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annotate text.roff @ 16:c95bd813ebb4

text: more about FS and OS
author markus schnalke <meillo@marmaro.de>
date Mon, 03 Mar 2014 10:44:36 +0100
parents 63e649c2279f
children 961b77921682
rev   line source
meillo@0 1 .RN 1
meillo@0 2 .bp
meillo@0 3
meillo@0 4
meillo@0 5 .\"###################################################################
meillo@0 6 .H0 "Einführung
meillo@0 7 .P
meillo@12 8 Diese Arbeit vergleicht das Konzept
meillo@12 9 .I "Open Access
meillo@12 10 mit dem Konzept
meillo@12 11 .I "Freie Software" .
meillo@12 12 Ihr Ziel ist es, Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen. Da die
meillo@12 13 Freie Software bereits seit den 80ern als Konzept etabliert ist,
meillo@12 14 der Open Access aber erst zwanzig Jahre spaeter aufkam, koennen,
meillo@12 15 so die Vermutung, aktuelle und zukuenftige Entwicklungen beim Open
meillo@12 16 Access nachvollzogen oder sogar vorweg erahnt werden, wenn man sich
meillo@12 17 anschaut, wie sich die Freie Software bislang entwickelt hat.
meillo@12 18 .P
meillo@12 19 Mancher Leser mag im Titel eher den Begriff
meillo@12 20 .I "Open Source
meillo@12 21 denn
meillo@12 22 .I "Freie Software
meillo@12 23 erwartet haben, wenn auch nur der Begriffsanalogie wegen.
meillo@12 24 Jedoch sind die
meillo@6 25 .I "Freie Software
meillo@6 26 und
meillo@6 27 .I "Open Source
meillo@12 28 zwei Konzepte, die nicht so austauschbar sind, wie sie erscheinen
meillo@12 29 moegen. Es ist durchaus Absicht, dass mit dem Begriff
meillo@12 30 .I "Freie Software" ,
meillo@12 31 der eine andere Zielrichtung hat als
meillo@12 32 .I "Open Source" ,
meillo@12 33 das Spektrum der Konzepte um eine Dimension erweitert wurde, die
meillo@12 34 andernfalls unter der Tisch gefallen waere.
meillo@9 35
meillo@15 36 .P
meillo@15 37 Diese Arbeit betrachtet vier insgesamt vier Konzepte, die jeweils
meillo@15 38 unterschiedliche Auspraegungen eines aehnlichen Gedankens sind,
meillo@15 39 sich aber teilweise auch stark unterscheiden:
meillo@12 40
meillo@12 41 .IP (1)
meillo@12 42 .B "Freie Software
meillo@12 43 (FS)
meillo@12 44 ist in erster Linie eine ethische und politische Bewegung, bei der die
meillo@6 45 .I Rechte
meillo@12 46 der Menschen im Mittelpunkt stehen. Das wiederkehrende Bild ist
meillo@6 47 der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu wollen. Dies soll
meillo@12 48 ermoeglicht werden. Deshalb soll Software frei sein.
meillo@9 49
meillo@12 50 .IP (2)
meillo@12 51 .B "Open Source
meillo@12 52 (OS), dagegen, wertschaetzt vor allem die verbesserten Moeglichkeiten,
meillo@12 53 die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfuegung
meillo@12 54 steht und dieser kopiert, veraendert, erweitert, verbreitet und
meillo@12 55 aehnliches werden darf. Die Grundmotivation ist ein Pragmatismus.
meillo@9 56
meillo@12 57 .IP (3)
meillo@12 58 .B "Open Access
meillo@12 59 (OA)
meillo@12 60 hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht
meillo@12 61 darum das Wissen aufnehmen und sich darauf berufen zu koennen. Die
meillo@12 62 Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen
meillo@12 63 ausgeschlossen werden.
meillo@9 64
meillo@12 65 .IP (4)
meillo@12 66 .B "Free Cultural Works
meillo@12 67 (FCW)
meillo@12 68 koennte man als vierte, noch fehlende Ausrichtung
meillo@6 69 aufnehmen. Dort steht die Gemeinschaft und deren Allmende im
meillo@12 70 Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehoeren, nicht einzelnen
meillo@12 71 Individuen. Ziel ist es, eine moeglichst grosse Allmende
meillo@12 72 aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu foerdern.
