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annotate text.roff @ 33:a76927457de6

text: rework
author markus schnalke <meillo@marmaro.de>
date Fri, 07 Mar 2014 12:06:24 +0100
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meillo@0 1 .RN 1
meillo@0 2 .bp
meillo@0 3
meillo@0 4
meillo@22 5
meillo@0 6 .\"###################################################################
meillo@0 7 .H0 "Einführung
meillo@0 8 .P
meillo@12 9 Diese Arbeit vergleicht das Konzept
meillo@12 10 .I "Open Access
meillo@12 11 mit dem Konzept
meillo@25 12 .I "Freie Software
meillo@25 13 und aehnlichen Konzepten.
meillo@33 14 Ihr Ziel ist es, Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen.
meillo@33 15 .P
meillo@33 16 Da die
meillo@12 17 Freie Software bereits seit den 80ern als Konzept etabliert ist,
meillo@12 18 der Open Access aber erst zwanzig Jahre spaeter aufkam, koennen,
meillo@12 19 so die Vermutung, aktuelle und zukuenftige Entwicklungen beim Open
meillo@12 20 Access nachvollzogen oder sogar vorweg erahnt werden, wenn man sich
meillo@12 21 anschaut, wie sich die Freie Software bislang entwickelt hat.
meillo@12 22 .P
meillo@12 23 Mancher Leser mag im Titel eher den Begriff
meillo@12 24 .I "Open Source
meillo@32 25 statt
meillo@12 26 .I "Freie Software
meillo@12 27 erwartet haben, wenn auch nur der Begriffsanalogie wegen.
meillo@33 28 Die Begriffe, sind jedoch nicht so austauschbar, wie sie
meillo@32 29 erscheinen moegen. Es ist durchaus Absicht, dass der Begriff
meillo@32 30 ``Freie Software'' verwendet wurde. Unabhaengig davon wird in
meillo@32 31 dieser Arbeit das Konzept Open Source sehr wohl behandelt.
meillo@20 32
meillo@20 33
meillo@33 34 .KS
meillo@33 35 .in 2c
meillo@33 36 .PS 3.5
meillo@33 37 boxht = boxht * .9
meillo@33 38 right
meillo@33 39 S: box invis "" ht .4
meillo@33 40 PO: box invis "politisch" ht .4
meillo@33 41 PR: box invis "pragmatisch" ht .4
meillo@33 42 down
meillo@33 43 SW: box invis "Software" with .n at S.s
meillo@33 44 TX: box invis "Texte, etc"
meillo@33 45 right
meillo@33 46 box "Freie" "Software" with .w at SW.e
meillo@33 47 box "Open" "Source"
meillo@33 48 box "Free Cultural" "Works" with .w at TX.e
meillo@33 49 box "Open" "Access"
meillo@33 50 .PE
meillo@33 51 .in
meillo@33 52 .sp .5
meillo@33 53 .ce
meillo@33 54 .B "Abb.\^1: Ausrichtung der Konzepte
meillo@33 55 .KE
meillo@33 56
meillo@33 57
meillo@20 58
meillo@20 59 .\"###################################################################
meillo@20 60 .H0 "Vier Konzepte
meillo@15 61 .P
meillo@32 62 Diese Arbeit betrachtet insgesamt vier Konzepte und Bewegungen,
meillo@32 63 die jeweils unterschiedliche Auspraegungen eines aehnlichen Gedankens
meillo@32 64 sind, sich aber teilweise stark unterscheiden.
meillo@20 65 Um Konzepte und Bewegungen zu verstehen muss man sich ihre
meillo@32 66 Entstehungsgeschichten und ihre Strukturen anschauen. Dies ist der
meillo@20 67 Inhalt dieses Abschnittes.
meillo@12 68
meillo@23 69 .ig
meillo@23 70 Ausgangsbasis, Zeit, Situation, Hintergruende
meillo@23 71 Motivation, Zweck, Zielrichtung
meillo@23 72 Akteure, Beteiligte, Wer fuer wen.
meillo@23 73 Zentrale Personen
meillo@23 74 ..
meillo@23 75
meillo@20 76
meillo@20 77 .U1 "Freie Software
meillo@20 78 .P
meillo@20 79 Die Freie Software (FS)
meillo@12 80 ist in erster Linie eine ethische und politische Bewegung, bei der die
meillo@6 81 .I Rechte
meillo@31 82 der Menschen im Mittelpunkt stehen. Das wiederkehrende Leitbild ist
meillo@25 83 der Wunsch seinem Nachbarn etwas Gutes tun zu koennen. Dies soll
meillo@12 84 ermoeglicht werden. Deshalb soll Software frei sein.
meillo@15 85 .P
meillo@32 86 Die Freie Software entstand in den 80er Jahren. Zuvor, bis in die
meillo@32 87 70er Jahre,
meillo@32 88 war alle Software ``frei''. Software war damals eine Beigabe zur
meillo@16 89 Hardware. Beides war gekoppelt, d.h. ein Programm lief nur auf der
meillo@16 90 Maschine fuer die es (meist vom Hersteller selbst) geschrieben worden
meillo@32 91 war. Mit dem Beginn der 80er Jahre begannen Unternehmen in Software
meillo@25 92 eine Ware zu sehen, mit der man Geld verdienen kann. Statt sie
meillo@25 93 kostenlos mit samt dem Quellcode der Hardware beizulegen, wie
meillo@25 94 zuvor, wurden die Programme immer haeufiger verkauft und ihr Quellcode
meillo@32 95 geheim gehalten. Non-Disclosure Agreements (NDAs) tauchten auf, die
meillo@25 96 es den Entwicklern untersagten Informationen ueber den Quellcode
meillo@32 97 weiterzugeben. Software wurde damit zu einem Produkt, das jemandem
meillo@32 98 gehoert. Der passende Begriff ist deshalb ``Proprietaere Software''.
meillo@15 99 .P
meillo@32 100 Die Freie Software entstand daraufhin als Gegenbewegung, wobei sie
meillo@32 101 jedoch nicht den bisherigen Zustand abschaffen, sondern ihn
meillo@32 102 beibehalten wollte. Der unbeschraenkte Austausch von Software in
meillo@32 103 Quellcodeform sollte erhalten bleiben. Die Freie Software ist demnach
meillo@32 104 in ihrem Kern von bewahrendem Charakter. Sie stellte sich den neu
meillo@15 105 aufkommenden Entwicklungen der damaligen Zeit, die heute zum
meillo@15 106 Normalfall geworden sind, entgegen.
