comparison text.roff @ 26:ffc352506c58

text: wrote a lot discussion
author markus schnalke <meillo@marmaro.de>
date Thu, 06 Mar 2014 08:08:29 +0100
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561 561
562 562
563 .\"################################################################### 563 .\"###################################################################
564 .H0 "Diskussion 564 .H0 "Diskussion
565 .P 565 .P
566 Klare Definitionen. 566 Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen
567 OA ist nicht eindeutig definiert, die anderen Konzepte schon. 567 Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend
568 Auswirkungen? 568 sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich
569 .P 569 Denkenden aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr
570 Wortfuehrer 570 viele Personen und Institutionen und Unternehmen mit ihrern
571 .P 571 eigenen, unterschiedlichen Interessen mitreden, ohne dass es eine
572 Copyleft 572 klare Fuehrung gaebe.
573 .P 573 Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte
574 Pragmatisch vs. idealistisch 574 Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access
575 .P 575 nicht.
576 So stehen Open Source und Open Access der Wirtschaft auch naeher 576 .P
577 als die gesellschaftsnahen Konzepte Freie Software und Free 577 Zu stark ist die systemimmanente
578 Cultural Works. 578 Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den
579 579 Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest schlagkraeftig
580 580 und konsequenzbereit zu organisieren.
581 .U2 "Abhaengigkeit 581 Zu stark sind die Traditionen
582 .P 582 des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen
583 Abhaengigkeit von Verwertern. 583 im System abhaengig.
584 Sicht der Urheber, Sicht der Bibliotheken, Sicht der Nutzer. 584 Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen.
585 Und eben so fuer Software. 585 .P
586 So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor,
587 der nur den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der
588 idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht neben den
589 pragmatischen Anforderungen unter.
590 Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie
591 jedoch deutlich weniger ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem
592 .I "Shared Source" -Konzept
593 auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine
594 Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des
595 Open Source, verurteilt. Die Gemeinschaft grenzte sich damit von
596 reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet der Bewegung
597 verwaessern wuerden, ab. Solche Tendenzen fehlen dem Open
598 Access. Der Begriff ``Open Access'' wird wahllos verwendet. Die
599 Gemeinschaft \(en Welche Gemeinschaft? \(en hat noch keine Form
600 der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie
601 sollte sich auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche
602 Werte und Forderungen sie denn vertreten. So sind es nun vielmehr
603 die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und
604 ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen der
605 Wissenschaftler haben sie die Kontrolle grossteils aus der Hand
606 gegeben.
607 .P
608 Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden
609 Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert
610 natuerlich die Gold-OA-Umsetzung. Die Verwertungsunabhaengige
611 Zugaenglichmachung, via Gruenem Weg, geht als
612 \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der
613 Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die
614 Wissenschaftler die freien Repositorien stets als ersten
615 Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag
616 zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu
617 sein. Mit dem Preprint-Server ArXiv ist die Praxis, z.B. in
618 der Physik, gar nicht so weit davon entfernt.
619 .P
620 Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist solch
621 eine Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den
622 Verwertern. Entscheidend ist, dass nichts dagegen spricht, Geld
623 damit zu machen, nur darf dieses Bestreben die Rechte der
624 Allgemeinheit nicht beschraenken.
625 .P
626 Im Bezug auf den Open Source konnte man sachlich argumentieren,
627 dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus
628 entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann.
629 Das sogar auf zweierlei Weise: Es bietet anderen
630 Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu
631 finden und weitere Erkenntnisse zu sehen, dann werden Querverweise
632 und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zu letzt
633 werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu
634 sein, sorgfaeltiger Arbeiten. Diese Verbesserungen der
635 wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie
636 auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur
637 zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und
638 Selbstorganisation versagt.
639 .P
640 Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free
641 Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber,
642 wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass
643 nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen, sich aber anpassen
644 muessen. Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und
645 akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite
646 Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und
647 Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten.
648 .P
649 An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz
650 guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare
651 Ausgangsbasis, die Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein
652 Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird
653 zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken.
654 Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter
655 einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts
656 grundlegend geaendert. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig
657 aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr
658 Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihrer Definitionen
659 von Open Access vereinheitlichen und klar definieren. Jetzt muss
660 die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten.
661 Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der
662 Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche
663 Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare
664 Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert
665 werden. Was in den XXX Erklaerungen schon vor einem Jahrzehnt
666 gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Diese Beurteilung
667 steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst
668 organisieren. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen
669 muss aufhoeren.
670
671
672
673 .P
674 Copyleft/Sharealike: Ja oder Nein? Beides bleibt vorhanden.
586 675
587 676
588 .U2 "Verlust 677 .U2 "Verlust
589 .P 678 .P
590 Wenn einem das eigene Werk weggenommen wird ... 679 Wenn einem das eigene Werk weggenommen wird ...
591 680
592 .U2 Allerlei 681 .U2 "Allerlei
593 .P
594 Waehrend sich die Begriffe Freie Software und Open Source auf
595 Programmcode beziehen, wird Open Access in erster Linie fuer
596 wissenschaftliche Publikationen verwendet. Free Cultural Works
597 stehen grundsaetzlich fuer ein allgemeineres Konzept, das sich
598 aber um Kulturgueter, also hauptsaechlich kreative Werke,
599 zentriert.
600 .P 682 .P
601 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen 683 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen
602 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten 684 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten
603 Gruppe nebensaechlich. Dort ist es viel wichtiger, dass die Werke 685 Gruppe nebensaechlich. Dort ist es viel wichtiger, dass die Werke
604 frei sind und damit die Menschheit nicht beschraenkt wird. 686 frei sind und damit die Menschheit nicht beschraenkt wird.
605 .P 687
606 Wenn auch
607 die dahinter steckenden Aktivitaeten und die durch sie
608 hervorgerufenen Aktivitaeten grossteils aehnlich oder gar die
609 gleichen sind, so haben die beiden Konzepte doch einen
610 unterschiedlichen Fokus. Dieser ist teilweise am Begriff selbst,
611 teilweise an der historischen Entwicklung verankert. Der Wortsinn
612 eines Begriffes ist zumeist das letzte Referenzpunkt seiner
613 Deutung. Wenn auch die Beschriftung nicht die Art des Inhalts
614 aendern wird, so hat sie doch erheblichen Einfluss auf seine
615 Wahrnehmung.
616
617
618 .P
619 Stallman ueber Texte -- GFDL
620