meillo@12 73
meillo@15 74
meillo@15 75
meillo@15 76 .H0 "Vier Konzepte
meillo@15 77 .P
meillo@15 78 Um Konzepte und Bewegungen zu verstehen muss man sich ihre
meillo@15 79 Entstehungsgeschichte und ihre Struktur anschauen. Dies macht
meillo@15 80 dieser Abschnitt.
meillo@15 81
meillo@15 82
meillo@15 83 .U1 "Freie Software
meillo@15 84 .P
meillo@16 85 Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Bis in die 70er Jahre
meillo@16 86 war alle Software ``frei''. Software ist damals eine Beigabe zur
meillo@16 87 Hardware. Beides war gekoppelt, d.h. ein Programm lief nur auf der
meillo@16 88 Maschine fuer die es (meist vom Hersteller selbst) geschrieben worden
meillo@16 89 ist.
meillo@16 90 Mit dem Beginn der 80er Jahre beginnen Unternehmen in Software
meillo@15 91 eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. Statt sie, wie
meillo@16 92 zuvor, kostenlos mit samt dem Quellcode zur Hardware beizulegen,
meillo@16 93 werden die Programme immer haeufiger verkauft und der Quellcode
meillo@16 94 geheim gehalten. Auch tauchen Non-Disclosure Agreements (NDAs) auf, die
meillo@16 95 es den Entwicklern untersagen Informationen ueber den Quellcode
meillo@15 96 weiterzugeben.
meillo@15 97 .P
meillo@16 98 Die Freie Software entsteht als Gegenbewegung, wobei sie jedoch
meillo@16 99 nicht den bisherigen Zustand abschaffen will, sondern ihn
meillo@16 100 beibehalten will. Der freie Austausch von Software in
meillo@16 101 Quellcodeform soll erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach
meillo@15 102 in ihrem Kern ein bewahrender Ansatz. Er stellt sich den neu
meillo@15 103 aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum
meillo@15 104 Normalfall geworden sind, entgegen.
meillo@15 105 .P
meillo@16 106 Wenn auch diese Denkweise in Programmiererkreisen weit verbreitet
meillo@16 107 ist, so ist es Richard M. Stallman, der fast im Alleingang eine
meillo@16 108 aktive Bewegung daraus macht. Sie manifestiert sich insbesondere
meillo@16 109 in der Gruendung der Free Software Foundation, dem Start des
meillo@16 110 GNU-Projekts (1983) und dem Verfassen der General Public License
meillo@16 111 (1989), die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden.
meillo@16 112 .P
meillo@16 113 Die Kultur des freien Austausches von Information und Software
meillo@16 114 entstammt hauptsaechlich des universitaeren Umfeldes. Stallman
meillo@16 115 selbst war am MIT verwurzelt. Aber auch an der Westkueste der USA,
meillo@16 116 an der University of California gibt es aehnliche Kulturen.
meillo@16 117 Waehrend Stallman aber ganz klar auf den ethischen Fokus der
meillo@16 118 Freien Software abzielt und damit eine politische Ausrichtung
meillo@16 119 waehlt, so sieht man es in Californien weniger militant.
meillo@16 120 Dies aeussert sich in den gewaehlten Lizenzen: Stallman entwickelt
meillo@16 121 mit der GPL eine sogenannte Copyleft-Lizenz, welche erzwingt, dass
meillo@16 122 jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen
meillo@16 123 muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code
meillo@16 124 jemals auf eine Weise genutzt wird, die nicht jedermann gleichfalls
meillo@16 125 zur Verfuegung steht. Die BSD-Lizenz aus Californien hat diesen
meillo@16 126 Zwang nicht. Sie stellt den Code jedermann zur Verfuegung und
meillo@16 127 erlaubt es auch ihn in proprietaere Werke einfliessen zu lassen.
meillo@16 128 .P
meillo@16 129 Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Einsicht,
meillo@16 130 dass Software keine Ware sein solle, die jemandem gehoert, sondern
meillo@16 131 freies Wissen, das allen zur Verfuegung steht. Die Analogie sind
meillo@16 132 hierbei Kochrezepte, die weitergegeben, nachgekocht und veraendert
meillo@16 133 werden.
meillo@15 134
meillo@15 135
meillo@15 136 .U1 "Open Source
meillo@15 137 .P
meillo@16 138 Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfuegbar war,
meillo@16 139 als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen
meillo@16 140 Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr der Freie
meillo@16 141 Software-Befuerworter Probleme an dem Begriff und an seiner
meillo@16 142 Ausrichtung. Zum einen war das Wort ``frei'' (im Englischen wie im
meillo@16 143 Deutschen) zweideutig. Auch der omnipraesente Slogan ``Free as
meillo@16 144 in Free Speech, not as in Free Beer'' loeste das Problem nicht.