meillo@15 107 .P
meillo@25 108 Wenn auch die Vorstellung, Software sollte frei sein, in
meillo@25 109 Programmiererkreisen weit verbreitet war, so war es Richard M.
meillo@32 110 Stallman, der fast im Alleingang eine aktive Bewegung daraus machte.
meillo@32 111 Sie manifestierte sich insbesondere im Start des GNU-Projekts (1983),
meillo@32 112 in der Gruendung der Free Software Foundation (1985)
meillo@32 113 und im Verfassen der General Public License (1989),
meillo@32 114 die alle von Stallman initiiert und vorangetrieben wurden.
meillo@16 115 .P
meillo@16 116 Die Kultur des freien Austausches von Information und Software
meillo@32 117 entstammt primaer dem universitaeren Umfeld. Stallman
meillo@32 118 selbst war am MIT verwurzelt. Auch an der Westkueste der USA,
meillo@25 119 v.a. an der University of California, gab es aehnliche Kulturen.
meillo@33 120 Der ethische Fokus der Freien Software und damit seine politische
meillo@32 121 Ausrichtung, die Stallman vertrat, war jedoch in Californien weniger
meillo@33 122 praesent.
meillo@33 123 Dies aeusserte sich auch in den gewaehlten Lizenzen: Stallman entwickelt
meillo@33 124 mit der \fIGeneral Public License\fP (GPL) eine sogenannte
meillo@33 125 Copyleft-Lizenz, welche erzwingt, dass
meillo@16 126 jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen
meillo@16 127 muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code
meillo@33 128 jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann gleichfalls
meillo@16 129 zur Verfuegung steht. Die BSD-Lizenz aus Californien hat diesen
meillo@16 130 Zwang nicht. Sie stellt den Code jedermann zur Verfuegung und
meillo@32 131 erlaubt es auch, ihn in proprietaere Werke einfliessen zu lassen.
meillo@16 132 .P
meillo@33 133 Die Grundmotivation der Freien Software ist die ethische Ansicht,
meillo@33 134 dass Software keine Ware sein sollte die jemandem gehoert, sondern
meillo@33 135 ein Gemeingut, das allen zur Verfuegung steht. Die Analogie dazu
meillo@25 136 sind Kochrezepte, die ganz natuerlich weitergegeben, nachgekocht
meillo@32 137 und abgewandelt werden.
meillo@15 138
meillo@15 139
meillo@15 140 .U1 "Open Source
meillo@15 141 .P
meillo@25 142 Open Source (OS), wenn auch aehnlich zur Freien Software, hat eine
meillo@25 143 andere Ausrichtung.
meillo@33 144 Sie schaetzt vor allem die verbesserten Moeglichkeiten und
meillo@25 145 die daraus resultierenden Konsequenzen,
meillo@20 146 die einem offen stehen, wenn der Quellcode von Software zur Verfuegung
meillo@25 147 steht und dieser kopiert, veraendert, erweitert und verbreitet
meillo@32 148 werden darf. Die Grundmotivation ist damit pragmatischer Natur.
meillo@20 149 .P
meillo@16 150 Mitte der 90er Jahre nachdem Linux, der Kernel, verfuegbar war,
meillo@16 151 als das Web sich verbreitete und Netscape im Browserkampf gegen
meillo@33 152 Microsoft zu verlieren begann, sahen immer mehr Freie
meillo@33 153 Software-Befuerworter Probleme an dem Begriff ``Freie Software''
meillo@33 154 und an seiner
meillo@25 155 Ausrichtung. Das lag daran, dass das Wort ``frei'' (im Deutschen
meillo@32 156 wie im Englischen) zweideutig ist. Auch Stallmans regelmaessige
meillo@33 157 Aufklaerung \(en ``Free software is a matter of liberty, not price.
meillo@32 158 To understand the concept, you should think of free as in free
meillo@32 159 speech, not as in free beer.''
meillo@32 160 .[
meillo@32 161 what is free software
meillo@32 162 .]
meillo@33 163 \(en loeste dieses Problem nicht.
meillo@33 164 Folglich wollte das kommerzielle Softwarebusiness
meillo@33 165 nicht auf das Konzept aufspringen, denn zu stark war
meillo@25 166 die Assoziation zu ``gratis'', wenn auch die
meillo@25 167 Freie Software nie gegen eine kommerzielle Verwertung war, sie
meillo@32 168 sogar befuerwortet.
meillo@32 169 .[
meillo@32 170 selling free software
meillo@32 171 .]
meillo@33 172 Aber das Image passte nicht, wegen der Zweideutigkeit des Wortes ``frei''.
meillo@31 173 In dem Bestreben die Freie Software auch im traditionellen
meillo@32 174 Softwarebusiness zu verankern, trafen sich 1998 verschiedene Freie
meillo@32 175 Software-Vertreter, um einen neuen, wirtschaftsfreundlicheren
meillo@25 176 Begriff zu finden. Das Ergebnis war die Bezeichnung ``Open Source''.
meillo@16 177 .P
meillo@31 178 Stallman war zu diesem ``Kick-off-Meeting'' nicht eingeladen,
meillo@31 179 da er als zu starrkoepfig und kompromisslos galt. Das Ziel der
meillo@33 180 Beteiligten war auch gerade eine Umorientierung, weg von der
meillo@32 181 moralischen und politischen Ausrichtung der Freien Software, die
meillo@32 182 Stallman so sehr vertrat.
meillo@32 183 .P
meillo@32 184 Mit der pragmatischen, unpolitischen
meillo@16 185 Ausrichtung des Open Source und der Ausgrenzung von Stallman
meillo@25 186 spaltete sich die Gemeinschaft anschliessend teilweise. Die eine
meillo@16 187 Gruppe hielt weiterhin am Begriff ``Freie Software'' fest und
meillo@16 188 stand fuer die ethischen Ziele ein; die andere Gruppe nannte es
meillo@16 189 ``Open Source'' und legte auf die technischen Aspekte wert.
meillo@33 190 Diese ideologische Spaltung war jedoch, und ist noch immer,
meillo@33 191 kein Hindernis der gemeinsamen Arbeit, der Kooperation und des
meillo@33 192 Austausches. Neuere Bezeichnungen wie FLOSS (fuer ``Free, Libre,
meillo@33 193 and Open Source Software'') zeigen eine wiedervereinigende
meillo@33 194 Motivation, wenn sie auch von vielen kritisch gesehen werden.
