dass man das eigene Werk \enquote{verliert}, wenn man 1.657 +Verwertern exklusive Nutzungsrechte einräumt, scheint bei den 1.658 +Wissenschaftlern nicht allzu groß zu sein. Die Veröffentlichung 1.659 +wird scheinbar mehr als Mittel zum Zweck gesehen. Wo aber das eigene 1.660 +Werk hoch geschätzt wird, wird ein größeres Bewusstsein für 1.661 +die (Urheber-)Rechtslage vorhanden sein. Unter freien Lizenzen 1.662 +bleibt einem selbst sein Werk zwar nicht vorbehalten, man kann 1.663 +aber die Rechte daran auch nicht verlieren. 1.664 + 1.665 + 1.666 + 1.667 +\subsection{Gemeingut} 1.668 + 1.669 +%--- zielgruppe 1.670 + 1.671 +Eine weitere Unterscheidung der Bewegungen lässt sich im Bezug 1.672 +auf die Hauptzielgruppe treffen: 1.673 +Geht es in erster Linie um die Interessen der Gemeinschaft oder 1.674 +um die Interessen der Einzelperson? 1.675 + 1.676 +Alle vorgestellten Bewegungen haben die gesamte Menschheit im 1.677 +Blick, wenn auch mit unterschiedlich stärkem Fokus darauf. 1.678 +Sind also Ausnahmen für Untergruppen, wie beispielsweise 1.679 +die Forschung und Lehre, akzeptabel oder nicht? Die Bewegungen, 1.680 +die ethische Gesichtspunkte vertreten, verneinen. Die 1.681 +pragmatischen Bewegungen sehen darin aber eine einfachere 1.682 +Durchsetzbarkeit und somit mittelfristige Vorteile. 1.683 +Ob durch das ungenutzte, weil ausgegrenzte Potenzial oder durch 1.684 +immer wieder neu zu erkämpfende Grenzbereiche langfristige 1.685 +Nachteile entstehen, bleibt zu klären. 1.686 +Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist klar: 1.687 +Zuerst dem Volk, dann den Verwertern. 1.688 +Entscheidend dabei ist aber, dass nichts gegen eine kommerzielle 1.689 +Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die 1.690 +Rechte der Allgemeinheit nicht beschränken. 1.691 + 1.692 +Ein schönes Beispiel für eine Verpflichtungserklärung der 1.693 +Menschheit gegenüber ist der \emph{Debian Social Contract}. 1.694 +\autocite{dsc} 1.695 +Eine so klare und konkrete Erklärung der Wissenschaft der Menschheit 1.696 +gegenüber wäre ein wertvolles Leitbild für die Open 1.697 +Access-Bewegung. Die Open Access-Erklärungen enthalten zwar Leitbilder, 1.698 +diese sind aber leider allzu oft voll wolkiger Worthülsen. 1.699 +Verständlich ist das Bedürfnis, sich nicht festnageln lassen zu 1.700 +wollen, gerade das jedoch wäre ein wichtiger Schritt in Richtung 1.701 +Glaubwürdigkeit. 1.702 + 1.703 +%--- nc 1.704 + 1.705 +Die im Open Access verbreitete Tendenz zu 1.706 +Non-Commercial-Ein\-schränk\-ung\-en (NC) gibt es bei den anderen Bewegungen 1.707 +nicht. Dort sieht man in kommerziellen Angeboten einen Mehrwert, 1.708 +auf den man nicht verzichten will. 1.709 +Beim Open Access mag die Tendenz daher rühren, dass auch die 1.710 +Verwerter selbst in der Bewegung aktiv sind und sich dieses 1.711 +Marktfeld exklusiv reserviert halten wollen. 1.712 + 1.713 +Das Bedürfnis, zu verhindern, dass sich Andere am eigenen Werk 1.714 +bedienen ohne etwas zurückzugeben, ist durchaus auch in den anderen 1.715 +Bewegungen vorhanden. 1.716 +Das Mittel der Wahl dagegen ist das Copyleft-Prinzip. 1.717 +Dieses lässt die kommerzielle Nutzung sehr wohl zu, stellt aber 1.718 +sicher, dass jeder die gleichen Möglichkeiten der kommerziellen 1.719 +Nutzung hat und dass jedes aufbauende Werk dem ursprünglichen 1.720 +Urheber (und jedem sonst) ebenfalls zur Verfügung steht. 1.721 + 1.722 +%--- copyleft 1.723 + 1.724 +Ob nun solche Copyleft-Lizenzen gut sind oder nicht, darüber ist 1.725 +sich die Gemeinschaft nicht einig. 1.726 +Beide Lizenztypen, die mit Copyleft (z.B. die GPL) und die ohne 1.727 +(z.B. die BSD-artigen), bestehen 1.728 +nebeneinander, und das schon seit dreißig Jahren. Es ist nicht 1.729 +abzusehen, dass eine Art die Oberhand gewinnen würde. 