meillo@16 145 Zum anderen, und das war der bedeutendere Grund, wollte die
meillo@16 146 Wirtschaft nicht auf das Konzept aufspringen. Wenn auch die
meillo@16 147 Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, so
meillo@16 148 wurde sie doch so wahrgenommen. Das Image passte nicht, auch
meillo@16 149 gerade wegen der Zweideutigkeit des Wortes ``frei''. In dem
meillo@16 150 Bestreben die Freie Software auch in die traditionellen Softwarefirmen
meillo@16 151 zu bekommen, traf sich XXXX eine Gruppe von Freie
meillo@16 152 Software-Vertretern um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren
meillo@16 153 Begriff zu finden. Heraus kam ``Open Source''.
meillo@16 154 .P
meillo@16 155 Stallman war zu diesem Treffen nicht eingeladen, da er als zu
meillo@16 156 starrkoepfig und nicht kompromissbereit galt. Das Ziel der
meillo@16 157 Beteiligten war auch gerade weg von der moralischen und
meillo@16 158 politischen Ausrichtung der Freien Software zu kommen, die
meillo@16 159 Stallman so zentral war. Mit der pragmatischen, unpolitischen
meillo@16 160 Ausrichtung des Open Source und der Ausgrenzung von Stallman
meillo@16 161 spaltete sich die Gemeinschaft aber auch teilweise. Die eine
meillo@16 162 Gruppe hielt weiterhin am Begriff ``Freie Software'' fest und
meillo@16 163 stand fuer die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es
meillo@16 164 ``Open Source'' und legte auf die technischen Aspekte wert.
meillo@16 165 Die Unterscheidung war und ist noch immer nur in der Motivation
meillo@16 166 der Beteiligten vorhanden, nicht aber in ihrer Arbeit. Die
meillo@16 167 Kooperation und der Austausch brach nie ab.
meillo@16 168 .P
meillo@16 169 Waehrend Stallman und seine selbstgegruendeten Organisationen als
meillo@16 170 zentrale Instanzen fuer die Freie Software stehen,
meillo@16 171 so hat der Open Source mehrere zentrale Instanzen. Das
meillo@16 172 sind neben Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, und Eric S.
meillo@16 173 Raymond, der als Evangelist der Bewegung gilt, auch viele
meillo@16 174 Firmen, wie IBM und Redhat, die inzwischen selbst dafuer
meillo@16 175 einstehen.
meillo@16 176 .P
meillo@16 177 Die Grundmotivation fuer Open Source ist die Ansicht, dass dieses
meillo@16 178 Entwicklungsmodell zu besserer Software fuehrt. Durch die freie
meillo@16 179 Verfuegbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und
meillo@16 180 Code wuerden Entwickler schneller und besser arbeiten koennen. Die
meillo@16 181 Mitarbeit von Interessierten wuerde gefoerdert werden. Die
meillo@16 182 relevanten Nutzerwuensche wuerde schneller umgesetzt werden.
meillo@16 183 Angepasste Versionen wuerde einfacher entstehen. Die Ergebnisse
meillo@16 184 wuerden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitsluecken
meillo@16 185 wuerden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller
meillo@16 186 gefunden und behoben werden.
meillo@16 187
meillo@16 188
meillo@16 189
meillo@15 190
meillo@15 191 .U1 "Open Access
meillo@15 192 .P
meillo@15 193
meillo@15 194 .U1 "Free Cultural Works
meillo@15 195 .P
meillo@15 196
meillo@15 197
meillo@15 198
meillo@15 199 .U2 Ausgangsbasis
meillo@15 200 .P
meillo@15 201 Zeit, Situation
meillo@15 202
meillo@15 203 .U2 Zielrichtung
meillo@15 204 .P
meillo@15 205 Motivation, Zweck, Zielrichtung
meillo@15 206 .U2 Akteure
meillo@15 207 .P
meillo@15 208 Beteiligte, Wer fuer wen.
meillo@15 209 Zentrale Personen der Konzepte und ihre Hintergruende.
meillo@15 210 .P
meillo@15 211 So stehen Open Source und Open Access der Wirtschaft auch naeher
meillo@15 212 als die gesellschaftsnahen Konzepte Freie Software und Free
meillo@15 213 Cultural Works.