meillo@16 195 .P
meillo@33 196 Der Open Source haengt weit weniger an einer einzelnen Person und
meillo@33 197 der von ihr ausgehenden Organisationen und Projekten, als die
meillo@33 198 Freie Software mit Stallman.
meillo@33 199 Die in der allgemeinen Wahrnehmenung wichtigste Personen des
meillo@33 200 Open Source ist jedoch Eric S. Raymond, der Evangelist der Bewegung.
meillo@33 201 Zusammen mit Bruce Perens hatte er 1998 die \fIOpen Source Initiative\fP
meillo@33 202 gegruendet.
meillo@33 203 Linus Torvalds, der den Kernel entwickelt hat, und Tim O'Reilly,
meillo@33 204 der Gruender des Computerliteraturverlages, gehoeren aber ebenso zu
meillo@33 205 den Vertretetern.
meillo@33 206 Und daneben noch viele Firmen, wie beispielsweise IBM und Redhat.
meillo@33 207 Sie stehen selbst fuer Open Source ein. Demnach wird der Open Source
meillo@33 208 durchaus businessfreundlich wahrgenommen.
meillo@16 209 .P
meillo@16 210 Die Grundmotivation fuer Open Source ist die Ansicht, dass dieses
meillo@16 211 Entwicklungsmodell zu besserer Software fuehrt. Durch die freie
meillo@16 212 Verfuegbarkeit von Komponenten sowie durch offene Dokumentation und
meillo@16 213 Code wuerden Entwickler schneller und besser arbeiten koennen. Die
meillo@16 214 Mitarbeit von Interessierten wuerde gefoerdert werden. Die
meillo@16 215 relevanten Nutzerwuensche wuerde schneller umgesetzt werden.
meillo@28 216 Angepasste Varianten wuerde eher entstehen. Die Ergebnisse
meillo@16 217 wuerden sich schneller verbreiten. Fehler und Sicherheitsluecken
meillo@16 218 wuerden durch die freie Einsichtnahme in den Code schneller
meillo@16 219 gefunden und behoben werden.
meillo@33 220 Ob dem tatsaechlich so ist, oder in welchen Faellen, bleibt
meillo@33 221 weiterhin umstritten.
meillo@16 222
meillo@16 223
meillo@15 224
meillo@23 225 .U1 "Free Cultural Works
meillo@23 226 .P
meillo@33 227 Mit den Free Cultural Works (FCW)
meillo@33 228 soll nun die Bruecke von der Software zu anderen Werkarten,
meillo@33 229 darunter eben auch wissenschaftliche Publikationen, geschlagen
meillo@33 230 werden. Hier steht die Gemeinschaft und deren Allmende im
meillo@23 231 Zentrum. Werke sollen der Gemeinschaft gehoeren, nicht einzelnen
meillo@23 232 Individuen. Ziel ist es, eine moeglichst grosse Allmende
meillo@23 233 aufzubauen um so eine lebendige Kultur zu foerdern.
meillo@23 234 .P
meillo@33 235 Diese Bewegung ist weit weniger bekannt und soll hier auch nur als
meillo@33 236 ein konkreter Vertreter verschiedener Bewegungen, die allesamt die
meillo@33 237 Allmende staerken wollen, sein. Zu dieser Gruppe gehoeren
meillo@33 238 .I "Creative Commons" ,
meillo@33 239 .I "Open Content" ,
meillo@33 240 .I "Open Knowledge"
meillo@33 241 und viele weitere.
meillo@33 242 Waehrend viele dieser Ansaetze nur grobe Tendenzen aufzeigen, so
meillo@33 243 sind die Free Cultural Works sowohl zielgerichtet als auch klar
meillo@33 244 definiert. Sie stehen hier als eine konkrete Auspraegung eines
meillo@33 245 ganzen Sammelsuriums an Bewegungen.
meillo@23 246 .P
meillo@33 247 FCW wurde XXX von XXX ins Leben gerufen. Seit 2008 sind sie
meillo@23 248 bei den Creative Commons-Lizenzen genannt.
meillo@33 249 Ihr vermutlich groesster Nutzen liegt darin, die Vielzahl von
meillo@33 250 Lizenzen fuer intellektuelle und kreative Werke nach
meillo@33 251 Freiheitsstandards zu klassifizieren. So geschehen bei den Creative
meillo@33 252 Commons-Lizenzen: Seit 2008 wird 2+1 der 6+1 CC-Lizenzen die
meillo@33 253 Erzeugung von Free Cultural Works bescheinigt.
meillo@23 254 .P
meillo@33 255 Die Hauptmotivation scheint es zu sein, die Bedeutung freier
meillo@33 256 kultureller Werke zu vermitteln und ein Bewusstsein fuer eine
meillo@33 257 Differenzierung fuer den Umfang von Freiheiten zu schaffen.
meillo@33 258 Wie auch bei der Freien Software steht FCW nicht gegen die
meillo@33 259 kommerzielle Verwertung, wohl aber gegen das Eigentum an
meillo@33 260 (XXX digitalen) kulturellen Werken.
meillo@23 261
meillo@23 262
meillo@23 263
meillo@23 264
meillo@15 265 .U1 "Open Access
meillo@15 266 .P
meillo@28 267 Open Access (OA) ist ein Konzept des wissenschaftlichen
meillo@28 268 Publikationswesens.
meillo@28 269 Er hat im Kern das Streben nach dem Zugang zu Information. Es geht
meillo@33 270 dabei darum das Wissen aufnehmen und sich darauf berufen zu koennen.
meillo@33 271 Die Wissenschaft soll nicht von dem von ihr selbst erzeugten Wissen
meillo@20 272 ausgeschlossen werden.