1.730 +Bei den Creative Commons-Lizenzen gibt es mit CC BY und CC BY-SA 1.731 +ein äquivalentes Paar. (Dort wird \enquote{Copyleft} als \enquote{Share-alike} 1.732 +bezeichnet.) Auch hier werden wahrscheinlich beide Arten nebeneinander, 1.733 +gut möglich für unterschiedliche Publikationsformen, 1.734 +fortbestehen, da sie unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. 1.735 + 1.736 + 1.737 +\subsection{Schlagkraft} 1.738 + 1.739 +%--- heterog. 1.740 + 1.741 +Ein großer Unterschied zwischen Open Access und den anderen 1.742 +Konzepten ist die Menge seiner unterschiedlichen Beteiligten. Während 1.743 +sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von ähnlich 1.744 +Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung an der sehr 1.745 +viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihren 1.746 +eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine 1.747 +klare Führung gäbe. Wenn auch von den Wissenschaftlern 1.748 +initiiert, wirken nun auch viele andere Akteure mit. 1.749 +Als Folge wird der Begriff \enquote{Open Access} inzwischen fast wahllos 1.750 +verwendet. Die wissenschaftliche Gemeinschaft -- falls es die gibt 1.751 +-- hat keine Form der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes 1.752 +gefunden. Wie sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar 1.753 +ist, welche Werte und Forderungen sie denn vertritt. 1.754 +Wo die anderen Bewegungen anerkannte Definitionen vorweisen können, 1.755 +gelingt dies dem Open Access nicht. 1.756 +Zu stark ist die systemimmanente Heterogenität der Wissenschaft. 1.757 +Zu schwer fällt es den Wissenschaftlern sich zu organisieren, 1.758 +zumindest sich schlagkräftig und konsequenzbereit zu organisieren. 1.759 +Zu stark sind aber auch die Traditionen des Publizierens, mit 1.760 +der starken Einflussposition der Unternehmen. 1.761 +So sind es nun eben diese Unternehmen, die die Praxis des 1.762 +Open Access prägen und ausgestalten. Nach anfänglichen 1.763 +Startschüssen haben die Wissenschaftler heute die Kontrolle 1.764 +großteils aus der Hand gegeben. 1.765 +Von der Definition des Open Access bleibt als gemeinsamer Nenner 1.766 +letztlich nur der kostenlose (Lese-)Zugriff, also der Wortsinn 1.767 +des Begriffes selbst, übrig. Nur hierin sind sich alle Beteiligten 1.768 +einig. 1.769 + 1.770 +%--- reinhaltung 1.771 + 1.772 +Anders bei der Open Source-Bewegung: 1.773 +Als Microsoft mit seinem 1.774 +\emph{Shared Source}-Konzept 1.775 +auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine 1.776 +Nutznießerei ohne erkennbare Unterstützung des Kerngedankens der 1.777 +Open Source-Bewegung erkannt und verurteilt. 1.778 +\autocite{perens-stand-together} 1.779 +Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab. 1.780 +Diese aktive Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integrität 1.781 +der Bewegung verwässern würden, fehlt dem Open Access bislang. 1.782 +Sie setzt allerdings ein gemeinsames Selbstverständnis voraus. 1.783 + 1.784 +%--- pragmatismus. 1.785 + 1.786 +Leider herrscht bei den Wissenschaftlern oft ein Pragmatismus vor, 1.787 +der lediglich den Erträglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der 1.788 +idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht meist 1.789 +neben den pragmatischen Anforderungen des Alltags unter. 1.790 + 1.791 + 1.792 + 1.793 +\subsection{Qualität} 1.794 + 1.795 +%--- qualitaet 1.796 + 1.797 +Mit Bezug auf Open Source kann man für den Open Access 1.798 +argumentieren, dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der 1.799 +daraus entstehenden Publikationen zu besseren Forschungsergebnissen 1.800 +führen kann. Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet anderen 1.801 +Forschern und sonstigen Interessierten die Möglichkeit Fehler zu 1.802 +finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken; es werden aufbauende 1.803 +und zusammenführende Arbeiten gefördert; und nicht zuletzt 1.804 +werden die Wissenschaftler, aufgrund der Gewissheit nachprüfbar zu 1.805 +sein, sorgfältiger arbeiten. Diese Verbesserungen der 1.806 +wissenschaftlichen Qualität müssen nicht eintreten, sie sind 1.807 +aber wahrscheinlich. Nachteile durch die Offenlegung sind nur 1.808 +zu befürchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und 1.809 +Selbstorganisation versagen. 1.810 +Das bisherige Zögern der Wissenschaft mag von einem fehlenden 1.811 +Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen. 1.812 + 1.813 + 1.814 + 1.815 +\subsection{Fazit} 1.816 + 1.817 +%--- lernen aus fs 1.818 + 1.819 +Die in dieser Arbeit vorgestellten Konzepte zeigen Möglichkeiten, 1.820 +wie sich Ziele und Wünsche vertreten lassen, so dass nebenrangige 1.821 +Beteiligte weiterhin bestehen und wertschöpfend sein können, 1.822 +ohne die zentralen Interessen zu gefährden. 1.823 +Notwendig dafür ist eine Bewegung mit einem schlagkräftigen und 1.824 +akzeptierten Kern an Wortführern und eine breite Basis von sich 1.825 +einigen Anhängern. Diese muss klare Definitionen und 1.826 +Ausrichtungen vorgeben und dann das Konzept rein halten. 1.827 + 1.828 +An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem noch 1.829 +guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare 1.830 +Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein 1.831 +Bewusstsein für die Situation und ihre Hintergründe wird 1.832 +zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken. 1.833 +Entscheidend ist aber, dass das Bemühen jetzt, wo die Verwerter 1.834 +einzuschwenken beginnen, nicht nachlässt. Noch ist nichts 1.835 +grundlegend geändert. Noch ist die Situation nicht gut, 1.836 +nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist der Zeitpunkt aktiv zu werden! 1.837 +Jetzt muss die Wissenschaft ihr Selbstverständnis bestätigen! 1.838 +Jetzt muss sie ihre Definition von Open Access klarer machen! 1.839 +Jetzt muss die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer 1.840 +Selbstorganisation arbeiten! 1.841 +Open Access-Pub\-li\-ka\-tionen müssen geschätzt werden! Der 1.842 +Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugängliche 1.843 +Publikationen müssen benachteilt werden! Das Geheimhalten von 1.844 +Forschungsdaten muss kritisiert werden! 1.845 +Was in der Berlin Declaration schon vor einem Jahrzehnt 1.846 +gefordert wurde, muss die Praxis werden! 1.847 +Die blinde Lobhudelei auf der Basis von naiven Kennzahlen muss aufhören! 1.848 + 1.849 +Es reicht aber nicht, die Wissenschaftler nur zu \enquote{bestärken} 1.850 +und Open Access-Veröffentlichungen \enquote{anzuerkennen}. 1.851 +Nein! Die Wissenschaft muss Open Access spürbar wertschätzen! 1.852 +Die Umsetzung steht der Wissenschaft frei. 1.853 +Sie muss sich nur selbst organisieren und dann ihre eigenen Werte leben. 1.854 + 1.855 + 1.856 +\bigskip 1.857 +\bigskip 1.858 +\begingroup 1.859 +\begin{quote} 1.860 +\subsubsection*{Public Domain Dedication} 1.861 +\footnotesize 1.862 +\linespread{1.0} 1.863 +\rightskip1.2cm 1.864 +Für mich selbstvertändlicherweise ist dieses Werk frei (libre), 1.865 +offen und transparent. Das fertige Dokument, sein Quellcode 1.866 +(in Latex) und seine Entstehungsgeschichte (im Versionskontrollsystem) 1.867 +stehen jedermann vollumfänglich zur Verfügung.% 1.868 +\footnote{\url{http://marmaro.de/docs/bib/fs-oa/}.} 1.869 +Mittels \emph{CC0 1.0 Universell} 1.870 +\footnote{\url{http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/}.} 1.871 +verzichte ich weltweit auf alle urheberrechtlichen 1.872 +und verwandten Schutzrechte, soweit das gesetzlich möglich ist. 1.873 +\end{quote} 1.874 +\endgroup 1.875 + 1.876 + 1.877 +\clearpage 1.878 +\printbibliography 1.879 + 1.880 +\end{document}