meillo@15 214
meillo@15 215
meillo@15 216
meillo@15 217
meillo@15 218
meillo@15 219
meillo@15 220 .H0 "Definitionen und Realisierungen
meillo@15 221 .P
meillo@15 222 Fuer OA und die anderen Konzepte.
meillo@15 223 .P
meillo@15 224 OA ist nicht eindeutig definiert, die anderen Konzepte schon.
meillo@15 225 Auswirkungen?
meillo@15 226
meillo@15 227 .P
meillo@15 228 Typische Lizenzen der verschiedenen Konzepte und ihre
meillo@15 229 Auspraegungen.
meillo@15 230
meillo@15 231
meillo@15 232
meillo@15 233 .H0 "Diskussion
meillo@15 234 .P
meillo@15 235 Klare Definitionen
meillo@15 236 .P
meillo@15 237 Wortfuehrer
meillo@15 238 .P
meillo@15 239 Copyleft
meillo@15 240 .P
meillo@15 241 Pragmatisch vs. idealistisch
meillo@15 242
meillo@12 243 .KS
meillo@12 244 .in 2c
meillo@12 245 .PS 3.5
meillo@13 246 boxht = boxht * .9
meillo@12 247 right
meillo@13 248 S: box invis "" ht .4
meillo@13 249 PO: box invis "politisch" ht .4
meillo@13 250 PR: box invis "pragmatisch" ht .4
meillo@12 251 down
meillo@12 252 SW: box invis "Software" with .n at S.s
meillo@13 253 TX: box invis "Texte, etc"
meillo@12 254 right
meillo@12 255 box "Freie" "Software" with .w at SW.e
meillo@12 256 box "Open" "Source"
meillo@12 257 box "Free Cultural" "Works" with .w at TX.e
meillo@12 258 box "Open" "Access"
meillo@12 259 .PE
meillo@13 260 .in
meillo@13 261 .sp .5
meillo@13 262 .ce
meillo@13 263 .I "Abb.\^1: Klassifikation der Konzepte
meillo@12 264 .KE
meillo@6 265
meillo@7 266
meillo@15 267 .U2 "Abhaengigkeit
meillo@14 268 .P
meillo@14 269 Abhaengigkeit von Verwertern.
meillo@14 270 Sicht der Urheber, Sicht der Bibliotheken, Sicht der Nutzer.
meillo@14 271 Und eben so fuer Software.
meillo@14 272
meillo@14 273
meillo@15 274 .U2 "Verlust
meillo@14 275 .P
meillo@14 276 Wenn einem das eigene Werk weggenommen wird ...
meillo@14 277
meillo@15 278 .U2 Allerlei
meillo@1 279 .P
meillo@6 280 Waehrend sich die Begriffe Freie Software und Open Source auf
meillo@6 281 Programmcode beziehen, wird Open Access in erster Linie fuer
meillo@6 282 wissenschaftliche Publikationen verwendet. Free Cultural Works
meillo@6 283 stehen grundsaetzlich fuer ein allgemeineres Konzept, das sich
meillo@6 284 aber um Kulturgueter, also hauptsaechlich kreative Werke,
meillo@6 285 zentriert.
meillo@6 286 .P
meillo@6 287 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen
meillo@6 288 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten
meillo@6 289 Gruppe nebensaechlich. Dort ist es viel wichtiger, dass die Werke
meillo@6 290 frei sind und damit die Menschheit nicht beschraenkt wird.
meillo@12 291 .P
meillo@12 292 Wenn auch
meillo@12 293 die dahinter steckenden Aktivitaeten und die durch sie
meillo@12 294 hervorgerufenen Aktivitaeten grossteils aehnlich oder gar die
meillo@12 295 gleichen sind, so haben die beiden Konzepte doch einen
meillo@12 296 unterschiedlichen Fokus. Dieser ist teilweise am Begriff selbst,
meillo@12 297 teilweise an der historischen Entwicklung verankert. Der Wortsinn
meillo@12 298 eines Begriffes ist zumeist das letzte Referenzpunkt seiner
meillo@12 299 Deutung. Wenn auch die Beschriftung nicht die Art des Inhalts
meillo@12 300 aendern wird, so hat sie doch erheblichen Einfluss auf seine
meillo@12 301 Wahrnehmung.
meillo@7 302
meillo@7 303
meillo@9 304