meillo@20 273 .P
meillo@33 274 Der Open Access entstand als Antwort auf die Zeitschriftenkrise in
meillo@33 275 der Zeit nach 2000. Er kam v.a. in den STM-Wissenschaften auf, da dort
meillo@33 276 Zeitschriftenartikel die Hauptpublikationsform darstellen. Open Access
meillo@33 277 soll eine Alternative zu den immer teurer werdende
meillo@33 278 Zeitschriftenabonnements, die zunehmend groessere Teile der
meillo@33 279 Wissenschaftswelt den Zugang zum publizierten Wissen verhindern,
meillo@33 280 bieten. Im gleichen Zug spielt die
meillo@17 281 Unzufriedenheit der Autoren ueber die zumeist exklusiv abzutretende
meillo@33 282 Rechte an ihren Werken mit. Und desweiteren steht die Frage im Raum,
meillo@33 283 wie es um die Notwendigkeit der Verlage bestellt ist, wo das Internet
meillo@33 284 und umso mehr das Web mit Repositorien und Kommunikationskanaelen
meillo@28 285 aehnliche Verbreitungsmoeglichkeiten, ohne Rechteabtritt und quasi
meillo@17 286 kostenlos bietet.
meillo@17 287 .P
meillo@17 288 Im Gegensatz zur Entstehung der Freien Software, wo der Status Quo
meillo@17 289 beibehalten werden sollte, geht es beim Open Access darum eine
meillo@17 290 Neuordnung der Situation zu erreichen. Diese Neuordnung wurde
meillo@28 291 durch das Web, wo jeder selbst Verleger sein kann, ermoeglicht.
meillo@33 292 Wo die Freien Software von einer einzelnen Person, Richard Stallman,
meillo@33 293 voran getrieben wird, und beim Open Source eine gemeinsame Linie
meillo@33 294 vorherrscht, gibt es
meillo@33 295 beim Open Access eine Menge heterogener Akteure. So existiert
meillo@33 296 auch keine von jedem anerkannte klare Definition des Begriffs,
meillo@33 297 sondern eine Vielzahl von klareren und verschwommeneren
meillo@33 298 Definitionen.
meillo@17 299 .P
meillo@33 300 Die zwei etablierten Open Access-Wege \(en der Gruene und der Goldene
meillo@33 301 \(en sollen hier nur kurz erwaehnt werden, denn sie beschreiben
meillo@33 302 \fIUmsetzungen\fP des Konzeptes, nicht aber das Konzept selbst.
meillo@33 303 Bei ihnen geht es um finanzielle Aspekte und den Ort der
meillo@33 304 Veroeffentlichung. Fuer diese Arbeit sind sie nebensaechlich.
meillo@17 305 .P
meillo@17 306 Open Access entspricht insofern der Ausrichtung des Open Source da
meillo@17 307 es auch darin primaer um pragmatische Aspekte geht. Der Wunsch der
meillo@17 308 Wissenschaftler ist es, schnell, einfach und kostenlos auf
meillo@17 309 wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen zu koennen, die konkrete
meillo@17 310 Rechtesituation oder gar der ethische Aspekt freien Wissens
meillo@28 311 scheinen im Hintergrund zu stehen. Bei Open Source ist jedoch
meillo@17 312 ein deutlich staerkeres Bewusstsein fuer eine klare Definition,
meillo@28 313 Rechtslage und Einheitlichkeit vorhanden.
meillo@28 314 Dies liegt wohl zum einen am Charakter der
meillo@28 315 Programmierarbeit, die auf genauen Definitionen basiert, des
meillo@28 316 weiteren aber wohl auch an ihrer Geburt aus der Freien Software,
meillo@28 317 die eine klare Rechtslage als eine Kernaufgabe sieht, und nicht
meillo@28 318 zuletzt auch an der einheitlicheren Schar von Beteiligten.
meillo@17 319 .P
meillo@33 320 XXX WP-Seite!
meillo@17 321
meillo@17 322
meillo@15 323
meillo@17 324 .\"###################################################################
meillo@15 325 .H0 "Definitionen und Realisierungen
meillo@15 326 .P
meillo@22 327 Dieser Abschnitt vergleicht die Definitionen, die es fuer die
meillo@23 328 verschiedenen Konzepte gibt. Daneben werden typische Lizenzen als
meillo@23 329 die Umsetzungen der Definitionen vorgestellt.
meillo@23 330
meillo@23 331 (XXX In diesem Abschnitt liegt der Fokus
meillo@22 332 auf den Auswirkungen und Bedeutungen im Bezug auf das
meillo@23 333 Urheberrecht.)
meillo@15 334
meillo@15 335
meillo@22 336
meillo@17 337 .U1 "Freie Software
meillo@17 338 .P
meillo@23 339 Fuer Freie Software gibt es eine Definition der Free Software
meillo@23 340 Foundation, die vier Freiheiten umfasst. Sind diese gegeben, dann
meillo@23 341 wird die Software als frei angesehen:
meillo@23 342 .BU
meillo@23 343 Freiheit 0:
meillo@23 344 Das Programm zu jedem Zweck auszuführen.
meillo@23 345 .BU
meillo@23 346 Freiheit 1:
meillo@23 347 Das Programm zu untersuchen und zu verändern.
meillo@23 348 .BU
meillo@23 349 Freiheit 2:
meillo@23 350 Das Programm zu verbreiten.
meillo@23 351 .BU
meillo@23 352 Freiheit 3:
meillo@23 353 Das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen zu verbreiten,
meillo@23 354 um damit einen Nutzen für die Gemeinschaft zu erzeugen.
meillo@17 355 .P
meillo@23 356 Für die Freiheiten (1) und (3) ist der Zugang zum Quelltext
meillo@23 357 eine Voraussetzung.
meillo@23 358 .P
meillo@23 359 Die FSF pflegt eine Liste von Software-Lizenzen, die sie nach
meillo@23 360 dieser Definition als frei ansehen.
meillo@23 361 .P
meillo@23 362 Ihre eigene Lizenz, die General Public License (GPL), basiert
meillo@23 363 zudem auf einem besonderen Konstrukt, dem
meillo@23 364 .I Copyleft .
meillo@23 365 Dieses erzwingt, dass
meillo@23 366 jedes abgeleitete Werk wiederum unter der gleichen Lizenz stehen
meillo@23 367 muss. Damit wird verhindert, dass ein Stueck GPL-lizenzierter Code
meillo@23 368 jemals auf eine Weise genutzt werden kann, die nicht jedermann
meillo@23 369 gleichfalls zur Verfuegung steht. Alle auf Copyleft-lizenzierte
meillo@23 370 Werke aufbauenden Werke werden also wiederum Freie Software sein.
meillo@23 371 Dieser Zwang wird von manchen als Einschraenkung ihrer individuellen
meillo@23 372 Freiheit angesehen, von anderen dagegen als Sicherung der Freiheit
meillo@23 373 aller. Die GPL ist die typische Lizenz fuer die Freie
meillo@23 374 Software-Bewegung.
meillo@23 375
meillo@15 376
meillo@17 377
meillo@17 378 .U1 "Open Source
meillo@17 379 .P
meillo@23 380 Die Open Source-Definition der Open Source Initiative ist eine
meillo@23 381 leicht abgewandelte Formulierung der
meillo@32 382 Debian Free Software Guidelines, welche fuer die
meillo@32 383 GNU/Linux-Distribution \fIDebian\fP entwickelt worden sind.
meillo@23 384 Die Ausrichtung auf die Beduerfnisse einer Distribution, also
meillo@23 385 eines Projektes, das verschiedene Programme sinnvoll
meillo@23 386 zusammenstellt, geeignet anpasst und dann als Sammelwerk
meillo@23 387 verbreitet, sind klar zu erkennen. Die Definition sind eine Checkliste,
meillo@23 388 die Programme durchlaufen muessen um in die Distribution
meillo@23 389 aufgenommen werden zu koennen.
meillo@23 390
meillo@23 391 .BU
meillo@23 392 Freie Weitergabe
meillo@23 393 .BU
meillo@23 394 Verfügbarer Quellcode
meillo@23 395 .BU
meillo@23 396 Abgeleitete Arbeiten
meillo@23 397 .BU
meillo@23 398 Integrität des Autoren-Quellcodes
meillo@23 399 .BU
meillo@23 400 Keine Diskriminierungen von Personen oder Gruppen
meillo@23 401 .BU
meillo@23 402 Keine Nutzungseinschränkung
meillo@23 403 .BU
meillo@23 404 Lizenzerteilung
meillo@23 405 .BU
meillo@23 406 Produktneutralität
meillo@23 407 .BU
meillo@23 408 Die Lizenz darf andere Software nicht einschränken
meillo@23 409 .BU
meillo@23 410 Die Lizenz muss Technologie-neutral sein
meillo@23 411
meillo@17 412 .P
meillo@23 413 Eine klassische Open Source-Lizenz gibt es nicht. Dem Charakter
meillo@23 414 von Open Source entsprechen aber BSD-artige Lizenzen am besten.
meillo@23 415 Der Kern deren Aussage laesst sich so zusammenfassen: ``Tue mit
meillo@23 416 dieser Sofware was du willst, solange du nicht behauptest, sie
meillo@23 417 waere von dir. Und wir haften fuer nichts.''
meillo@23 418 .P
meillo@23 419 Zum groessten Teil entsprechen sich die Definitionen der FSF und
meillo@23 420 OSI in der Frage, wie eine konkrete Lizenz klassifiziert wird.
meillo@23 421
meillo@23 422
meillo@23 423
meillo@23 424 .U1 "Free Cultural Works
meillo@23 425 .P
meillo@23 426 Inspiriert von der Definition von Freier Software erfordern Free
meillo@23 427 Cultural Works folgende Essentielle Freiheiten:
meillo@23 428 .BU
meillo@23 429 The freedom to use and perform the work
meillo@23 430 .BU
meillo@23 431 The freedom to study the work and apply the information
meillo@23 432 .BU
meillo@23 433 The freedom to redistribute copies
meillo@23 434 .BU
meillo@23 435 The freedom to distribute derivative works
meillo@23 436 .P
meillo@23 437 Daneben gibt es aber zusaetzliche Anforderungen, die implizit in
meillo@23 438 den Freiheiten stecken, aber nochmal explizit aufgefuehrt werden:
meillo@23 439 .BU
meillo@23 440 Availability of source data
meillo@23 441 .BU
meillo@23 442 Use of a free format
meillo@23 443 .BU
meillo@23 444 No technical restrictions
meillo@23 445 .BU
meillo@23 446 No other restrictions or limitations
meillo@23 447 .P
meillo@23 448 Wenn auch keine weiteren Einschraenkungen und Begrenzungen erlaubt
meillo@23 449 sind, so gibt es doch bestimmte Einschraenkungen die zulaessig
meillo@23 450 sind, ohne die essentiellen Freiheiten zu beeinflussen:
meillo@23 451 .QS
meillo@23 452 In particular, requirements for attribution, for symmetric
meillo@23 453 collaboration (i.e., ``copyleft''), and for the protection of
meillo@23 454 essential freedom are considered permissible restrictions.
meillo@23 455 .QE
meillo@23 456 .P
meillo@23 457 Typische Lizenzen fuer Free Cultural Works sind die zwei Creative
meillo@23 458 Commons-Lizenzen CC BY und CC BY-SA, sowie die Public Domain
meillo@23 459 Dedication CC0. Die anderen CC-Lizenzen sind unfrei im Sinne der
meillo@23 460 FCW.
meillo@23 461 Weitere Beispiele fuer FCW-Lizenzen sind: XXX GFDL?, OFL?, ...
meillo@23 462
meillo@17 463
meillo@17 464
meillo@17 465 .U1 "Open Access
meillo@17 466 .P
meillo@23 467 Eine anerkannte Definition von Open Access, wie es fuer
meillo@23 468 die anderen Konzepte der Fall ist, gibt es nicht. Es entstanden
meillo@23 469 ueber die Jahre allerlei Definitionen, die sich teilweise
meillo@23 470 unterscheiden und unterschiedlich akzeptiert sind.
meillo@17 471 .P
meillo@23 472 Die erste Definition, die den Begriff ``Open Access'' verwendet
meillo@23 473 hat, war die
meillo@31 474 .I "Budapest Declaration
meillo@23 475 in 2002. Sie fordert:
meillo@23 476 .QS
meillo@23 477 The literature that should be freely available is that which
meillo@23 478 scholars give to the world without expectation of payment. [...]
meillo@23 479 Be ``open access'' to this literature, we mean its free
meillo@23 480 availability on the public internet, permitting any users to read,
meillo@23 481 download, copy, distribute, print, [...], or use them for any
meillo@23 482 other lawful purpose, without financial, legal, or technical
meillo@23 483 barriers other than those inseparable from gaining access to the
meillo@23 484 internet itself. The only constraint on reproduction and
meillo@23 485 distribution, and the only role for copyright in this domain,
meillo@23 486 should be to give the authors control over the integrity of their
meillo@23 487 work and the right to be properly acknowledged and cited.
meillo@23 488 .QE
meillo@17 489
meillo@23 490 .P
meillo@23 491 2003 erschien die
meillo@31 492 .I "Berlin Declaration on Open Access to Knowledge\
meillo@23 493 in the Sciences and Humanities" .
meillo@23 494 Sie basiert stark, teilweise sogar im Wortlaut, auf dem
meillo@31 495 .I "Bethesda Statement on Open Access Publishing" ,
meillo@23 496 aus dem gleichen Jahr.
meillo@23 497 .QS
meillo@23 498 The author(s) and right holder(s) of such contributions grant(s)
meillo@23 499 to all users a free, irrevocable,
meillo@23 500 worldwide, right of access to, and a license to copy, use,
meillo@23 501 distribute, transmit and display the work
meillo@23 502 publicly and to make and distribute derivative works, in any
meillo@23 503 digital medium for any responsible
meillo@23 504 purpose, subject to proper attribution of authorship ([...]),
meillo@23 505 as well as the right to make small numbers of
meillo@23 506 printed copies for their personal use.
meillo@23 507 .QE
meillo@17 508 .P
meillo@23 509 Hier geht man explizit auf abgeleitete Werke ein.
meillo@23 510 Ueber die Budapest Declaration hinaus geht auch die Forderung,
meillo@23 511 dass das Werk mitsamt aller Quellmaterialien in einem Repositorium
meillo@23 512 veroeffentlicht werden muss.
meillo@23 513 Zudem
meillo@23 514 unterscheidet man zwischen der digitalen und materiellen
meillo@23 515 Vervielfaeltigung und Verbreitung. Das kann sicher als
meillo@23 516 Zugestaendnis an das Verlagswesen gewertet werden. Bei der Freien
meillo@23 517 Software gibt es diese Unterscheidung nicht. Bei Open Source ist
meillo@23 518 sie sogar explizit ausgeschlossen.
meillo@23 519 Im Gegensatz zur Budapest Declaration ist das Thema der Kosten
meillo@23 520 nicht so prominent praesentiert. Das entspricht der Situation bei
meillo@23 521 den Definitionen fuer Freie und Open Source Software.
meillo@23 522 .P
meillo@23 523 Neben diesen beiden, vielleicht wichtigsten Definitionen, gibt es
meillo@23 524 unzaehlige weitere. Daneben wird der Begriff
meillo@23 525 ``Open Access'' aber auch oft sehr unscharf verwendet.
meillo@23 526 Letztlich bleibt als gemeinsamer Nenner nur der kostenlose
meillo@23 527 (Lese-)Zugriff auf die Informationen uebrig. In der Hinsicht sind
meillo@23 528 sich alle Beteiligten einig.
meillo@23 529 .P
meillo@23 530 Als typische Lizenzen fuer Open Access-Inhalte haben sich die
meillo@23 531 Creative Commons-Lizenzen etabliert. In der Neuauflage der
meillo@23 532 Budapest Declaration von 2012 wird sogar explizit die CC BY-Lizenz
meillo@23 533 empfohlen. Diese Tendenz scheint sich, zumindest fuer
meillo@23 534 Zeitschriftenartikel, durchzusetzen. (XXX Link zur
meillo@23 535 GFZ-Empfehlung)
meillo@23 536 Daneben sind aber auch die anderen CC-Lizenzen (insbesondere CC
meillo@23 537 BY-NC, CC BY-NC-ND und CC BY-NC-ND) verbreitet.
meillo@23 538 Was die reinen Quelldaten angeht, so werden diese inzwischen
meillo@23 539 zumeist unter CC0 veroeffentlicht ... falls sie veroeffentlicht
meillo@23 540 werden.
meillo@23 541
meillo@23 542
meillo@23 543
meillo@23 544 .KS
meillo@31 545 .sp
meillo@31 546 .ce
meillo@31 547 .B "Tab\^1: Geforderte Rechte
meillo@23 548 .TS
meillo@31 549 center;
meillo@31 550 l | c c c c c c.
meillo@31 551 Definition Use Copy Dist Mod DistMod Print
meillo@23 552 _
meillo@31 553 FSF \(sr (\(sr) \(sr \(sr \(sr (\(sr) \(sr
meillo@31 554 OSI \(sr (\(sr) \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr
meillo@31 555 FCW \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr
meillo@23 556 .sp .5v
meillo@31 557 Budapest \(sr \(sr \(sr ? ? \(sr
meillo@31 558 Berlin \(sr \(sr \(sr \(sr \(sr \(dg \(sr
meillo@23 559 .TE
meillo@31 560 .RS
meillo@31 561 .nr PS -2
meillo@31 562 .IP "(\(sr)" .7c
meillo@31 563 \o'=^' Nicht explizit erwaehnt
meillo@31 564 .IP "\(dg" .7c
meillo@31 565 \o'=^' Nur wenige Exemplare zum privaten Gebrauch
meillo@31 566 .nr PS +2
meillo@31 567 .RE
meillo@31 568 .KE
meillo@31 569
meillo@31 570 .KS
meillo@31 571 .sp
meillo@31 572 .ce
meillo@31 573 .B "Tab\^2: Geforderte Pflichten
meillo@31 574 .TS
meillo@31 575 center;
meillo@31 576 l | c c c.
meillo@31 577 Definition Source Ack Gratis
meillo@31 578 _
meillo@31 579 FSF \(sr \(em \(em
meillo@31 580 OSI \(sr \(em \(em
meillo@31 581 FCW \(sr \(em \(em
meillo@31 582 .sp .5v
meillo@31 583 Budapest \(em \(sr \(sr
meillo@31 584 Berlin \(sr \(sr ?
meillo@31 585 .TE
meillo@31 586 .RS
meillo@31 587 .nr PS -2
meillo@31 588 .IP ? .7c
meillo@31 589 \o'=^' Nicht erwaehnt
meillo@31 590 .nr PS +2
meillo@31 591 .RE
meillo@31 592 .KE
meillo@31 593
meillo@23 594 .KE
meillo@17 595
meillo@17 596
meillo@17 597
meillo@17 598 .\"###################################################################
meillo@15 599 .H0 "Diskussion
meillo@32 600
meillo@32 601 .U2 "FS vs. OS
meillo@32 602 .P
meillo@33 603 Freie Software vs. Open Source
meillo@33 604 .P
meillo@33 605 In der Folge dieser Spaltung und der Entwicklungsrichtung des
meillo@33 606 Open Source wandte sich Bruce Perens, ein Jahr nachdem er selbst
meillo@33 607 die Open Source Initiative mitgegruendet hatte, explizit davon
meillo@33 608 wieder ab und der Freien Software zu. Er schrieb in seiner
meillo@33 609 Begruendung:
meillo@32 610 .QS
meillo@32 611 Most hackers know that Free Software and Open Source are just two
meillo@33 612 words for the same thing. Unfortunately, though, Open Source has
meillo@33 613 de-emphasized the importance of the freedoms involved in Free
meillo@33 614 Software. It's time for us to
meillo@32 615 fix that. We must make it clear to the world that those freedoms
meillo@33 616 are still important, and that software such as Linux would not be
meillo@33 617 around without them.
meillo@33 618 .[
meillo@33 619 bruce perens time to talk about free software again
meillo@33 620 .]
meillo@32 621 .QE
meillo@33 622
meillo@33 623
meillo@32 624 .P
meillo@32 625 Copyleft/Sharealike: Ja oder Nein? Beides bleibt vorhanden.
meillo@32 626
meillo@32 627 .P
meillo@32 628 Zielgruppe: Fuer alle gleichermassen, oder ist das Volk nur ein
meillo@32 629 zweitklassiger Nutzer?
meillo@32 630 -> Debian Social Contract.
meillo@32 631
meillo@32 632
meillo@32 633
meillo@32 634
meillo@32 635 .U2 "OA
meillo@15 636 .P
meillo@26 637 Ein grosser Unterschied zwischen Open Access und den anderen
meillo@26 638 Konzepten ist die Menge und Vielfalt seiner Beteiligten. Waehrend
meillo@26 639 sich die anderen Konzepte um kleine Gruppen von aehnlich
meillo@27 640 Denkenden herum aufbauen, ist der Open Access eine Bewegung, an der sehr
meillo@27 641 viele Personen, Institutionen und Unternehmen mit ihrern
meillo@27 642 eigenen, unterschiedlichen Interessen mitformen, ohne dass es eine
meillo@26 643 klare Fuehrung gaebe.
meillo@26 644 Wohingegen die anderen Konzepte anerkannte
meillo@26 645 Definitionen vorweisen koennen, gelingt dies dem Open Access
meillo@26 646 nicht.
meillo@15 647 .P
meillo@27 648 Das hat Gruende:
meillo@26 649 Zu stark ist die systemimmanente
meillo@26 650 Heterogenitaet der Wissenschaft. Zu schwer faellt es den
meillo@27 651 Wissenschaftlern sich zu organisieren, zumindest sich schlagkraeftig
meillo@26 652 und konsequenzbereit zu organisieren.
meillo@26 653 Zu stark sind die Traditionen
meillo@26 654 des Publizierens. Zu sehr sind die Wissenschaftler vom Mitspielen
meillo@26 655 im System abhaengig.
meillo@26 656 Zu stark ist aber auch die Einflussposition der Unternehmen.
meillo@15 657 .P
meillo@26 658 So herrscht bei den Wissenschaftlern zumeist ein Pragmatismus vor,
meillo@27 659 der lediglich den Ertraeglichkeitslevel akzeptabel halten will. Der
meillo@27 660 idealistische Wunsch der grundlegenden Verbesserung geht oft neben den
meillo@26 661 pragmatischen Anforderungen unter.
meillo@26 662 Auch bei der Open Source gibt es solche Tendenzen; dort sind sie
meillo@27 663 jedoch deutlich schwaecher ausgepraegt. Als Microsoft mit seinem
meillo@26 664 .I "Shared Source" -Konzept
meillo@26 665 auf den Open Source-Zug aufspringen wollte, wurde das als reine
meillo@26 666 Nutzniesserei, ohne erkennbare Unterstuetzung des Kerngedankens des
meillo@27 667 Open Source, verurteilt. Folglich wendete sich die Gemeinschaft ab.
meillo@27 668 Diese Abgenzung von reinen Trittbrettfahrern, die die Integritaet
meillo@27 669 der Bewegung verwaessern wuerden, fehlt dem Open
meillo@27 670 Access bislang. Der Begriff ``Open Access'' wird fast wahllos
meillo@27 671 verwendet. Die wissenschaftliche
meillo@27 672 Gemeinschaft (Welche Gemeinschaft denn?) hat noch keine Form
meillo@26 673 der Abgrenzung und Reinhaltung ihres Konzeptes gefunden. Wie
meillo@27 674 sollte sie auch, wo sie sich selbst noch nicht klar ist welche
meillo@27 675 Werte und Forderungen sie denn vertritt. So sind es nun vielmehr
meillo@26 676 die Unternehmen, die die Praxis des Open Access praegen und
meillo@27 677 ausgestalten. Nach anfaenglichen Startschuessen haben die
meillo@27 678 Wissenschaftler heute die Kontrolle grossteils wieder aus der Hand
meillo@26 679 gegeben.
meillo@15 680 .P
meillo@26 681 Kritisch zu sehen ist dabei sicher die Folge der fortwaehrenden
meillo@26 682 Abhaengigkeit von der Verwertungsindustrie. Diese favorisiert
meillo@27 683 logischerweise den Goldenen Weg. Die verwerterunabhaengige
meillo@27 684 Zugaenglichmachung, auf dem Gruenem Weg, geht als
meillo@26 685 \fIZweit\fPveroeffentlichung in das Verstaendnis der
meillo@26 686 Wissenschaftler ein. Wie anders waere die Situation, wuerden die
meillo@27 687 Wissenschaftler die freien Repositorien als natuerlichen ersten
meillo@26 688 Veroeffentlichungsort waehlen und anschliessend in einem Verlag
meillo@26 689 zweitveroeffentlichen. Zu abwegig scheint dieser Ansatz nicht zu
meillo@27 690 sein, denn beispielsweise mit dem Preprint-Server ArXiv ist die
meillo@27 691 Praxis in der Physik gar nicht so weit davon entfernt.
meillo@17 692 .P
meillo@27 693 Bei der Freien Software und den Free Cultural Works ist diese
meillo@27 694 Denkweise der Normalfall: Als erstes dem Volk, dann den
meillo@27 695 Verwertern. Entscheidend dabei ist, dass dort nichts gegen eine
meillo@27 696 kommerzielle Verwertung spricht, nur darf dieses Bestreben die
meillo@27 697 Rechte der Allgemeinheit nicht beschraenken. Beim Open Access
meillo@27 698 dagegen gehen die Tendenzen oftmals in Richtung
meillo@27 699 Non-Commercial-Einschraenkung. Das wird zum einen daran liegen,
meillo@27 700 dass sich die Verwerter dieses Marktfeld exklusiv reservieren
meillo@27 701 wollen und andererseits manche Wissenschaftler dadurch die
meillo@27 702 Unternehmen von der Verwertung ihrer Werke ausschliessen wollen.
meillo@27 703 Die Freie Software verwendet dazu lieber das Copyleft-Prinzip, das
meillo@27 704 die kommerzielle Nutzung sehr wohl zulaesst, aber sicherstellt,
meillo@27 705 dass jeder die gleichen Moeglichkeiten der kommerziellen
meillo@27 706 Nutzung hat.
meillo@26 707 .P
meillo@31 708 Mit Bezug auf den Open Source kann man sachlich argumentieren,
meillo@26 709 dass die Offenlegung aller Forschungsdaten und der daraus
meillo@26 710 entstehenden Publikationen zu besseren Ergebnissen fuehren kann.
meillo@27 711 Das sogar auf mehrerlei Weise: Man bietet so anderen
meillo@26 712 Forschern und sonstigen Interessierten die Moeglichkeit Fehler zu
meillo@31 713 finden und weitere Erkenntnisse zu entdecken, auch werden aufbauende
meillo@27 714 und zusammenfuehrende Arbeiten gefoerdert, und nicht zuletzt
meillo@26 715 werden die Wissenschaftler, durch die Gewissheit nachpruefbar zu
meillo@27 716 sein, sorgfaeltiger arbeiten. Diese Verbesserungen der
meillo@26 717 wissenschaftlichen Qualitaet muessen nicht eintreten, wenn sie
meillo@26 718 auch wahrscheinlich sind. Nachteile durch die Offenlegung sind nur
meillo@26 719 zu befuerchten, wenn die wissenschaftliche Ethik und
meillo@27 720 Selbstorganisation versagen.
meillo@27 721 Das bisherige Zoegern der Wissenschaft mag von einem fehlenden
meillo@27 722 Selbstbewusstsein oder von zu starkem Herdentrieb stammen.
meillo@26 723 .P
meillo@26 724 Die Freie Software, der Open Source, und nicht zu letzt die Free
meillo@26 725 Cultural Works zeigen eine Form der Selbstbestimmung der Urheber,
meillo@27 726 die der Open Access nicht erkennen laesst.
meillo@27 727 Der Grund mag darin liegen, dass dort eine groessere Bindung
meillo@27 728 zum eigenen Werk vorliegt als es bei den Wissenschaftler der Fall
meillo@27 729 zu sein scheint.
meillo@31 730 Die Angst, dass einem das eigene Werk ``verliert'', wenn man
meillo@27 731 Verwertern exklusive Nutzungsrechte einraeumt, die unter denjenigen
meillo@27 732 vorhanden ist, die ihrer Arbeit aus einer starken persoenlichen
meillo@27 733 Begeisterung heraus leisten, scheint bei vielen Wissenschaftlern
meillo@27 734 weniger stark ausgepraegt zu sein.
meillo@27 735 .P
meillo@27 736 Diese andere Konzepte zeigen Moeglichkeiten,
meillo@26 737 wie sich ihre Ziele und Wuensche vertreten lassen, so dass
meillo@27 738 nebenrangige Beteiligte weiterhin bestehen und wertschoepfend sein
meillo@27 739 koennen, aber die zentralen Interessen nicht gefaehrdet werden.
meillo@27 740 Notwendig dafuer ist ein schlagkraeftiger und
meillo@26 741 akzeptierter Kern an Worfuehrern und eine sich einige, breite
meillo@26 742 Basis an Anhaengern. Diese muessen klare Definitionen und
meillo@26 743 Ausrichtungen vorgeben und das Konzept rein halten.
meillo@26 744 .P
meillo@26 745 An sich ist die Wissenschaft mit den Open Access auf einem ganz
meillo@26 746 guten Weg. Die vorhandenen Definitionen sind eine brauchbare
meillo@27 747 Ausgangsbasis, die bereits Konsolidierungstendenzen aufweist. Auch ein
meillo@26 748 Bewusstsein fuer die Situation und ihre Hintergruende wird
meillo@26 749 zunehmend geschaffen, gerade auch von den Bibliotheken.
meillo@26 750 Entscheidend ist aber, dass das Bemuehen jetzt, wo die Verwerter
meillo@26 751 einzuschwenken beginnen, nicht nachlaesst. Noch ist nichts
meillo@27 752 grundlegend geaendert. Auch ist die Situation laengst nicht gut,
meillo@27 753 nur nicht mehr untragbar. Jetzt ist vielmehr der Zeitpunkt richtig
meillo@26 754 aktiv zu werden. Jetzt muss die Wissenschaft ihr
meillo@26 755 Selbstverstaendnis bestaetigen. Jetzt muss sie ihrer Definitionen
meillo@26 756 von Open Access vereinheitlichen und klar definieren. Jetzt muss
meillo@26 757 die wissenschaftliche Gemeinschaft an ihrer Selbstkontrolle arbeiten.
meillo@26 758 Open Access-Publikationen muessen geschaetzt werden. Der
meillo@26 759 Gemeinschaft vorenthaltene oder nur erschwert zugaengliche
meillo@26 760 Publikationen muessen benachteilt werden. Verfuegbare
meillo@26 761 Forschungsdaten muessen geschaetzt werden. Ihr Fehlen kritisiert
meillo@26 762 werden. Was in den XXX Erklaerungen schon vor einem Jahrzehnt
meillo@27 763 gefordert worden ist, muss die Praxis werden. Diese Umsetzung
meillo@26 764 steht der Wissenschaft frei. Sie muss sich nur selbst
meillo@26 765 organisieren. Die blinde Lobhudelei auf Basis von naiven Kennzahlen
meillo@27 766 muss aufhoeren!
meillo@6 767
meillo@7 768
meillo@27 769 .sp 4
meillo@26 770
meillo@14 771 .P
meillo@6 772 Wo es bei der ersten Gruppe eine Motivation ist, Geld zu sparen
meillo@6 773 und mehr Moeglichkeiten zu haben, so ist dies bei der zweiten
meillo@6 774 Gruppe nebensaechlich. Dort ist es viel wichtiger, dass die Werke
meillo@6 775 frei sind und damit die Menschheit nicht beschraenkt wird.